Energie aus Abfall: Englands East Midlands auf dem Vormarsch

Seit der Veröffentlichung der UK Biomass Strategy im Mai des vergangenen Jahres hat sich in Großbritannien im Bereich der Müllverarbeitung und der Bioenergiegewinnung Einiges getan: Um die derzeit höchsten Müllberge in Europa abzubauen, will die britische Regierung bis 2013 dreitausend Abfallbeseitigungsanlagen errichten lassen.

Die Kommunen stehen unter einem enormen Druck, denn bis 2010 müssen 30 Prozent der Siedlungsabfälle aufbereitet oder kompostiert werden. Bereits ab April 2008 werden die Mülldeponiegebühren deshalb von 33 Euro pro Tonne auf 50 Euro ansteigen. Der Bedarf an Technologien und erfahrenen Unternehmen auf dem Gebiet der nachhaltigen Müllverarbeitung und Bioenergie-Gewinnung ist in Großbritannien deshalb höher als je zuvor.

Regierung unter Zugzwang: Massive Förderung von Bioenergieprojekten

Allein aufgrund der EU-Richtlinien für Deponieanlagen (landfill directive) sind in Großbritannien im Laufe der nächsten zehn Jahre rund 14 Milliarden Euro notwendig, um den Vorgaben hinsichtlich der Trennung von biologisch abbaubarem Müll aus den Deponieanlagen gerecht zu werden. Projekte zur Wärme- und Stromerzeugung sowie zur Herstellung nachhaltiger Industrieprodukte aus Abfall, insbesondere Biomasse sollen vorrangig gefördert werden. Außerdem soll die Produktion von Biomasse deutlich gesteigert werden: So ist geplant, stillgelegte Flächen neu zu erschließen und den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen zur Energiegewinnung massiv voranzutreiben. Ziel ist, dass bis 2010 fünf Prozent aller Kraftstoffe des Landes aus erneuerbaren Quellen stammen, und bis 2015 sieben Prozent des nationalen Wärmevolumens aus Bioenergie bezogen wird.

Englands East Midlands: Vorreiter bei erneuerbaren Energien in Großbritannien

In Englands East Midlands, der Region im Herzen Großbritanniens haben sich die Kommunen schon Mitte dieses Jahres geschlossen dem Kampf gegen den Klimawandel verpflichtet und die Nottingham Declaration on Climate Change unterzeichnet. In den East Midlands werden jährlich etwa 25 Millionen Tonnen Abfall erzeugt, davon ein großer Anteil aus der landwirtschaftlichen Produktion, denn 80 Prozent der Fläche der East Midlands wird landwirtschaftlich genutzt. Zudem ist der Anteil an Ölsaat hier im nationalen Vergleich sehr hoch. Ab 2008 werden keine weiteren regionalen Mülldeponien errichtet – der Bedarf an modernen Technologien zur Müllverarbeitung und Bioenergie-Erzeugung ist daher enorm groß. Die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die East Midlands Development Agency (EMDA), fördert die Ansiedlung ausländischer Unternehmen mit dem entsprechenden Branchen Know-how deshalb massiv. David Scrimgeour, Repräsentant der EMDA im deutschsprachigen Raum, sieht in der Vorreiterrolle der East Midlands beim nationalen Klimaschutz eine große Chance: „Im Kampf gegen den Klimawandel sind innovative Konzepte gefragt“, so Scrimgeour. „Insbesondere in der Energie- und Entsorgungswirtschaft haben Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit ihrer technologischen Expertise hervorragende Chancen, von den Entwicklungen in Großbritannien zu profitieren“, so Scrimgeour weiter.

Synergien nutzen: Vernetzung von Wirtschaft und Forschung im Fokus

Neben Spitzenforschungszentren der Entsorgungswirtschaft wie dem Chartered Institute for Wastes Management und dem SITA Centre for Sustainable Wastes Management an der Universität in Northampton befindet sich in den East Midlands seit neuestem der Hauptsitz des nationalen Energy Technology Instituts ETI. In dieser, mit mehr als 900 Millionen Euro geförderten Forschungseinrichtung, werden ab 2008 in enger Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen Projekte zur Senkung der CO2-Emission umgesetzt. Ein Schwerpunkt liegt hier auf Bioenergiegewinnung. E.ON UK, Toyota, Alstom, Siemens und EDF, die alle über eine Präsenz vor Ort verfügen, bringen sich hier ebenso ein wie die EMDA. Die regionale Waste Recycling Group (WRG) arbeitet aktuell an der Realisierung von Projekten zur Bioenergiegewinnung. Die Firma Grainfarmers, größter Ölsaatlieferant für die Biodieselbranche des Landes, sitzt in Grantham, East Midlands, deutsche Firmen wie die Biogas Nord UK Ltd. und Envitec sind schon in Großbritannien vertreten. „Das Interesse ausländischer Unternehmen und Investoren an den East Midlands steigt“, freut sich Scrimgeour. „Die enge Vernetzung zwischen den renommierten Forschungseinrichtungen vor Ort und der regionalen Wirtschaft spielt dabei eine entscheidende Rolle.“ Auch die zentrale logistische Lage im Herzen Großbritanniens mit hervorragender internationaler Anbindung und die optimale Betreuung ausländischer Unternehmen durch EMDA sind dabei von großer Bedeutung. Speziell für Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum hat EMDA kürzlich ein kostenloses Programm entwickelt, welches den Einstieg in den englischen Markt wesentlich erleichtert.

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.englandseastmidlands.com

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