Kontroverse Diskussion über höhere Recycling-Quoten für Kunststoff

Bringen höhere Quoten die deutsche Kunststoffrecyclingbranche weiter nach vorn? Das war eine der zentralen Fragen, die eine Diskussionsrunde über 20 Jahre Verpackungsverordnung am 22. Juni in Bernburg kontrovers betrachtete. Das teilt der Entsorgerverband bvse mit. Anlass der Runde war eine Jubiläumsveranstaltung der Firmen Multiport Recycling GmbH zum 20-jährigen und der MultiPet Gesellschaft für PET Recycling GmbH zum zehnjährigen Bestehen.

Geschäftsführer Herbert Snell hatte vor der Diskussion eindrücklich dargestellt, wie sich die Firmen vor dem Hintergrund der ebenfalls 20 Jahre alten Verpackungsverordnung entwickelten. „Deutschland ist ein rohstoffarmes Land und Kunststoffabfälle sind wertvolle Rohstoffe. Für eine gesicherte Materialversorgung und als Investitionssicherheit brauchen wir Verwertungsquoten“, fordert er schließlich.

Burkhard Landers, Präsident des Bundesverbands für Sekundärrohstoffe und Entsorgung, hält die in der Novelle zum Kreislaufwirtschaftgesetz vorgeschlagene Recyclingquote von 65 Prozent für zu wenig motivierend. Er wünsche sich eine Quote in Richtung 80 Prozent, doch stehe in seinem Verband eine abgestimmte politische Strategie zur Quotenfrage noch aus. Joachim Wuttke vom Umweltbundesamt stellt die Aussagekraft von Quoten in Frage, da häufig nicht auf die jeweilige Berechnungsgrundlage geachtet werde. So berechne sich etwa die Quote der Verpackungsverordnung anders als die im Kreislaufwirtschaftsgesetz geplante.

Michael Scriba gibt als Geschäftsführer der mtm Plastics, Niedergebra aus Unternehmersicht zu bedenken, dass eine von Verbänden vorgetragene Forderung nach einer 80prozentigen Recyclingquote selbst in Deutschland zu ähnlichen Verwerfungen führen würde wie die Einführung der Verpackungsverordnung vor 20 Jahren. Auch er spreche sich laut einer bvse-Mitteilung für höhere Quoten aus, schlage aber für mehr Investitionssicherheit eine stufenweise Erhöhung vor.

Peter Orth, Geschäftsführer der BKV Plattform für Kunststoff und Verwertung, einem Zusammenschluss der deutschen Kunststoffindustrie, plädiert für ein Ende der Quotendiskussion, die von den eigentlichen Herausforderungen ablenke. Während in Deutschland bei der Kunststoffverwertung es lediglich noch um eine Optimierung ginge, seien in der Mehrzahl der EU-Mitglieder noch nicht einmal die Grundprobleme gelöst. Mit Blick auf globale Herausforderungen wie Marine litter (Vermüllung der Weltmeere), seien alle Beteiligten aufgerufen, an Lösungen mitzuwirken. Ein wesentlicher Schritt wäre ein europaweites Deponieverbot, waren sich die Diskutanten einig und zeigten sich vorsichtig optimistisch zur Frage der Realisierung.

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