Eurozone Economic Outlook: Eine langsame Erholung

Der Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts der Eurozone verlangsamte sich im dritten Quartal 2010 auf 0,3 Prozent. Als Grund führen das Münchner ifo Institut, das INSEE in Paris und das ISAE in Rom in ihrer Konjunkturprognose die Abschwächung des Welthandels. Im Quartal zuvor hatte der Anstieg noch bei 1 Prozent gelegen, wie die Wirtschaftsinstitute in ihrem „Eurozone Economic Outlook“ schreiben.

Die Investitionsausgaben seien um 0,3 Prozent zurückgegangen, während der private Konsum leicht zulegen konnte ( plus 0,1 Prozent).

Im Prognosezeitraum dürfte sich die Erholung mit einer vergleichbaren Dynamik fortsetzen (plus 0,4 Prozent im 4. Quartal 2010, plus 0,3 Prozent im 1. Quartal beziehungsweise 2. Quartal 2011), heißt es im Konjunkturreport für die Eurozone. Trotz einer leicht verbesserten Situation auf dem Arbeitsmarkt (vor allem in Deutschland) werde sich der private Konsum aufgrund der geringen Zuwächse bei den verfügbaren Einkommen nur zögerlich erholen (plus 0,2 Prozent im vierten Quartal 2010, plus 0,1 Prozent im ersten beziehungsweise zweiten Quartal 2011). Diese würden vor allem durch die geplanten fiskalpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen gedämpft.

Die Investitionsausgaben dürften leicht zulegen, wie das ifo Institut weiter mitteilt. Eine geringere Auslandsnachfrage sowie eine nur langsame Verbesserung der Kreditkonditionen und der Kapazitätsauslastung würden eine stärkere Erholung verhindern. Unter der Annahme, dass im Prognosezeitraum der Ölpreis um 90 US-Dollar je Tonne schwanken und der Wechselkurs 1,34 US-Dollar je Euro betragen wird, dürfte die Inflationsrate von 2,2 Prozent im Dezember 2010 auf 1,7 Prozent im Juni 2011 sinken.

Die Industrieproduktion legte laut „Eurozone Economic Outlook“ im dritten Quartal 2010 um 0,8 Prozent zu, nachdem sie in den beiden Quartalen zuvor um je 2,3 Prozent gestiegen war. Der Verlust an Dynamik führen die Wirtschaftswissenschaftler vornehmlich auf eine Abschwächung der Auslandsnachfrage zurück. Diese sei durch die konjunkturelle Abschwächung in China und den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens bedingt, in denen die Geld- und Fiskalpolitik zunehmend restriktiver werde. Zudem neige sich der Lagerzyklus, der stark zum Aufschwung beigetragen habe, seinem Ende zu.

Im Prognosezeitraum dürfte sich der Anstieg der Industrieproduktion weiter verlangsamen. Zwar deuteten neuste Umfrageergebnisse auf eine leichte Verbesserung hin (vor allem in Deutschland und Frankreich). Die Auslandsnachfrage dürfte jedoch infolge einer langsameren Expansion in Japan sowie in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und Lateinamerikas einen dämpfenden Effekt ausüben. Zudem werden vermutlich die geplanten fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen die Kaufkraft und somit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage belasten. Die Industrieproduktion werde im vierten Quartal 2010 um 0,6 Prozent zulegen, ehe ihre Zuwachsrate auf 0,3 Prozent beziehungsweise 0,4 Prozent in den ersten beiden Quartalen 2011 zurückgehe, wie es in der Konjunkturprognose heißt.

BIP Erholung verlangsamt sich

Das Bruttoinlandsprodukt stieg laut „Eurozone Economic Outlook“ im dritten Quartal 2010 um 0,3 Prozent, nachdem es im Quartal zuvor um 1 Prozent zugelegt hatte. Die Abschwächung der Auslandsnachfrage sowie die fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen in einigen Mitgliedsstaaten seien die größten Belastungsfaktoren gewesen. Jedoch sei die Entwicklung in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich gewesen. Während Deutschland weiterhin einen starken BIP Anstieg verzeichnet habe, sei das BIP in Griechenland und Irland geschrumpft oder stagniert wie in Spanien. Im ersten Halbjahr 2011 dürfte sich der Anstieg weiter verlangsamen, da sich der Welthandel abschwäche und die restriktive Fiskalpolitik die private Nachfrage dämpfe.

Als Folge der fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen dürften gemäß der Angaben der drei Wirtschaftsforschungsinstitute die öffentlichen Investitionen kaum zulegen beziehungsweise werden in einigen Mitgliedsländern sogar fallen. Die privaten Investitionsausgaben würden dagegen moderat zulegen. Diese würden von den niedrigen Notenbankzinsen sowie der verbesserten Gewinnsituation der Unternehmen profitieren. Zudem dürfte das Auslaufen vorteilhafter Abschreibungsregeln deutsche Unternehmen dazu veranlassen, Investitionen in das vierte Quartal 2010 vorzuziehen, mit einem entsprechend negativen Effekt auf die Wachstumsrate im ersten Quartal 2011.

Die Investitionsausgaben in der Eurozone dürften daher im vierten Quartal 2010 um 0,4 Prozent zulegen, gefolgt von einem Anstieg um 0,2 Prozent im ersten Quartal 2011 und 0,3 Prozent im zweiten Quartal 2011. Die Turbulenzen an den europäischen Staatsanleihenmärkten werden einen geringen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung im Prognosezeitraum haben, wie die Autoren der Studie erwarten. Sie stellten jedoch ein Risiko dar, da sie die wahrgenommene Unsicherheit erhöhen und zusätzliches Vorsichtssparen induzieren könnten.

Alles in allem werde sich die Erholung in der Eurozone mit geringem Schwung in den kommenden Quartalen fortsetzen. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts dürfte im vierten Quartal 2010 0,4 Prozent betragen und sich auf je 0,3 Prozent in den ersten beiden Quartalen 2011 reduzieren. Die Jahresrate 2010 wird bei 1,7 Prozent liegen, wie die Institute in ihrem Outlook erwarten.

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