Zielmarkt Polen

Eine große schwarze Wolke aus Asche und Staub verhüllt zwei Männer, als sie den Inhalt einer grauen Tonne in den offenen Schlund ihres Müllwagens kippen. Vielen Stadtverwaltungen waren die Staubwolken bei der Müllabfuhr Anfang der 50er Jahre ein Dorn im Auge – bis das Familienunternehmen Tönsmeier als eines der ersten 1958 die „staubfreie Müllabfuhr“ einführte. Im Jahr 2009 ist die Unternehmensgruppe an 60 Standorten in Deutschland und Europa vertreten, die größten Zuwächse verzeichnet Tönsmeier in Polen.

Von Christiane Hawranek

Heute ist es die Aufbereitung von Spezialglas oder die Sortierung von Leichtstoff-Verpackungen (LVP), auf die sich Tönsmeier spezialisiert hat. Die familiengeführte Gruppe beschäftigt europaweit mehr als 3.000 Mitarbeiter, die mit 900 Fahrzeugen kommunale Auftraggeber, duale Systemträger und Kunden aus Industrie und Gewerbe betreuen. Im Jahr 2009 ist die Unternehmensgruppe an 60 Standorten in Deutschland und Europa vertreten, die größten Zuwächse verzeichnet Tönsmeier in Polen.

Karl Tönsmeier hatte das Unternehmen 1927 als „bahnamtliche Spedition“ gegründet – als ein Fuhrunternehmen mit Pferd und Wagen. In den 70er Jahren folgte die Ausweitung auf Industrie- und Gewerbekunden, in den folgenden Jahren kamen neue Bereiche hinzu: die Entsorgung von Sonderabfällen, das Pilotprojekt „Wertstofftonne“ in Ostwestfalen-Lippe, das Engagement in der Schrott- und Altmetallentsorgung, die Inbetriebnahme einer ersten Kompostierungsanlage und die Entsorgungsdienstleistungen im Rahmen des Dualen Systems.

Zu den wichtigsten Innovationen der vergangenen Jahre zählt Unternehmenssprecher Boris Ziegler die LVP-Sortierungen in Porta Westfalica und Oppin, die in den Jahren 2007 und 2008 in Betrieb genommen wurden. Mit Hilfe von insgesamt 15 Nah-Infrarot-Trennern werden allein in Oppin jährlich 100.000 Tonnen Leichtstoffverpackungen sortiert.

Nach Angaben des Unternehmenssprechers konnten mit den neuen Anlagen die Mengen, die nach dem Sortierprozess nicht mehr stofflich zu verwerten waren, halbiert werden.Anfang Oktober 2008 startete zudem in Petershagen eine neuartige Flachglasaufbereitung. Dort lassen sich auch hitzebeständige Gläser aussortieren, die bisher in den Glashütten oftmals massive Probleme verursacht hatten. Eine Kamera überprüft die Farben des Glases. Wenn diese auf Scherben von Kochfeldern oder Kaminscheiben hindeuten, scannt eine zweite Kamera die Struktur der Scherben und überprüft, ob diese keramisch ist. Ist dies der Fall, wird die Scherbe mit Druckluft aussortiert.

Der jüngste Entwicklungsschritt des Unternehmens ist die Übernahme des westpolnischen Entsorgungsdienstleisters Geppo zum 1. Februar 2009. Die 60 Mitarbeiter des Betriebes in Nowa Sól betreuen vor allem Kunden aus dem Industrie- und Gewerbebereich. Mit dem Zukauf von Geppo beschäftigt Tönsmeier in Polen mehr als 800 Mitarbeiter an 15 Standorten.

„Wir ergänzen unsere Akti­vitäten in Polen sowohl räum­lich als auch fachlich“, erklärt Andreas Klein, Leiter des Tönsmeier-Regionalcenters Osteuropa: „Der Standort von Geppo verfügt über umfangreiche Genehmigungen und ist als Entsorgungszentrum im Abfallwirtschaftsplan gelistet.“ Bereits seit Mitte der 90er Jahre verfolgt Tönsmeier die Strategie, in Polen Marktanteile zu gewinnen. Inzwischen hat sich das Familienunternehmen aus Deutschland als Partner kommunaler Auftraggeber etabliert.

Für die Zukunft plant die Unternehmensgruppe weiterhin ein Zusammenspiel aus organischem Wachstum und gezielten Zukäufen am Markt. „Unsere polnischen Gesellschaften sollen ihre Entwicklung fortsetzen. Gleichzeitig wollen wir uns weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten durch Zukäufe vergrößern“, erklärt Ziegler. Derzeit liegt Tönsmeier als privatwirtschaftliches Entsorgungsunternehmen gemessen an den Marktanteilen in Polen auf dem dritten Platz. „In Litauen sind wir Marktführer“, ergänzt Ziegler. Insgesamt ist Tönsmeier im Ausland an vier Standorten vertreten: in Polen, Litauen, Österreich und den Niederlanden.

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