Seltene Erden-Aufbereitung in Malaysia ohne schlüssiges Abfallkonzept

Die Anlage zur Aufarbeitung Seltener-Erden-Metalle der Lynas Corporation in Malaysia weist hinsichtlich eines umweltverträglichen Betriebs erhebliche Mängel auf. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Öko-Instituts. Für die langfristige Abfallentsorgung unter akzeptablen Strahlenschutzbedingungen gebe es derzeit kein tragfähiges Konzept.

Lynas bereitet in der Fabrik im malaysischen Kuantan Erzkonzentrate aus einer Lagerstätte in Australien auf, die wertvolle Seltene Erden enthalten. Das in Malaysia zu verarbeitende Erzkonzentrat enthält nach Angaben des Öko-Instituts auch toxische und radioaktive Bestandteile wie beispielsweise Thorium. Die malaysische Bürgerinitiative SMSL hat das Öko-Institut beauftragt, zu prüfen, ob bei der Verarbeitung der Rohstoffe umwelt- bzw. gesundheitsgefährdende Emissionen aus der Anlage entweichen beziehungsweise Verarbeitungsrückstände mit Gefährdungspotenzial in Malaysia verbleiben.

Die Lagerung der im Aufarbeitungsprozess entstehenden Abfälle soll, nach drei verschiedenen Abfallarten getrennt, auf dem Betriebsgelände erfolgen. Dabei gebe es nach Auskunft der Wissenschaftler zum einen Probleme bei der Vortrocknung des mit radioaktivem Thorium belasteten Abfalls. „Insbesondere in der feuchten und langen Monsunzeit, die in Malaysia von September bis Januar dauert, funktioniert dies nicht“, so Gerhard Schmidt, Chemiker und Experte für die Entsorgung radioaktiver Abfälle am Öko-Institut. „Der Betreiber hat nicht dargelegt, wie er dieses Problem lösen will, ohne dass es zu zusätzlichen Strahlenbelastungen beim Personal kommt.“

Darüber hinaus seien die Lager nur mit einer einen Millimeter starken Kunststofffolie und einer 30 Zentimeter dicken Tonschicht versehen. Diese würden nicht ausreichen, um die meterhoch aufgetürmten feuchten Abfallmassen auf Dauer sicher einzuschließen. „Für den langfristigen Verbleib der Abfälle muss Lynas dringend eine Lösung finden“, fordert Schmidt, „auf keinen Fall dürfen die Abfälle vermarktet oder als Baumaterial genutzt werden. Dahin gehen jedoch derzeit Überlegungen von Betreiber und Aufsichtsbehörde. Das würde nach unseren Untersuchungen zu sehr hohen Strahlenbelastungen durch Direktstrahlung führen.“

„Eine der gravierenden Auffälligkeiten der Anlage ist, dass in den Unterlagen wichtige Angaben fehlen, um eine vollständige Schadstoffbilanz zu erstellen“, erläutert Projektleiter Schmidt weiter. „So ist beispielsweise nicht aufgeführt, welche toxischen Nebenbestandteile das Erz neben dem radioaktiven Thorium noch enthält. Auch werden unter den Emissionen in das Abwasser nur Stoffe genannt, die in den malaysischen Wassergesetzen aufgeführt werden, nicht aber die tatsächlich emittierten Stoffe.“ So sei allein der Salzgehalt des Abwassers der Anlage so hoch, dass er mit dem von Meerwasser vergleichbar ist. Diese werde ungefiltert in einen Fluss entsorgt.

Wissenschaftler stellen Grundlagen der Betriebsgenehmigung in Frage

Die Wissenschaftler stellen in der heute veröffentlichten Studie fest, dass die festgestellten Mängel gravierend seien und bei einer sorgfältigen fachlichen Überprüfung der Antragsunterlagen hätten auffallen müssen. Trotz dieser ungeklärten Mängel habe die Anlage von den örtlichen Behörden in 2008 eine Errichtungsgenehmigung erhalten sowie in 2012 eine vorläufige Betriebsgenehmigung.

Vor allem für die langfristig sichere Deponierung der radioaktiven Abfälle müsse schnellstmöglich ein entsprechender Standort nach international akzeptierten Schutzvorgaben ausgewählt werden. Dafür müsse ein Konsens mit den betroffenen Stakeholdern wie unter anderem den Anwohnern und ihren Vertretern herbeigeführt werden. „Bleibt weiter offen wie die langzeitsichere Abfallentsorgung organisiert wird, entstehen schon heute Altlasten mit gravierenden Umwelt- und Gesundheitsrisiken“, gibt Schmidt zu bedenken. „Die Verantwortung für deren Beseitigung wird den nachfolgenden Generationen aufgebürdet.“

Die Studie des Öko-Instituts in englischer Sprache
http://www.oeko.de/oekodoc/1628/2013-001-en.pdf

Die Zusammenfassung der Studie finden SIe unter
http://www.oeko.de/oekodoc/1629/2013-002-en.pdf

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