Igus investiert in chemisches Recycling

Igus investiert 4,7 Millionen Euro in die Technologie des sogenannten Catalytic Hydrothermal Reactors. Damit sollen sich Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten recyceln lassen.
Steve Mahon, Geschäftsführer von Mura Technology (links), Oliver Borek, Geschäftsführer Mura Europa (rechts), und Frank Blase, Geschäftsführer von Igus (Mitte). (Quelle: Igus)

Innerhalb von nur 20 Minuten soll die von einem deutschen Wissenschaftler entwickelte Cat-HTR-Technologie Ressourcen aus Plastikabfällen zurückgewinnen. Das so gewonnene Erdöl lässt sich anschließend wieder für die Herstellung von neuen Polymerprodukten nutzen. Mit der Investition in die Technologie will Igus, Hersteller von Gleitlagern und Energieketten aus Kunststoff, nach eigenen Angaben die Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Erfahrung mit dem mechanischen Recycling von Kunststoffen hat der Hersteller bereits gesammelt: Igus nimmt ausgediente Energieketten herstellerunabhängig zurück, um die Kunststoffe zu regranulieren und für die Herstellung neuer Produkte zu nutzen. „Mit dem Igus-Chainge-Programm haben wir mit dem Kunststoffrecycling alter Produkte begonnen. Das ist für Hochleistungskunststoffe der beste Weg“, so Frank Blase, Geschäftsführer der Gesellschaft.

Wasser, hohe Temperaturen und Druck

Gerade das Recycling von Mischkunststoffen stellt bisherige Technologie oft vor Herausforderungen. „Hier bietet das chemische Recycling neue Lösungen“, so Blase. „Mitte des Jahres bin ich in einem Artikel der FAZ auf die Catalytic Hydrothermal Reactor Technologie aufmerksam geworden und habe mit dem deutschen Erfinder Professor Thomas Maschmeyer in Sydney den Kontakt aufgenommen.“ Sieben Monate später, nach intensiven Recherchen, investiert Igus nun vier Millionen Britische Pfund (4,7 Millionen Euro) in Mura Technology und damit auch in den Bau der ersten Cat-HTR-Anlage. Die patentierte Catalytic Hydrothermal Reactor wurde 2007 entwickelt und über 10 Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Mit Cat-HTR lassen sich klassisch nicht-recycelbare Kunststoffabfälle nach Angaben von Igus innerhalb von 20 Minuten wieder in Erdöl umwandeln. Der Prozess soll zudem ressourcenschonender im Vergleich zur Gewinnung fossiler Erdöle verlaufen. Nur Wasser, hohe Temperaturen und Druck würden für das Trennen und Neuverbinden der Zellen eingesetzt. Eine Anlage allein könne in einem Jahr 20.000 Tonnen Plastik verarbeiten und damit 28.180 Tonnen CO2 reduzieren.

Kunststoffrecycling mit Cat-HTR-Anlage

Die erste kommerzielle Cat-HTR-Anlage ist derzeit in Wilton, Großbritannien, in Planung. Der Bau soll in diesem Jahr starten. Abfallunternehmen sollen den Müll liefern, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, welches der Kunde zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl beziehen könne. Insgesamt vier Catalytic-Hydrothermal-Reaktoren sollen in Wilton entstehen, um jährlich über 80.000 Tonnen Kunststoffmüll verarbeiten zu können. Im nächsten Schritt plant Mura, weltweit Lizenzen zu vergeben und Anlagen zu bauen.

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