Spanien holt beim Kunststoffrecycling auf

Wie ist das Kunststoffrecycling in Spanien organisiert und wo liegen die Herausforderungen für das Land? Das waren laut bvse die zentralen Fragen rund um das Gastland Spanien, das einen Schwerpunkt des diesjährigen Internationalen Altkunststofftages des bvse darstellte.

Experten von Recyclingunternehmen und -organisationen in Spanien gaben den rund 400 Teilnehmern einen Überblick über das Kunststoffrecycling in ihrem Land und diskutierten mit den Branchenvertretern aus Deutschland. Das teilt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) mit.

Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg fallen nach Angaben des bvse in Spanien rund 2,21 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an, während 2,84 Millionen Tonnen in Verkehr gebracht werden. Zwischen 1996 und 2010 sei die Recyclingquote von 7 auf 29,2 Prozent gestiegen und liege damit knapp über der EU-Vorgabe von 22,5 Prozent. Für Spanien bedeute das Platz neun im europäischen Vergleich, wie Alberto Caldeiro Jiménez ausführte. Er arbeitet für die Organisation Cicloplast, die Unternehmen der Kunststoffbranche zusammenbringt und Recyclinglösungen entwickelt.

Die Hauptmärkte für Recycling-Kunststoffe sind demnach Rohre (26 Prozent), Mülltüten (11 Prozent), Folien und Tüten (23 Prozent), Flaschen und Behälter (5 Prozent), Industrieteile (15 Prozent) sowie Möbel, Schuhe, Kleiderbügel (20 Prozent). Immer noch werden aber 60 Prozent der Kunststoffabfälle deponiert.

Caldeiro kritisierte, so der bvse, dass Abfälle in Spanien zu häufig den billigsten Weg gehen und forderte ein Deponierungsverbot, um die Verwertungsstrukturen weiter zu stärken. Dies ginge jedoch nicht von heute auf morgen: Zu groß sei die Gefahr, dass davon zunächst statt des Recyclings die energetische Verwertung profitiert. Spanien brauche noch etwas Zeit und müsse behutsam vorgehen. bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock sagte Caldeiro die Unterstützung seines Verbandes bei der Entwicklung von Strategien in Richtung Deponierungsverbot zu.

Wie in Deutschland werde das Verpackungsrecycling in Spanien von den Herstellern finanziert. Zuständig für die Lizensierung mit dem spanischen Grünen Punkt sei jedoch einzig das Non-Profit-Unternehmen Ecoembes. Dieses habe ein System für die Getrenntsammlung und das Recycling von Verpackungen aus Papier, Metall und Kunststoffen aufgebaut, dem über 12.100 Unternehmen angeschlossen seien, darunter Verpackungshersteller, Händler, Rohstoffhersteller und Recyclingunternehmen.

Mercedes Gómez von Ecoembes rechnete beim bvse-Altkunststofftag vor, dass in Spanien über dieses System pro Jahr rund 706.500 Tonnen Kunststoffabfälle aus Haushalten anfallen und heute 98 Prozent der Spanier an eine Getrenntsammlung über die gelbe Tonne angeschlossen sind.

Darüber hinaus gebe es komplementäre Sammlungen an öffentlichen Plätzen und bei Events. Mit einer Recyclingquote von rund 50 Prozent bei den Kunststoffverpackungen habe Ecoembes im Jahr 2011 die Vorgaben der EU übertroffen und liege bezogen auf Verpackungen im europäischen Vergleich auf Platz fünf hinter Belgien, Österreich, Deutschland und Tschechien. Ecoembes arbeite derzeit daran, neue Anwendungen für Recyclingkunststoffe zu finden. Aufgrund eines bis vor zwei Jahren geltenden Verbotes für den Einsatz von Recyclingkunststoffen für Lebensmittelverpackungen sieht Gómez hier großes Potential für Spanien, aufzuholen.

Innovative Ideen für Kunststoffrecycling in Spanien

Um das Kunststoffrecycling in Spanien voranzubringen, arbeiten Organisationen wie Ecoembes und Cicloplast aber auch Unternehmen wie Zicla oder Aimplast, weitere Gäste beim Altkunststofftag, an neuen Anwendungsbereichen für Recyclate. Die innovativen Radwegbegrenzungen von Zicla erreichten 2011 den zweiten Platz beim Wettbewerb um das beste Recyclingprodukt in Europa und leisteten einen Beitrag zur Verkehrssicherheit. Aimplast forscht mit mehreren Pilotanlagen an hochwertigen Verfahren für das Recycling.

Besondere Herausforderungen an das Recycling, so Caldeiro, stellen derzeit insbesondere Folien und Mischkunststoffe aus Haushalten dar, die sich oft nicht ökonomisch und ökologisch sinnvoll recyceln lassen.

Ecoembes, Cicloplast und Plastics Europe forschen deshalb an Möglichkeiten, Folien aus Haushalten und aus der Landwirtschaft in Kombination mit Bitumen im Straßenbau zu verwenden. Ein Praxistest habe ergeben, dass das der Straßenbelag verbesserte Eigenschaften in Bezug auf Elastizität, Wetterbeständigkeit und Spurrillenbildung aufweise. Laut Caldeiro sei dies ein Schritt, neue Anwendungen für Materialien zu finden, die sonst deponiert würden.

Die Branchenvertreter gaben jedoch auch zu bedenken, dass die Materialien so dem Recyclingkreislauf entzogen werden. Für Mischkunststoffe sehen die spanischen Recycler Wachstumspotenzial im Bereich Paneele. Eine Herausforderung sei dabei jedoch die Mischung der verschiedenen Polymere sowie die Verschmutzung der Materialien mit Fremdstoffen. Mit dem Projekt „Prowaste“ sollen Produktdesign und Prozesse weiterentwickelt werden, um eine effizientere Verwertung von Plastikabfällen zu erreichen.

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