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Klimawende kann (noch) geschafft werden

Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen steht die globale grüne Transformation an einem entscheidenden Punkt. Der aktuelle Bericht von Allianz Research „From Tipping to Turning – A Decade of Climate Action at a Critical Crossroads” zeigt: Auch wenn die Fortschritte zwischen den Ländern stark variieren und noch einige Herausforderungen bestehen, schreiten viele schneller voran als allgemein angenommen.
Foto: ejaugsburg; pixabay.com
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Die Analyse basiert auf den Ergebnissen des Allianz Green Transition Trackers, der 69 Länder anhand von fünf Indikatoren bewertet – Kohlenstoff- und Energieintensität, konsum- und gebietsbezogene Emissionen pro Kopf sowie dem Anteil kohlenstoffarmer Energie am Strommix. Der Tracker arbeitet mit zwei Bewertungsdimensionen: dem Peer Score, der den aktuellen Status der Dekarbonisierung zwischen den Ländern vergleicht, und dem Progress Score, der den Fortschritt jedes Landes im Verhältnis zum Ausgangsjahr 2015 und zum Netto- Null-Ziel 2050 misst.

Der Ländervergleich spiegelt bekannte strukturelle Unterschiede wider. Länder mit niedrigerer Wirtschaftskraft, wie Sri Lanka, erzielen aufgrund niedriger Pro-Kopf-Emissionen gute Peer Score Bewertungen, während europäische Staaten wie Schweden dank nachhaltiger Dekarbonisierungsmaßnahmen und des Ausbaus sauberer Energien punkten. Ölexportierende Volkswirtschaften rangieren dagegen am unteren Ende der Skala. Besonders besorgniserregend ist die Positionierung der beiden größten Emittenten der Welt: China und die USA liegen auf Platz 57 bzw. 58 – ein deutliches Zeichen für das Ausmaß ihrer noch verbleibenden Aufgaben.

Das Tempo der Dekarbonisierung ist ermutigend, reicht jedoch noch nicht aus. Der Progress Score zeigt, dass 15 Länder bereits ein Drittel oder mehr des Weges in Richtung Netto-Null zurückgelegt haben. Sie liegen damit auf Kurs, sofern sie ihr derzeitiges Tempo beibehalten. Luxemburg und die Schweiz führen diese Gruppe an: Beide Länder zeichnen sich durch eine hohe Energieeffizienz und einen Strommix aus, in dem über 90 % der Elektrizität aus kohlenstoffarmen Quellen stammen. Weitere 20 Länder haben bereits mindestens 20 % des Weges geschafft – ein messbarer, wenn auch noch unzureichender Fortschritt. Andere Volkswirtschaften haben deutlich mehr aufzuholen: Die USA und China, die gemeinsam rund 40 % der globalen Emissionen verursachen, haben sich seit 2015 nur geringfügig verbessert.

„Die Klimapolitik steht weiterhin vor großen Herausforderungen, aber wir haben bereits erhebliche Fortschritte erzielt und sollten nicht auf halbem Weg aufgeben“, sagte Patrick Hoffmann, ESG-Ökonom bei Allianz Research. „Etwa die Hälfte der untersuchten Länder ist weiterhin auf gutem Weg, ihren Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung zu leisten. Das bedeutet nicht, dass die Mission erfüllt ist, aber es zeigt, dass wir nicht verloren sind. Diese Beispiele sollten als Motivation für die Nachzügler dienen, darunter China und die Vereinigten Staaten.“

Deutschland liegt beim Fortschrittsranking auf Platz 15. Das Land hat bereits 32% der bei den betrachteten Indikatoren bestehenden Fortschrittslücke geschlossen und bleibt damit in Reichweite seiner Klimaziele für 2045. Seit 1990 hat das Land seine Emissionen um 45 % gesenkt, während das Bruttoinlandsprodukt um 136 % gewachsen ist, wodurch die Kohlenstoffintensität der Wirtschaft um 72% reduziert und ihr Anteil an den globalen CO₂- Emissionen von 2,8% auf 1,3% gesenkt wurde. Erneuerbare Energien liefern mittlerweile 56% der Elektrizität, ein Anstieg um 11 Prozentpunkte seit 2015, während der Kohleverbrauch um 53% zurückgegangen ist. Dennoch verläuft der Übergang weiterhin ungleichmäßig und der Ausbau des Stromnetzes hinkt dem Wachstum der erneuerbaren Energien hinterher. Die Energieintensität hat sich um 27% verbessert, aber die Fortschritte verlangsamen sich, während die Subventionen für fossile Brennstoffe in den letzten zehn Jahren aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Energiesicherheit um 149% gestiegen sind. Emissionen in den Bereichen Gebäude und Verkehr stagnieren, was die Notwendigkeit stärkerer Maßnahmen auf der Nachfrageseite unterstreicht.

„Deutschland hat gezeigt, dass Wirtschaftswachstum und Emissionsreduzierung Hand in Hand gehen können“, sagte Katharina Utermöhl, Leiterin Thematic and Policy Research bei Allianz Research. „Im nächsten Jahrzehnt gilt es Infrastrukturdefizite zu schließen und politische Rahmenbedingungen zu stärken – durch den Ausbau der Stromnetze, die Elektrifizierung von Verkehr und Wärme sowie der Reform der Subventionen für fossile Energieträger. Nur so lassen sich Ambitionen in eine dauerhafte Führungsrolle im Klimaschutz übersetzen.“

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die global Klimawende zwar noch längst nicht abgeschlossen ist, aber auch keineswegs gescheitert ist. „Die grüne Transformation ist keine Frage der Möglichkeit, sondern des Tempos“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt und Chief Investment Officer der Allianz. „Länder, die Klimaziele in ihre wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen einbetten, positionieren sich für ein stärkeres, widerstandsfähigeres Wachstum. Die Herausforderung besteht nun darin, Investitionen dort zu beschleunigen, wo sie am wichtigsten sind – Energie, Infrastruktur und Technologie –, um sicherzustellen, dass die grüne Transformation sowohl glaubwürdig als auch inklusiv bleibt.“

Quelle: Allianz
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