Unhaltbare Zustände auf Mülldeponie Spröda

„Die sächsische Mülldeponie Spröda die Umwelt, ohne dass die zuständigen Überwachungsbehörden einschreiten.“ Das schreibt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nach Recherchen beim Landratsamt Nordsachsen und der Landesdirektion Leipzig. Demnach sei die Deponie verantwortlich für erhebliche Grundwasserschäden. Außerdem lagerten dort große Mengen zweifelhaft verarbeiteter gefährlicher Abfälle.

Auf der Deponie gebe es keine Untergrundbarriere, falsch verlegte Drainagerohre, keine Auffangvorrichtung für belastete Deponiewässer und keine abgeschlossene Oberflächenabdichtung, führt die Deutsche Umwelthilfe ihre Kritik weiter aus. „Es ist nicht nachvollziehbar, wie nachlässig die Landesdirektion Leipzig und das Landratsamt Nordsachsen ihre Überwachungspflichten ausüben. Die unzureichende Sicherung der Deponie Spröda schafft heute die Probleme für die künftigen Generationen. Wir brauchen dort möglichst schnell eine tragende Oberflächenabdichtung, eine Wassererfassung, die funktioniert und eine hydraulische Sicherung“, fordert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Seit Jahren durchströmen nach DUH-Angaben große Mengen Grundwasser Bereiche des Deponiekörpers. Nach Angaben des Deponiebetreibers Kreiswerke Delitzsch betrage die Gesamtabflussmenge 438.000 Kubikmeter pro Jahr. Auf diese Weise gelangten Schadstoffe in die Umwelt. Eine vom Landratsamt Nordsachsen in Auftrag gegebene Analyse des Grundwassers am Deponiestandort habe ergeben, dass das Grundwasser im Bereich der alten Altsalzdeponie stark mit Chloriden und Sulfaten kontaminiert ist. Eine Grundwasserabdichtung oder Barriereschicht existiere bis heute nicht und sei im Rahmen der Deponiesanierung auch nicht vorgesehen. Laut Landesdirektion Leipzig werde trotz des ungehinderten Austrags von Deponiestoffen seit 2007 darauf verzichtet, das standortnahe Grundwasser auf Schwermetalle zu analysieren.

Zusätzlich zum belasteten Grundwasser würden auch kontaminierte Deponiesickerwässer anfallen, die ursprünglich in einer Sickerwassertankanlage aufgefangen und umweltgerecht entsorgt werden sollten. Für den Bau einer solchen Anlage habe der Freistaat Sachsen dem Deponiebetreiber Kreiswerke Delitzsch (KWD) bereits im Jahr 2004 Fördermittel in fünfstelliger Höhe zur Verfügung gestellt. „Eine Sickerwassertankanlage existiert auf der Deponie Spröda bis heute nicht. Wenn die gezahlten Fördermittel nicht für eine abschließende Sammlung von Sickerwässern eingesetzt wurden, stellt sich die Frage, wohin sie tatsächlich geflossen sind“, sagt der DUH-Projektmanager für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer.

Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation fordert die Kommunalaufsicht und den Landesrechnungshof auf, endlich zu prüfen, für welche Zwecke die seinerzeit gezahlten öffentlichen Gelder tatsächlich verwendet wurden.
Solange eine Sickerwassertankanlage fehle, die ein Zurückhalten der oberflächennahen Wässer erlauben würde, gelange das aus dem Deponiekörper austretende kontaminierte Wasser direkt in das angrenzende Fließgewässer Naulandgraben und fließe von dort in den Lober-Leine-Kanal.

Über 37.500 Tonnen gefährliche Abfälle abgelagert

Gleichzeitig ergab eine Anfrage der DUH beim Landratsamt Nordsachsen eigenen Worten zufolge, dass auf der Deponie Spröda mehr als 37.500 Tonnen gefährliche Abfälle abgelagert worden seien, die der Abfallbehandler S.D.R. Biotec angeblich in ungefährliche Stoffe umgewandelt hat. Zuvor habe die Landesdirektion Leipzig lediglich über 900 Tonnen abgelagerten Materials der S.D.R. Biotec informiert. Die Abfallbehandlungsanlage der S.D.R. Biotec sei heute geschlossen. Gegen die Geschäftsführer werde staatsanwaltschaftlich wegen unerlaubten Betriebs einer Anlage ermittelt.

Die großen Mengen vermutlich immer noch gefährlicher Abfälle, die auf der Deponie lagern, stellen nach Überzeugung der DUH angesichts des Mangels an Schutzvorrichtungen ein erhebliches Gefährdungspotenzial dar. Behördliche Unterlagen würden bestätigen, dass es bereits bei stichprobenartigen Untersuchungen des angelieferten Abfalls der S.D.R. Biotec zu Überschreitungen zulässiger Schwermetallgehalte, wie beispielsweise Blei, gekommen sei. Trotzdem seien mehr als 37.500 Tonnen des zweifelhaften Abfalls auf der Deponie abgelagert worden, ohne dass die Landesdirektion Leipzig eingegriffen habe.

Als Sanierungskonzept für die Deponie ist laut DUH eine reine Oberflächenabdeckung vorgesehen, die als alleinige Maßnahme aufgrund der Grundwasserdurchströmung einiger Deponiebereiche nicht ausreichen könne. Wegen weiterlaufender chemischer Lösungsprozesse ergäben sich zwangsläufig Sackungen und Setzungen, die zur Beschädigung der Abdeckungsschicht führten. Die Oberflächenabdichtung sei nicht als selbst tragende Abdeckung konzipiert und bisher noch nicht realisiert, obwohl der ursprüngliche Sanierungsplan dies bereits bis Ende 2007 verfügt hatte.

Trotz der massiven Probleme habe die Landesdirektion Leipzig den Sanierungszeitraum für die Oberflächenabdeckung in einem ersten Schritt von 2007 auf 2011 und in einem weiteren Schritt von Ende 2011 um zwei volle Jahre auf Ende 2013 verlängert. „Das erstaunt, nachdem die Landesdirektion noch 2007 mitgeteilt hatte, für eine Verzögerung der Deponieoberflächenabdeckung gebe es weder eine rechtliche noch eine fachliche Begründung“, so die DUH abschließend.

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