Komplexes Altreifenrecycling

Eine der modernsten Feinvermahlungsanlagen für Altreifen steht im pfälzischen Landau, auf dem Betriebsgelände der Firma Kurz Karkassenhandel.
Altreifenrecycling

Die Zerkleinerung von Altreifen zur Herstellung von Gummimehl ist ein relativ anspruchsvoller und aufwändiger Prozess. Zunächst wird der Reifen in ungefähr handtellergroße Stücke vorgeschreddert oder mit Rotorscheren zerkleinert. Erst diese Stücke werden dann in Feinvermahlungsanlagen zu Gummimehl der gewünschten Körnung weiterverarbeitet. Dabei werden auch die einzelnen Bestandteile des Reifens – in erster Linie Metall, Gummi und Textilien – voneinander getrennt. Auf dem Markt üblich sind Korngrößen von 0,5 bis 7 mm. Bei der Vermahlung sind zwei Methoden verbreitet: die Kalt- und die Warmvermahlung.

Bei der Kaltvermahlung werden die Reifenstücke durch Zugabe von Flüssigstickstoff spröde gemacht und in Hammermühlen vermahlen. Eine Mahlstufe ist ausreichend, um die einzelnen Bestandteile voneinander zu trennen und verschiedene Korngrößen zu erreichen. Der Nachteil der Kaltvermahlung sind die hohen Kosten, die durch Einsatz von Flüssigstickstoff entstehen. Außerdem weisen die einzelnen Körner des Granulats eine geringe Oberfläche auf. Die Warmvermahlung läuft hingegen bei Umgebungstemperatur ab: Die Reifenteile werden in schnell laufenden Mühlen zerkleinert und durch Reihenschaltung mehrerer Granulatoren nach und nach bis zur gewünschten Korngröße gemahlen.

Die Feinvermahlungsanlage von Kurz arbeitet bei Raumtemperatur nach dem ambienten Mahlverfahren. Das Besondere: Sie ist speziell darauf ausgerichtet, Schälschlangen von Lkw-Reifen zu zerkleinern. Schälschlangen nennt man die langen, ca. 5 cm breiten schwarzen Gummistreifen, die entstehen, wenn Reifen zur Runderneuerung, die Lauffläche von der Karkasse geschnitten wird. Der neue Schredder, der extra für die Zerkleinerung der Schälschlangen angeschafft wurde, misst 3,6 x 2,3 x 2,5 m und besteht aus einem 2 x 2,1 m großen Einfüllschacht, in den die Schälschlangen mittels Greifarm hineingegeben werden. Insgesamt 144 Rotor- und sieben Statormesser mahlen das Gummi in wenigen Minuten zu grobem Granulat und in einem zweiten Schritt zu feinem Mehl, das nach einer Siebung in verschiedenen Feinheiten abgepackt wird. Pro Stunde verarbeitet die Anlage von Kurz Karkassenhandel bis zu zwei Tonnen Schälschlangen zu Gummimehl mit einer Feinheit von bis zu 0,4 mm.

Das Gummimehl ist völlig frei von jeglichen Verunreinigungen und entspricht höchsten Qualitätsstandards. Das ist in dieser Form europaweit einmalig. Zum Versand wird das Mehl gemäß Kundenanforderung verpackt. Um Anlauffehler auszuschließen und Abläufe genau analysieren zu können, wurde die Anlage zunächst auf niedrigem Niveau betrieben und erst nach und nach an ihre volle Kapazität herangeführt. Sie kann jährlich Mengen von bis zu 5000 Tonnen des zukunftsträchtigen Werkstoffs produzieren. Neben Altreifengummi können mit dieser Anlage auch andere Elastomere und Gummiproduktionsabfälle in Lohnvermahlung der Produktion zurückgeführt werden. Die Anlage von Kurz regeneriert 100% Gummiabfälle zu neuen Rohstoffen.

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