Neue Studie über E-Schrott-Recycling in Ghana

Das Öko-Institut hat die Ergebnisse einer Studie über Elektroschrott-Recycling in Ghana vorgestellt. In dieser Studie, die das Institut im Auftrag des niederländischen Umweltministeriums und dem niederländischen Recyclingverband (NVMP) durchgeführt hat, werden Lösungen für eine nachhaltige Recyclingkooperation zwischen Ghana und den Industrieländern vorgeschlagen.

„Eine Partnerschaft, bei der alle voneinander profitieren würden“, meint Andreas Manhart, Experte für nachhaltige Ressourceneffizienz am Öko-Institut. Ghana habe vergleichsweise günstige Arbeitskräfte und ein effektives Sammel- und Sortiersystem zu bieten. Die Industrieländer verfügen über moderne Recyclingtechnik. Würde der Elektroschrott nach der ersten Recyclingstufe in die Industrieländer gebracht werden, ließen sich in den dortigen Recyclinganlagen bis zu 17 wertvolle Metalle zurückgewinnen. Außerdem lassen sich dort auch die Schadstoffe umweltgerecht entsorgen.

Mit den Gewinnen aus der Kooperation ließen sich in Ghana bessere Arbeitsbedingungen sowie Investitionen in Umweltschutz und Recyclingwirtschaft finanzieren, wie das Öko-Institut in der Studie schreibt. „Allerdings lässt sich das Geschäftsmodell nicht unmittelbar auf alle Elektronikschrott-Komponenten übertragen“, warnt Manhart. „Komponenten, wie Röhrenmonitore und Kunststoffbauteile können nur mit erheblichen Kosten sauber entsorgt werden. Hierfür sind gesetzliche Rahmenwerke und deren Implementierung unabdingbar.“

„In Ghana ist Elektroschrott-Recycling zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden“, fasst Siddharth Prakash, Experte für Sozialstandards und Informations- und Kommunikationstechnologien am Öko-Institut, zusammen. „Unsere Recherchen lassen vermuten, dass damit in Ghana zwischen 100 und 250 Millionen US-Dollar pro Jahr erwirtschaftet werden.“ Allein in der Hauptstadt Accra sind laut der Studie rund 20.000 Menschen mit dem Reparieren, Sammeln und Recyceln von E-Schrott beschäftigt. Insgesamt ernähre die Branche im ganzen Land – inklusive der Angehörigen – bis zu 200.000 Menschen.

Die Löhne liegen meist unter der Armutsgrenze, Kinderarbeit und Arbeitstage von bis zu 12 Stunden sind an der Tagesordnung. Hinzu kommen Gesundheitsgefahren durch giftige Dämpfe und Schwermetalle. „Wir müssen sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen im informellen Recyclingsektor in Ghana erheblich verbessert werden“, erklärt Prakash. „Aufgrund der Recyclingtechnik mit einfachsten Mitteln gehen zudem viele wichtige Rohstoffe für immer verloren. Es werden nur Basismetalle wie Aluminium, Kupfer und Stahl zurückgewonnen. Andere Bestandteile die Wertstoffe wie Gold, Silber und Palladium enthalten, werden entweder auf den Mülldeponien liegengelassen oder mit Kabeln und Kunststoffgehäusen verbrannt“, ergänzt Prakash.

Das Öko-Institut ist am UNEP-Programm „e-Waste Africa“ beteiligt, das den illegalen Export von E-Schrott aus Industrieländern besser unterbinden will. Denn in Ländern wie Ghana und Nigeria wird nicht nur der lokal anfallende Elektroschrott verwertet, sondern auch erhebliche Mengen an Altgeräten die aus Industrieländern, insbesondere der Europäischen Union, eingeführt werden. Ein nachhaltiges Elektroschrott-Recycling setzt allerdings voraus, dass dieser illegale Handel effektiv bekämpft wird, betont das Öko-Institut. Denn selbst mit verbesserten Recyclingstrukturen vor Ort, wären Länder wie Ghana mit dem sachgerechten Recycling dieser Produkte schlichtweg überfordert. Um eine bessere Kontrolle des Handels zu ermöglichen, analysieren Experten des Öko-Instituts Handelsstatistiken und recherchieren Ausfuhrzahlen in europäischen Häfen wie Rotterdam und Antwerpen.

Die Studie können SIe hier herunterladen:
http://www.oeko.de/oekodoc/1057/2010-105-en.pdf

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