Brandenburgs Abfallwirtschaft im Wandel

Der Agrar- und Umweltminister von Brandenburg, Dietmar Woidke (SPD), erläuterte vor kurzem auf dem Umweltkongress der Industrie- und Handelskammern Brandenburgs den Wandel, den die Abfallwirtschaft des Landes in den letzten Jahren durchlebte.

Entsprechend dem Grundsatz Verwertung vor Deponierung müssen seit dem 1. Juni 2005 auch in Brandenburg sämtliche Abfälle vor der Ablagerung vorbehandelt werden. Dabei hat sich die Anlagenstruktur in Brandenburg deutlich verschoben.

2005 und 2006 wurden neun Anlagen zur stoffspezifischen Behandlung kommunaler und gewerblicher Restabfälle mit einer Gesamtjahreskapazität von über 1 Million Tonnen in Betrieb genommen. Dabei werden die heizwertreichen Bestandteile des Restabfalls zu hochwertigen Ersatzbrennstoffen aufbereitet.

Derzeit befinden sich vier Anlagen zur thermischen Verwertung von Ersatzbrennstoffen mit einer Gesamtjahreskapazität von über 900.000 Tonnen in Betrieb. Zwei weitere Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 400.000 Tonnen sind im Bau, weitere in der Planung.

Auch das Thema Ersatzbrennstoffe (EBS) gewinnt in Brandenburg an Bedeutung. Sie können zu 100 Prozent in Brandenburger Kraftwerken oder im Zementwerk Rüdersdorf zur Gewinnung von Wärme oder Elektroenergie eingesetzt werden.

Nachdem bereits 2005 Kapazitäten im Braunkohlekraftwerk Jänschwalde, im Zementwerk Rüdersdorf und im Industriekraftwerk Premnitz zur Verfügung standen, hat zu Beginn dieses Jahres auch das Ersatzbrennstoff-(EBS)-kraftwerk Sonne in Großräschen den Betrieb aufgenommen. Weitere EBS-Kraftwerke in Rüdersdorf und Premnitz befinden sich in Bau und werden noch in diesem Jahr den Probebetrieb aufnehmen.

EBS bestehen bis zu 50 Prozent aus regenerativen Stoffen. Die Aufbereitung und Einsatz von Ersatzbrennstoffen aus Abfällen ist keine Form der Abfallbeseitigung, sondern hochwertige Abfallverwertung. Woidke: „Wir können es uns nicht mehr leisten, Energieträger auf Deponien zu lagern. Durch den Einsatz von Ersatzberennstoffen können fossile Brennstoffe ersetzt werden. Der Einsatz von Ersatzbrennstoffen ist damit wichtiger Beitrag zur CO2-Minderung.“

Wegen der weiter steigenden Marktpreise für fossile Brennstoffe wird der Einsatz von Ersatzbrennstoffen auch zunehmend wirtschaftlich interessant. Einerseits werden damit Arbeitsplätze gesichert beziehungsweise geschaffen. Andererseits wird sich diese Entwicklung positiv auf die Abfallgebühren auswirken.

In Brandenburg wurden in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Deponien geschlossen. So wurden allein in 2005 21 Deponien geschlossen. In gut einem Jahr werden weitere neun Deponien folgen. Langfristig wird es damit im Land nur noch fünf öffentlich nutzbare Restabfalldeponien geben.

Damit wurden auch die Deponiemengen deutlich reduziert. In der Siedlungsabfallentsorgung wurden 2006 nur noch 0,5 Millionen Tonnen Abfälle deponiert. 2004 waren es noch 1,3 Millionen Tonnen und Anfang der 90er Jahre sogar 4 Millionen Tonnen pro Jahr.

In Zukunft wird die Sicherung und Sanierung der Altdeponien auch in Brandenburg ein großes Thema sein. Durch die bis 2005 erfolgte Ablagerung organischer Abfälle auf Deponien und damit verbundene Abbauprozesse kam und kommt es noch für längere Zeit zur Bildung von Deponiegas. Dieses enthält bis zu 55 Prozent Methan, das besonders klimaschädlich ist. Nach der Tierhaltung und dem Energiesektor gehören in Deutschland die Deponien mit 23 Prozent zu den größten Methanverursachern. Der Anteil von Methan an Treibhausgasemissionen liegt in Deutschland regional bei mehr als 10 Prozent, in Brandenburg bei zirka 7 Prozent.

Die Abdichtung von Deponieoberflächen und die Errichtung von Deponiegaserfassungsanlagen sind daher wichtige Maßnahmen zur Reduzierung Methanemissionen. Bei 53 Deponien hat das Landesumweltamt Maßnahmen zur Deponiegaserfassung angeordnet. Inzwischen verfügen 27 Deponien über Anlagen zur aktiven Gasfassung, neun Deponien auf Grund geringen Gasbildungspotenzials über passive Entgasungsanlagen und auf restlichen 15 Deponien erfolgt entweder derzeit Bau derartiger Anlagen oder werden entsprechende Vorbereitungen getroffen. Insgesamt wurden auf insgesamt 175 Hektar Deponiefläche Entgasungsmaßnahmen durchgeführt. Von den 2006 entstandenen Deponiegasmengen in Höhe 5 Millionen Tonnen wurden 3,3 Millionen Tonnen bereits behandelt.

An 14 Standorten reicht die erfasste Gasmenge aus, um sie über eine Verstromung zu verwerten. An sieben Standorten wird zudem Wärmeenergie aus dem Deponiegas gewonnen. 2006 wurden auf diese Weise 21,3 Megawatt Strom und 21,5 Megawatt Wärme aus Deponiegas erzeugt

Woidke: „Auf Grund der hohen Klimarelevanz des Deponiegases bleibt es erklärtes Ziel, bis zum Jahr 2015 alle geschlossenen Siedlungsabfalldeponien gesichert zu haben.“

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