bvse: Thermisches Recycling gibt es nicht

Gegen eine Babylonische Begriffsverwirrung spricht sich der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) aus. Damit wendet sich der bvse gegen die Formulierung „thermisches Recycling“, die jüngst die ITAD (Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen Deutschland) verwendet hat.

Die Müllverbrennungsanlagen (MVA) und Ersatzbrennstoff-Kraftwerke (EBS) zusammengerechnet, verfügt Deutschland über Verbrennungskapazitäten in Höhe von circa 25 Millionen Tonnen, führt der bvse in diesem Zusammenhang aus. Das Aufkommen an überlassungspflichtigen unsortierten Abfällen aus Haushalten und Gewerbe für die MVA werde alleine schon auf 20 Millionen Tonnen beziffert. Fallen, nur gemessen an dieser Menge, tatsächlich nach der Verbrennung in den Schlacken noch 400.000 Tonnen recycelbarer Metalle an, sei dies ein Anteil von gerade einmal zwei Prozent.

In diesem Zusammenhang von einem thermischen Recycling zu sprechen ist in den Augen des bvse schlichtweg übertrieben, zumal die Kombination der beiden Verfahren schon ein Widerspruch in sich sei. Des Weiteren würden die Metalle in der MVA ja gar nicht recycelt, sondern blieben glücklicherweise bei der Verbrennung übrig, um dann für einen nachgelagerten Recyclingprozess bereitgestellt werden zu können, so Andreas Habel, Referent im bvse.

Die Verwendung der anfallenden Schlacken als Tragschichtmaterial im Straßenbau sei ebenfalls durchaus eine vernünftige Maßnahme die Reste der Verbrennung zu nutzen, aber es sei ebenfalls keine Kreislaufführung die im Rahmen des Verbrennungsprozesses stattfinde.

Es drängt sich der Verdacht auf, so Habel, dass die ITAD von den tatsächlichen Entwicklungen ablenken wolle. Denn die Überkapazitäten der energetischen Verwertung und der damit verbundene verstärkte Bedarf nach Gewerbeabfällen belasteten den Markt für das Recycling weiterhin. Das Wetteifern um die notwendigen Einsatzmengen halte die Preise zur Verbrennung so niedrig, dass eine Sortierung zur stofflichen Verwertung oder die qualifizierte Aufbereitung zu hochwertigen Sekundärbrennstoffen zunehmend unwirtschaftlicher werde. In der Folge gingen dem Recyclingkreislauf und der hochwertigen Ersatzbrennstoffaufbereitung durch die Verbrennung auf dem Rost sogar sehr viel Material verloren.

Nach Auffassung des bvse muss es in einer modernen Rohstoffwirtschaft darum gehen, das Spektrum der Abfallbehandlung sinnvoll miteinander zu verbinden. Daher spricht sich der bvse schon seit Längerem für eine Nutzungskaskade aus. In dieser sollte nach dem Abschöpfen des Recyclingpotenzials darauf geachtet werden, dass die thermische Nutzung in energetisch effizienten Anlagen mit hohen Nettowirkungsgraden erfolgt.

Dies seien vornehmlich Prozesse der Mitverbrennung in dezentralen Kraftwerken, die nicht auf der grünen Wiese, sondern direkt am Standort von Industrieprozessen Wärme und Strom auskoppeln, oder Prozesse der Zementherstellung, in denen mit Einsatz hochwertiger Ersatzbrennstoffe wertvolle primäre Energieressourcen ersetzt und Nettowirkungsgrade von über 80 Prozent erreicht werden.

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