Sie verwendet Papier in der Herstellung, wodurch diese Teile wasserlöslich sind. So wird das Recycling vereinfacht und Elektronikproduzenten die Rückgewinnung wertvoller Komponenten ermöglicht. Mit der Erfindung kam sie beim Young Inventors Prize 2025 auf einen Platz unter den Top 10 Innovatoren aus der ganzen Welt. Eine unabhängige Jury hat diese Tomorrow Shapers unter 450 Kandidaten ausgewählt.
Die meisten elektronischen Kleingeräte bestehen aus Kunststoff-Gehäuseteilen – ein Material, das schwer zu recyceln ist, wenn es mit anderen kombiniert wird. Die Herausforderung liegt dabei weniger im Material selbst, sondern in fehlenden Strategien zur sortenreinen Trennung und Wiederverwertung. Genau hier setzt Franziska Kerbers neuartige Lösung an: Mit PAPE hat sie eine papierbasierte Alternative zu herkömmlichen Gehäuseteilen entwickelt, die speziell für einen kreislauffähigen Recyclingprozess konzipiert ist. Anstelle des üblichen Schredderprozesses, bei dem wertvolle Materialien auf Leiterplatten verloren gehen, ermöglicht PAPE ein gezieltes Auflösen der Bauteile. So können Platinen – und bei Verwendung recycelbarer Leiterplatten auch elektronische Komponenten – als Ganzes zurückgewonnen und weiterverwendet oder recycelt werden. PAPE wird aus ungenutzten Papierfasern hergestellt, ist langlebig und wasserlöslich – was die Demontage und Rückgewinnung der Materialien erheblich vereinfacht.
Der von Franziska Kerber eingeschlagene Weg hin zu nachhaltigen Materialien wurde von ihrem Vater, einem Physiker und preisgekrönten Erfinder, beeinflusst. Er machte seine Tochter auf Technologien rund um auflösbare Leiterplatten aufmerksam. Parallel dazu interessierte sie sich während ihres Studiums an der FH Joanneum zunehmend für Recyclingstrategien. Franziska Kerber führte erste Materialtests – unter anderem mit dichtgepressten Papierfasern – durch. Hinzu kamen mehrere Design-Iterationen, womit sie die Gehäusestruktur von PAPE verfeinerte. Sie testete Luftstrom und Wärmebeständigkeit, um sicherzustellen, dass elektronische Bauteile sicher im Gerät untergebracht werden können.
Franziska Kerber erkannte, dass die Entwicklung recycelbarer Leiterplatten nicht ausreichte – die Elektronik benötigte ein vollständig auf die Kreislaufwirtschaft ausgerichtetes Produktdesign: „Auch wenn die Forschung auflösbare, recycelbare Leiterplatten entwickelt, macht es nicht wirklich einen Unterschied, solange der Rest des Produkts weiter auf dem Müll landet. Das gesamte Design muss weiterentwickelt werden. Sonst verlagern wir einfach das Problem, statt es zu lösen.“ Heute erkundet Franziska Kerber über Partnerschaften mit Start-ups und Industrieunternehmen, die sich mit der recycelbaren Leiterplattentechnologie befassen, wie sich PAPE näher zur Marktreife bringen lässt.