Deutsche Industrie setzt zu wenig auf Recycling

Deutschlands Industrie setzt bisher zu wenig auf Recycling. Erst 35 Prozent von 100 befragten metallverarbeitenden Unternehmen würden ein eigenes Rücknahmesystem betreiben, um ihre alten oder gebrauchten Produkte zu recyceln. Das geht aus einer aktuellen Studie des Forsa-Instituts hervor, die im Auftrag der Reverse Logistics Group (RLG) durchgeführt wurde.

Allerdings fordern laut Forsa-Institut gleichzeitig 63 Prozent der Unternehmen die Schaffung eines geschlossenen Systems zur Rückgewinnung seltener Technologiemetalle in Deutschland. Zudem würden sich 72 Prozent der befragten Unternehmen auf eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen verlassen und erwarteten eine Liberalisierung des Handels mit knappen Rohstoffen.

Der Mangel an Rohstoffen wie Gallium, Chrom oder Niobium könnte schon bald die Entwicklung wichtiger Zukunftstechnologien in Deutschland bremsen. Dennoch hätten die wenigsten Unternehmen eine eigene Strategie gegen die drohende Rohstoffknappheit entwickelt. Dabei hätten 18 Prozent der Betriebe schon heute Probleme bei der Beschaffung produktionswichtiger Rohstoffe. 13 Prozent der Befragten hätten zudem angegeben, dass die eigene Wettbewerbsfähigkeit wegen der Knappheit an Technologiemetallen gelitten habe und weitere zwölf Prozent sehen durch diese Entwicklung sogar die eigene Existenzgrundlage gefährdet.

Die Studie zeige außerdem, dass 7 Prozent der Unternehmen aufgrund des Mangels an Rohstoffen und der geringen Ersatzmöglichkeiten befürchten, ihre Produkte in den kommenden 10 Jahren vom Markt nehmen zu müssen. Für den Geschäftsführer der RLG, Gerd Slotta, ist dieses Problem nicht neu: „Die zunehmende Knappheit der Rohstoffe fordert uns. Die deutschen Unternehmen müssen gemeinsam mit der Recyclingwirtschaft ein Management für global integrierte Wertstoffströme entwickeln.“

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 Prozent) habe eine deutliche Preisanhebung bei den für sie relevanten Technologiemetallen festgestellt. Als Folge gaben 5 Prozent der Befragten an, bereits jetzt durch den Mangel an notwendigen Rohstoffen gezwungen zu sein, ihre Produktion auf Ersatzmaterialien umzustellen. Die Industrie gibt als Konsequenz ihre steigenden Kosten durch Preiserhöhungen direkt an die Endverbraucher weiter. So plane mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent), Kostensteigerungen auf die Abgabepreise ihrer Produkte umzuwälzen – mit direkten Folgen für die Endverbraucher. Für den RLG-Geschäftsführer ist das jedoch keine zukunftsfähige Lösung: „Anstatt Preiserhöhungen vorzunehmen, sollten die Unternehmen zunächst das vorhandene Recycling-Potenzial voll ausschöpfen. Die Wiederverwertung von Rohstoffen macht unabhängiger gegenüber Preisschwankungen des Weltmarkts.“

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