Preise auf deutschem Stahlschrottmarkt im Aufwind

Nach der Aufwärtsbewegung auf dem Stahlschrottmarkt im Dezember war die Erwartungshaltung im Handel auch für den Januar recht hoch. Zu Jahresanfang habe es denn auch nicht lange gedauert, bis sich die Erwartungen im Markt weitgehend realisiert hätten. Das schreibt die Wirtschaftsvereinigung Stahl in ihrem aktuellen „Bericht zur Lage auf dem Stahlschrottmarkt“. In Deutschland habe die rege Einkaufstätigkeit der Werke den Schrottpreisen einen deutlichen Auftrieb verliehen.

Hierbei sind die Preise laut Wirtschaftsvereinigung Stahl um durchschnittlich etwa 30 bis 40 Euro pro Tonne angestiegen.In der Spitze seien vereinzelt auch Notierungen von 50 Euro pro Tonne und mehr gemeldet.

Die hohe Nachfrage am Exportmarkt habe nicht nur die Entwicklung in Deutschlanden spürbar beeinflusst, sondern auch auf den übrigen europäischen Stahlschrottmärkten. In allen Regionen werde von einem sehr festen Angebot gesprochen, wie die Wirtschaftsvereinigung mitteilt. Die gemeldeten Preissteigerungen bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau wie auf dem deutschen Markt. Insbesondere in den Ländern, in denen die Entwicklung auf dem Stahlschrottmarkt sehr stark vom Exportgeschehen beeinflusst wird, sei ein kräftiger Preisauftrieb zu verzeichnen gewesen. So hätten etwa auf dem italienischen Stahlschrottmarkt die Inlandspreise für Qualitätsschrotte inzwischen die 400-Euro-Marke überschritten, womit Italien einmal mehr in Europa die preisliche Spitzenposition innehabe.

Die Entwicklung im Tiefseemarkt sei bereits im Dezember durch einen anhaltend steigenden Trend gekennzeichnet gewesen. Der steigende Trend hat sich nach Wortend er Wirtschaftsvereinigung Stahl im frühen Januarverlauf zunächst fortgesetzt, wobei sich die Notierung der 500-US-Dollar-Marke stark angenähert hat. So wurden Mitte Januar vom Exportplatz in Rotterdam für die Standardsorte HMS ½ (80:20) Notierungen von etwa 490 bis 495 US-Dollar je Tonne FOB gemeldet. Ende Dezember lagen die Exportpreise für diese Sorte noch bei 450 bis 455 US-Dollar je Tonne FOB.

Türkische Einkäufer legen Pause ein

In der zweiten Monatshälfte sei die Nachfrage spürbar abgeflaut, da vor allem die türkischen Verbraucherwerke aus dem Markt wieder ausgestiegen seien. Es seien danach keine Tiefseeladungen mehr gebucht worden, so dass es kaum aussagefähige Preisreferenzen gebe, sagt die Wirtschaftsvereinigung.

In der Türkei mussten die Stahlwerke demzufolge bereits im Dezember deutliche Schrottpreiserhöhungen akzeptieren, wobei sich die Notierungen auf dem Inlandsmarkt nach Aussagen von Marktbeobachtern wöchentlich um etwa 20 Euro pro Tonne nach oben bewegt hätten. Hierbei sei die Schere zwischen Inlands- und Exportpreisen in den vergangenen Wochen immer größer geworden. Infolge des anhaltend steigenden Trends bei der Importversorgung hätten die Schrottpreise auch am Inlandsmarkt im Januar weiter angezogen.

In den ersten beiden Januar-Wochen hätten die türkischen Einkäufer größere Mengen auf dem internationalen Handelsmarkt eingedeckt. Die erhöhte Nachfrage im Tiefseemarkt habe die Notierungen im frühen Januarverlauf sehr schnell über die psychologisch wichtige Marke von 500 US-Dollar pro Tonne gedrückt. So seien in der ersten Januarhälfte etwa für die Sorte HMS ½ (80:20) Notierungen um die 515 – 520 US-Dollar je Tonne C&F gemeldet worden, teilt die Wirtschaftsverinigung Stahl weiter mit.

Etwa zur Monatsmitte hätten die Einkäufer aus der Türkei dann eine Pause eingelegt. Die türkischen Werke warteten offenbar einmal mehr ab, ob und inwieweit sich beim Verkauf der Fertigprodukte bessere Erlöse erzielen lassen – das heißt bis sich die Schrottpreissteigerungen auf der Absatzseite eingespielt haben.

Der Blick auf die weiteren Aussichten für den Februar ist nach Ansicht der Wirtschaftsvereinigung Stahl einmal mehr in Richtung Türkei gerichtet. Hierbei seien die Einschätzungen bezüglich der türkischen Aktivitäten im Tiefseemarkt wie so oft recht unterschiedlich. So gebe es teilweise Meinungen, dass die türkischen Elektrostahlhersteller über ausreichende Schrottbestände verfügten, um bis Ende Februar produzieren zu können.

Andere Marktteilnehmer gingen demgegenüber davon aus, dass der Bedarf der türkischen Werke für die Februar-Produktion noch nicht gedeckt ist und die Werke noch größere Schrottmengen (mindestens 600.000 Tonnen) zukaufen müssten. In Handelskreisen werde daher überwiegend erwartet, dass die türkischen Einkäufer in Kürze wieder auf den Markt zurückkehren werden. Dies dürfte dann einmal mehr in vielen Regionen Europas die generelle Richtung des Schrottmarktes bestimmen.

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