SWB müssen Müllbunker der MVA sanieren

Der Müllbunker der Müllverwertungsanlage Bonn (MVA) muss in den nächsten Jahren saniert werden. Planmäßige Prüfungen von Betonboden und Wänden hättenn ergeben, dass das seit fast 20 Jahren genutzte Gebäude mittlerweile starke Gebrauchsspuren und zunehmenden Verschleiß aufweise. Das teilen die Stadtwerke Bonn (SWB) mit. Deshalb müssen einer umfassenden mehrmonatigen Sanierung der Beton an Boden und Wänden erneuert werden.

Damit die Anlage auch während dieser Maßnahme ihren Abfall-Entsorgungs- und Energie-Versorgungspflichten ununterbrochen nachkommen könne, werde zunächst das Lagervolumen des bestehenden Gebäudes durch einen Anbau ergänzt, der während der Sanierungsarbeiten die angelieferten Abfälle aufnehmen könne. Natürlich, so die swb, ist ein solches Bauvorhaben genehmigungspflichtig nach dem Bundesimmissions-Schutzgesetz. Die Planunterlagen für das Genehmigungsverfahren würden in Kürze bei der Bezirksregierung Köln eingereicht.

Das Bauprojekt wird derzeit auf ein Investitionsvolumen von rund 13,5 Millionen Euro geschätzt – hierin seien die eigentlichen Sanierungskosten aber noch nicht enthalten, da diese erst zuverlässig ermittelt werden können, wenn das rund um die Uhr genutzte Lager vollständig freigeräumt ist, erklären die Stadtwerke Bonn. Die endgültige Bauentscheidung woll der Aufsichtsrat der SWB Verwertung im kommenden Jahr treffen, wenn die Genehmigung samt aller Bedingungen vorliegt und die Ausschreibungen erfolgt sind.

Die Bonner Müllverwertungsanlage ist nach Angaben der swb seit Anfang 1992 ununterbrochen in Betrieb. Seitdem werde der Müllbunker für den Abfallumschlag genutzt. Wände und Boden des Gebäudes hätten eine wichtige Funktion für den Umweltschutz. Sie seien so konstruiert, dass sie sicher Boden und Grundwasser vor Schadstoffen schützen, die im angelieferten Abfall enthalten sein können.

Binnen der vergangenen 20 Jahre seien die Betonflächen jedoch mechanisch und chemisch stark beansprucht worden. Bereits nach rund zehn Jahren Betrieb habe das Unternehmen vorsorglich mit der systematischen Zustandsüberwachung des Gebäudes begonnen und umfassende Überprüfungen der Bausubstanz in Auftrag gegeben, um diese Schutzfunktion sicher zu stellen. Ab dem Jahr 2008 seien diese Prüfungen dann mit großem Aufwand intensiviert worden. Dabei musste das Gebäude laut swb teilweise bis auf die Sohle geräumt werden.

An mehr als 100 Stellen wurde die Betonkonstruktion begutachtet sowie an mehr als 50 Stellen chemische Tests durchgeführt. Außerdem wurde die Druckfestigkeit geprüft, an 50 Stellen Bohrkerne entnommen, die weitere Informationen über den Zustand des Betons lieferten. In den anschließend erstellten Gutachten sei die Oberflächensanierung der Betonkonstruktion in den nächsten Jahren empfohlen worden.

Sanierung unter laufendem Betrieb

Für die Stadtwerke Bonn ist es wichtig, dass die Sanierungsarbeiten unter laufendem Betrieb ausgeführt werden können, denn sowohl die Entsorgungssicherheit insbesondere der Stadt Bonn als auch die Dampflieferung für die Fernwärme- und Stromproduktion im benachbarten Heizkraftwerk von SWB Energie und Wasser sollen sichergestellt bleiben. Wichtigste Voraussetzung dafür sei, dass zunächst der Ersatzstapelraum für die während der Sanierung nicht nutzbaren Lagerflächen geschaffen wird.

