Desolate Ertragslage der Papierindustrie

Die deutsche Papier- und Zellstoffindustrie ist trotz ihrer hohen internationalen Wettbewerbsfähigkeit von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen, erklärte der Präsident des Verbandes Deutscher Papierfabriken, Dr. Wolfgang Palm, auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes Deutscher Papierfabriken (VDP).

Zwar hätten viele Unternehmen erhebliche Restrukturierungen und Anpassungen vorgenommen, dennoch erwartet Palm für die Branche ein schwieriges Jahr 2009, da mit weiteren Verbrauchsrückgängen in den Absatzmärkten zu rechnen ist. Dieser Rückgang dürfte zwar geringer ausfallen als in anderen Industriebereichen, belaste aber gerade die kapitalintensive Papierindustrie besonders.

Wie es in dem elektronischen Newspaper des VDP dazu heißt, seien die Kosten im Jahresverlauf 2008 erneut dramatisch gestiegen. Laut Palm konnten sie wegen weltweiter Überkapazitäten bei Massenpapieren nicht über die Verkaufspreise weiter gegeben werden. Die Ertragslage der Branche sei deshalb absolut unzureichend.

Dieser Trend habe trotz krisenbedingter Entlastungen bei den Rohstoffkosten zum Jahresende 2008 nicht gestoppt werden können.

Die Jahresproduktion an Papier, Karton und Pappe sank 2008 um 2 Prozent auf 22,8 Millionen Tonnen und lag damit wieder auf dem Niveau des Jahres 2006. Allerdings ist die Produktion von 2001 bis 2007 jährlich durchschnittlich um 4,5 Prozent gestiegen.
In 2008 gab der Auslandsabsatz mit einem Minus von 1,8 Prozent stärker nach als die Inlandsnachfrage mit minus 0,5 Prozent.

Wie Palm weiter ausführte, weisen alle großen Sortenbereiche ein Minus aus. Lediglich die Hygienepapiere verzeichnen als konsumnahe Produkte erneut ein deutliches Wachstum. Die grafischen Papiere verloren 2,1 Prozent. Hier schlägt vor allem der Rückgang bei den Zeitschriftentiteln durch. Bei den Verpackungspapieren macht sich vor allem die rückläufige Industrieproduktion bemerkbar. Hier beträgt das Produktionsminus 2,3 Prozent. Die Spezialpapiere, die sich aus sehr verschiedenen Produkten zusammensetzen, verloren 6,6 Prozent an Menge.

Sorgen bereiten der Branche die noch ungeklärten Fragen des europäischen Emissionshandels. Nach wie vor herrscht Unklarheit darüber, ob die Papierindustrie wegen Abwanderungsgefährdung ihre Emissionszertifikate auf Basis von Benchmarks kostenlos erhalten wird. Dies will die EU-Kommission erst Mitte 2010 entscheiden. Bis dahin gebe es keine Investitionssicherheit, kritisierte Palm das langwierige Verfahren.

Die Papierindustrie sei jedoch zuversichtlich, die sogenannten „carbon leakage“-Kriterien zu erfüllen. Sie werde sich weiter zusammen mit den anderen energieintensiven Branchen dafür einsetzen, dass der Emissionshandel nicht zu einem Verlust an Arbeitsplätzen führt. Auch erwartet die Branche einklares Signal für Kompensationen für die exorbitant gestiegenen Stromkosten.

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