Interseroh vermeldet Gewinne vom Schrottplatz

Die Kölner Unternehmensgruppe Interseroh profitiert von der hohen Nachfrage der Stahlkocher nach Altmetall. Dies berichtete vor kurzem die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ).

Der Alteisenhändler sei im Ruhrgebiet schon immer der Klüngelkerl. Daran habe sich laut SZ nichts geändert, auch wenn Schrottplätze auf einmal Recyclinghöfe heißen und Alteisen mehr denn je als Wertstoff gelten.

Seit der Stahlboom alte Autos, Badewannen und Kabelreste zu kostbaren Rohstoffen werden ließ, haben Klüngelkerle als wichtiges Glied der Kreislaufwirtschaft einen ganz anderen Stellenwert. Ihr Geschäft sei — so die SZ — wieder lukrativ.

„In der Branche gibt es aber eine klare Hackordnung“, sagt Christian Rubach, Vorstandsmitglied des Kölner Rohstoffhändlers Interseroh, einem der führenden deutschen Metall-Recyclingkonzerne gegenüber der Zeitung. Am besten seien die Händler dran, die nicht nur mit Lastwagen operieren, sondern einen Standort am Wasser haben.

Sowohl die Nachfrage als auch der Handel mit Altmetallen habe sich globalisiert. Das hohe Preisniveau ermögliche Frachten rund um den Globus, erläutert Rubach gegenüber der SZ.

Interseroh zähle nach der TSR-Gruppe und der Scholz AG zu den drei großen Schrotthandelsunternehmen in Deutschland. Die an der Börse notierte Gesellschaft sei laut dem Zeitungsbericht an rund 70 Standorten in Europa und seit dem Frühjahr über ein Kooperationsabkommen mit der Pro Trade Steel am weltweit größten Schrottmarkt in den USA vertreten.

Interseroh habe dabei die Option und das Interesse, sich an dem US-Unternehmen zu beteiligen. Überhaupt wolle der Entsorger über Zukäufe weiter kräftig wachsen.

Fest steht: Schrott ist für die Stahlindustrie unverzichtbar. In herkömmlichen Hütten werde Altmetall mit einem Anteil von bis zu 30 Prozent zum Abkühlen beim Stahlkochen eingesetzt. Für Elektrostahlwerke sei Schrott sogar der einzige Rohstoff.

Nach Eisenerz sei das Altmaterial damit der zweitwichtigste Rohstoff der Branche, die sich derzeit weltweit vor Aufträgen kaum retten kann. Jeden Monat benötigen die Stahlunternehmen in Deutschland laut der SZ eine Schrottmenge, die der Metallmenge von 200 Eiffeltürmen entspricht.

Rund 500 Millionen Tonnen Schrott sollen die Stahlkocher nach Schätzungen derzeit weltweit im Jahr für die Produktion brauchen, das waren im vergangenen Jahr gut 1,2 Milliarden Tonnen Stahl.

Teilweise werden Abfälle aus der eigenen Produktion eingesetzt und der Rest über den Handel zugekauft, so die SZ. Der weltweite Schrotthandel habe sich nach Angaben des Weltstahlverbands „IISI“ in den vergangenen Jahren auf annähernd 100 Millionen Tonnen etwa verdoppelt. Unter Schwankungen gehen die Preise laut der SZ dabei seit Jahren steil nach oben. Nachdem die Tonne Schrott der Schlüsselsorte 2 im Jahr 2003 noch für durchschnittlich 113 Euro zu haben war, kletterte der Preis in 250 Euro. Zum Vergleich: In den siebziger Jahren bekamen die Abnehmer Schrott für gerade einmal fünf D-Mark.

Da die deutschen Stahlkonzerne derzeit Bestände horten, haben sich die Preise in den vergangenen Wochen laut dem Zeitungsbericht etwas beruhigt. Lieferverträge werden bisher meist auf Monatsbasis geschlossen. Der Aufwärtstrend der Preise wird sich nach Einschätzung von Interseroh in der nächsten Zeit nicht ändern.

„Das Schrott-Aufkommen lässt sich kaum noch stark steigern“, vermutet Vorstand Rubach gegenüber der Zeitung. Deutsche Recyclingunternehmen müssten sich so organisieren, dass sie „auf Knopfdruck den deutschen, den europäischen oder den Weltmarkt beliefern können“. Deutschland selbst sei ein Beispiel für die internationale Vernetzung in den Warenstrom. Stahlindustrie und Gießereien benötigen annähernd 20 Millionen Tonnen Altmetall. Davon werden etwa sechs Millionen Tonnen importiert.

Gleichzeitig exportierte Deutschland aber mehr als acht Millionen Tonnen. Wenn die Ausfuhren nicht gedrosselt werden, dürfte der Importbedarf in Deutschland wegen des Neubaus von Elektrostahlöfen laut der SZ in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Die höchsten Einfuhren vermeldet laut dem Zeitungsbericht seit Jahren die Türkei mit zuletzt an die 13 Millionen Tonnen, gefolgt von China und Südkorea. Mehr als 70 Prozent setze Interseroh inzwischen mit dem Recyling von Stahl und Metall um.

Die steigenden Rohstoffpreise trügen maßgeblich zu einem Umsatz- und Gewinnschub im 1. Halbjahr 2007 bei. So hätten sich die Erlöse von Januar bis Juni mit gut 900 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (572 Millionen) fast verdoppelt. Ebenso der Vorsteuergewinn mit 34 (15,9) Millionen Euro. Interseroh sei durch Firmenzukäufe zuletzt stark gewachsen.

Zur Finanzierung wurde die Dividende für das vergangene Jahr kräftig auf 0,11 Cent von 1,08 Euro zusammengestrichen, schreibt die SZ. Ob die Ausschüttung in diesem Jahr wieder angehoben wird, konnte Interseroh-Chef Johannes-Jürgen Albus der Zeitung jedoch noch nicht sagen. Der Konzern habe noch eine „lange Liste von Übernahmezielen“. Einige Zukäufe sollen in absehbarer Zeit umgesetzt werden.

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