Leitfaden zum Deponierückbau

Drei Jahre hat sich ein Forschungsverbund mit Deponierückbau beschäftigt. Gestern wurde das Ergebnis im Entsorgungszentrum des Kreises Minden-Lübbecke vorgestellt.

Die Tönsmeier Gruppe, der Abfallentsorgungsbetrieb Minden-Lübbecke, die TU Braunschweig, die TU Clausthal, die RWTH Aachen, das Ifeu-Institut und das Öko-Institut präsentierten ihre Studien zur Rückgewinnung ausgewählter Ressourcen aus Siedlungsabfall- und Schlackedeponien.

Entstanden ist ein Leitfaden, der Deponiebetreibern künftig eine Orientierung bei grundlegenden Entscheidungen geben kann. Das r³-Verbundprojekt TönsLM wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 3 Millionen Euro gefördert und vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Hintergrund der gemeinsamen Anstrengungen: Allein in Deutschland wurden zwischen 1975 und 2005 etwa 2,5 Milliarden Tonnen Siedlungsabfälle deponiert. Die Kosten für die Stilllegung und Nachsorge dieser bundesweiten Ablagerungen belaufen sich – seriösen Schätzungen folgend – in den nächsten Jahren auf mehrere Milliarden Euro. Gleichzeitig steigen die Kosten für Primarenergieträger und Rohstoffe, die sich weltweit verknappen. Nicht zuletzt könnten die geräumten Flächen vor allem in Ballungsräumen einer neuen und sinnvolleren Nutzung zugeführt werden.

Wichtigstes Ziel des interdisziplinären Forschungsansatzes war die Entwicklung innovativer Verfahren zur Aufbereitung der Abfälle und zur Rückgewinnung der enthaltenen Wertstoffe. Dabei kam den Wissenschaftlern auch die Infrastruktur im Kreis Minden-Lübbecke zugute: Der AML und Tönsmeier betreiben hier eine Vielzahl von Anlagen, in denen die verschiedenen mechanischen, biologischen, chemischen und thermischen Behandlungsverfahren getestet werden konnten. Die Ergebnisse der Versuche sind nach Angaben von Tönsmeier positiv ausgefallen. Die großtechnischen Anlagen können – mit entsprechenden Modifikationen – das sogenannte Deponat und die darin enthaltenen Wertstoffe für eine weitere stoffliche oder thermische Verwertung aufbereiten.

Einigkeit besteht bei den Fachleuten laut Tönsmeier darüber, dass neben dieser technischen Machbarkeit weitere Parameter über die Plausibilität von Rückbauprojekten entscheiden. Der Leitfaden fasst daher eine Vielzahl rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Bewertungskriterien zusammen, die eine umfassende Gesamtbetrachtung ermöglichen. Dass die Ergebnisse dabei stark voneinander abweichen können, liegt auf der Hand: Verschiedene Rahmenbedingungen oder schwankende Rohstoffpreise führen im Einzelfall zu unterschiedlichen Resultaten. Auch hier soll der Leitfaden helfen, der während der Ifat im Mai erstmals auch einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, indem er Nachhaltigkeitsbewertungen und Handlungsempfehlungen bietet.

In Anbetracht der guten Ergebnisse zogen die Projektbeteiligten nach drei Jahren TönsLM positive Bilanzen: „Der Kreis Minden-Lübbecke hat das Potenzial und die gesellschaftspolitische Bedeutung des Themas früh erkannt und konnte im Projektverlauf einen maßgeblichen Beitrag zu dieser wichtigen Grundlagenforschung leisten“, so Jürgen Striet, Dezernent für Bauen und Umwelt des Kreises Minden-Lübbecke. „Wir haben gewusst, dass der Rückbau von Deponien künftig zu einer wichtigen und nachhaltigen Komponente der Kreislaufwirtschaft wird. Jetzt kennen wir auch die notwendigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen“, fasste Gruppengeschäftsführer Bernd Ranneberg die Ergebnisse für Tönsmeier zusammen und bedankte sich beim AML und den Forschungseinrichtungen für die gute Zusammenarbeit.

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