„Blauer Engel“ will Arbeiter in Recyclinganlagen schützen

Der Beitrag, den die IT-Wirtschaft zum Klimaschutz leistet, bleibt wenig visionär, urteilt das Öko-Institut. Hersteller hätten die Möglichkeit, besonders energieeffiziente und umweltfreundliche Geräte mit dem Blauen Engel auszeichnen zu lassen. Bislang ohne Resonanz, so das Öko-Institut. Strenge Anforderungen stelle der Blauen Engel an die Wahl der eingesetzten Materialien und wolle so zum Schutz der Arbeiter in den Fertigungs- sowie Recyclinganlagen beitragen.

„Noch gibt es keinen einzigen Hersteller, der sich um den Blauen Engel mit seinen aktuell geltenden Anforderungen beworben hat“, bedauert Siddharth Prakash, Wissenschaftler am Öko-Institut und Experte für umweltfreundliche Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). „Es wäre wünschenswert, dass sich die Industrie stärker für den Umwelt- und Klimaschutz stark macht und Geräte auf den Markt bringt, die energiesparend, langlebig und schadstoffarm sind.“

Dabei sind die Potenziale zur Energieeinsparung beim Alltagsgut Computer besonders groß. Würden alle deutschen Computeranwender energieeffiziente Desktop PCs, Notebooks und Bildschirme nutzen, könnten pro Jahr zwischen fünf und sieben Terawattstunden (TWh) Strom eingespart werden. Das entspreche der Stromerzeugung von etwa zwei mittelgroßen Kohlekraftwerken. So könnten Emissionen von drei bis fünf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden. Zu diesem Ergebnis kommt das Öko-Institut im Rahmen der Erarbeitung von Kriterien für das Umweltzeichen Blauer Engel mit dem Zusatz „Schützt das Klima“.

Bei der Diskussion um Energie- und CO2-Einsparungen dürfen jedoch auch andere umweltrelevante Aspekte nicht vergessen werden, so die Experten des Öko-Instituts. Der Blaue Engel zeichnet deshalb solche Geräte aus, die besonders langlebig, schadstoffarm und recyclinggerecht sind.

Insbesondere eine lange Nutzung über möglichst viele Jahre verringere die Umweltbelastungen, denn der Herstellungsaufwand von IKT-Geräten ist sehr energie- und ressourcenintensiv. Geräte, die den Blauen Engel erhalten wollen, müssen deshalb unter anderem Ersatzteile für mindestens fünf Jahre vorhalten und einfach auf- und nachrüstbar sein.

Strenge Anforderungen stelle der Blauen Engel an die Wahl der eingesetzten Materialien und wolle so zum Schutz der Arbeiter in den Fertigungs- sowie Recyclingfabriken beitragen. So dürfen Umweltzeichen-Kandidaten beispielsweise keine Kunststoffe enthalten, die unter der EU-Chemikalienverordnung REACH als besonders besorgniserregend identifiziert wurden und für Mensch und Umwelt eine Gefährdung darstellen.

Nicht zuletzt erfüllen die mit dem Umweltzeichen ausgezeichneten Computerkomponenten strenge Anforderungen an eine recyclinggerechte Konstruktion. Die Geräte müssten so konstruiert sein, dass sie für Recyclingzwecke leicht manuell zerlegbar sind, damit Gehäuseteile, Batterien, Leiterplatten und Bildschirmeinheiten getrennt und weitgehend wiederverwertet werden können. Dies trage zur Schonung kritischer, das heißt seltener Rohstoffe bei.

PROSA – Methode für die Kriterienentwicklung für Umweltkennzeichnung

Für die Ableitung von Vergabekriterien für das Umweltzeichen prüft das Öko-Institut gemäß ISO 14024, welche Umweltauswirkungen für die potenzielle Vergabe eines Klimaschutz-Umweltzeichens relevant sind. Neben dem Energieverbrauch und dem Treibhausgasausstoß werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte analysiert wie die umweltgerechte Produktion, die Schadstofffreiheit, der Gesundheits- und Arbeitsschutz, die Reparaturfreundlichkeit oder die Recyclingfähigkeit.

Grundlage für die Kriterienentwicklung sei jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an repräsentativen Produkten, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebenswegs werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht und die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.

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