Willeke: Rohstoffversorgung

„Eine der größten Herausforderungen der europäischen Industrie wird in den nächsten Jahren die Rohstoffversorgung sein“, sagte Rolf Willeke, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied der BDSV, in seinem Vortrag bei der 12. Handelsblatt-Jahrestagung „Stahlmarkt 2008“ in Düsseldorf. Weltweite Rohstoffverknappung habe bereits in den vergangenen Jahren zu massiven Preissteigerungen bei energetischen und metallischen Rohstoffen geführt.

Auch der für die europäische Stahlindustrie wichtigste Rohstoff, der Stahlschrott, hätte im Preisniveau zugelegt. Dabei würden die Stahlschrottpreise jedoch volatil bleiben. Die aktuellen Zahlen für das abgelaufene Jahr 2007 machten deutlich, dass die europäischen Stahlrecyclingunternehmen sichere Rohstofflieferanten für die europäische Stahlindustrie seien. So habe man die europäischen Stahlwerke 2007 mit rund 88 Millionen Tonnen Stahlschrott beliefert. Unter Berücksichtigung der Rohstoffdeckung durch den Eigenentfall der Stahlwerke seien insgesamt 118 Millionen Tonnen Stahlschrott zum Einsatz gekommen. Bei einer Stahlproduktion von 210 Millionen
Tonnen bedeute dies in Europa bereits einen Stahlschrotteinsatz von 56,2 Prozent.
Veränderungen im Stahlschrottaufkommen in der Europäischen Union mit einem Trend zu
einem höheren Anteil von Stahlaltschrott stellten die Stahlrecyclingunternehmen vor entsprechende Aufgaben hinsichtlich Logistik, Qualitätsverbesserung und Qualitätssicherung. Hier seien partnerschaftliche Gespräche auf der jeweiligen Kunden-Lieferanten-Ebene notwendig.

Zusammenarbeit mit Stahlwerken wichtig

Willeke führte aus, dass eine BDSV-Arbeitsgruppe hierzu Vorschläge gemacht habe. Danach können Qualitätsfragen nur gemeinsam mit den Stahlwerken behandelt und gelöst werden. Auf jeden Fall müssten höhere Aufwendungen für Sortierung und Aufbereitung, die aus Qualitätsgründen notwendig seien, entsprechend bewertet werden. Grundsätzlich sollten in Europa Lieferbedingungen geschaffen werden, die zu nachvollziehbaren Entscheidungen des Käufers bei Fragen zu Sistierung, Abzügen für mögliche Verschmutzungen sowie Weigerungen führen sollten. In Zweifelsfällen müsse dann ein neutraler Sachverständiger hinzugezogen werden.
Zu den steigenden Anforderungen der Stahlwerke kämen die aus dem Umwelt- und Arbeitsschutzrecht sowie möglicherweise aus der REACh-Verordnung. Dies würde in der Stahlrecyclingbranche zu weiteren Kostensteigerungen führen. Willeke: „Weiter steigende Ansprüche des Gesetzgebers und der Kunden tragen zu einer Konsolidierung in der Branche bei. Was wir seit Jahren in der Stahlindustrie und bei den Rohstoffkonzernen beobachten, wird sich auch in unserer Branche fortsetzen.“ Mit Sorge beobachtet die Stahlrecyclingbranche die Konzentrationstendenzen in der europäischen Stahlindustrie, die bezüglich des Stahlschrottgeschäfts
Abhängigkeiten erhöhen und möglicherweise zu Preisdiktaten führen können. „Wir
sind auf ein gutes Kunden-Lieferanten-Verhältnis angewiesen und vertrauen nach wie vor auf die gute Zusammenarbeit mit der Stahlindustrie in den zurückliegenden Jahrzehnten“, sagte das Präsidiumsmitglied abschließend. „Die Bedeutung des Sekundärrohstoffes Stahlschrott als wichtigster Stahlrohstoff in Europa unterstreicht die Notwendigkeit, dass Sekundärrohstoffe von REACh befreit und ein
wichtiger Bestandteil einer politischen Rohstoffstrategie werden müssen.“

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