Im Zuge der Sanierung soll deshalb das Speichervolumen von derzeit 9.800 Kubikmetern durch einen Anbau auf 14.000 Kubikmeter erhöht werden. „Ohne Ersatzbunker können wir die anstehende Sanierung nicht unter laufendem Betrieb umsetzen“, erklärt Manfred Becker, Geschäftsführer von SWB-Verwertung. Gleichzeitig bringe die nach Abschluss aller Bau- und Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung stehende höhere Lagerkapazität im künftigen Betrieb erhebliche Vorteile. „Die heutige Lagerkapazität entspricht etwa dem fünffachen der durchschnittlich angelieferten täglichen Abfallmenge. Das führt regelmäßig zu Engpässen während längerer Feiertagszeiten und erschwert den gleichmäßigen und wirtschaftlichen Betrieb der Anlage.“

Ein größeres Vorratsvolumen vereinfache zudem das Mischen der angelieferten Abfälle und verbessere damit die verfahrenstechnischen Betriebsabläufe, so Becker. Aber auch die anliefernden Kunden, unter ihnen natürlich die städtischen Müllfahrzeuge, würden vom größeren Lager profitieren: Da die Abfertigung an mehr Abkippstellen erfolgen könne, verkürzen sich Wartezeiten und Rückstaus. Damit werde auch die Verkehrssituation auf der Straße „Am Dickobskreuz“ spürbar entlastet. Letztlich biete das Projekt für die angestrebte engere regionale Zusammenarbeit in der Abfallwirtschaft innerhalb des Zweckverbands „Rheinische Entsorgungs- Kooperation“ (REK) deutliche Verbesserungen der logistischen Abläufe und die notwendige Flexibilität zur jederzeitigen Gewährleistung der Entsorgungssicherheit für die Mitgliedskommunen.

Mit der Erhöhung des Stapelvolumens des Müllbunkers werde die Verbrennungskapazität der Öfen nicht erhöht. Darauf weisen die SWB hin. In der Regel würden hier an Werktagen bis zu 1.000 Tonnen Abfall entladen, gemischt und bis zur Verbrennung im Müllbunker gelagert. Bei Betrieb aller drei Verwertungslinien der Anlage würden binnen 24 Stunden bis zu 860 Tonnen Abfall in Energie umgewandelt. Jede der drei Verbrennungseinheiten verfüge über eine Verbrennungsleistung von rund zehn bis zwölf Tonnen Abfall pro Stunde. Diese Maximalmenge entspreche in etwa dem Inhalt von eineinhalb Bonner Müllfahrzeugen.

Das bestehende Bunkergebäude werde auf dem Gelände in Richtung der Straße „Am Dickobskreuz“ verlängert und mit weiteren Abkippstellen versehen. So ließen sich nach den Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten sowohl das betriebliche Müllmanagement als auch die Anlieferlogistik optimieren: Gleichzeitig sollen ein neuer zentraler Leitstand, ein zweites Löschwasserbecken und Sozialräume gebaut werden.

Der Standort unmittelbar neben dem SWB-Heizkraftwerk Nord wurde seinerzeit bewusst gewählt, erklären die SWB Denn die MVA sei wesentlicher Lieferant CO2-neutraler, also „grüner“, Energie für das Heizkraftwerk, das derzeit für rund 80 Millionen Euro ausgebaut werde. Über Rohrleitungen wird der Dampf von der MVA auf kurzem Weg zum Heizkraftwerk geleitet und dort für die Bonner Fernwärme- und Stromproduktion genutzt. „Unsere Müllverwertungsanlage ist ein wichtiger Baustein im Bonner Energiekonzept. Pro Jahr schöpft die Bonner Müllverwertungsanlage mehr als 500.000 Megawattstunden Dampf aus dem Müll und ersetzt damit erheblich den Einsatz fossiler Brennstoffe“, so SWB-Geschäftsführer Marco Westphal.

Die aus dem Abfall geschöpfte Energiemenge ist nach SWB-Angaben ausreichend für die Produktion von rund 90 Millionen Kilowattstunden Strom und mehr als 200 Millionen Kilowattstunden Fernwärme. Genug, um 10.000 Wohnungen à 80 Quadratmeter mit Fernwärme zu heizen und rund 20.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Müllverwertungsanlage besteht aus drei nebeneinander und unabhängig arbeitenden Verbrennungsöfen mit jeweils angeschlossener Rauchgasreinigung. Pro Jahr würden rund 250.000 Tonnen Abfall aus Bonn und der Region verwertet.

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