Die Jahrestagung des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) fand 2025 im bayerischen Bad Gögging statt. In einer von wirtschaftlicher Unsicherheit geprägten Zeit richtete sich der Blick der Recyclingwirtschaft auf die Frage, wie Märkte offen gehalten und die Branche politisch gestärkt werden kann.
bvse-Präsident Henry Forster machte in seiner Rede die zentrale Rolle der Unternehmen deutlich:
„Unsere Unternehmen sammeln, bereiten auf, konfektionieren und transportieren. Damit stellen wir sicher, dass die Industrie die Sekundärrohstoffe in gewünschter Qualität und Quantität erhält. Das haben wir jahrzehntelang bewiesen – und das wird auch in Zukunft so sein.“
Mit Blick auf politische Diskussionen über mögliche Exportbeschränkungen bei Altpapier und Schrott stellte er klar: „Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz kennen keine Grenzen.“ Forster verwies darauf, dass die deutsche Industrie längst nicht alle angebotenen Mengen aufnimmt und ohne Exporte Millionen Tonnen ungenutzt bleiben würden. „Ohne Exportmöglichkeiten müssten diese Mengen verbrannt werden – ein fundamentaler Widerspruch zu den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.“
Gleichzeitig äußerte Forster Sorge über die wirtschaftliche Lage: Stilllegungen von Papierwerken, Stahlwerken, Kunststoffrecyclinganlagen und Glashütten gefährdeten den industriellen Kern des Landes. „Hohe Energiepreise sind Gift. Notwendige Reformen der Sozialsysteme müssen endlich angepackt werden. Bürokratieabbau darf nicht länger Phrase bleiben, sondern muss endlich Wirklichkeit werden“, forderte er.
Ein weiterer Schwerpunkt war das Kunststoffrecycling. Die Nachfrage nach Rezyklaten sei seit zwei Jahren rückläufig. Forster kritisierte: „Es fehlt am politischen Willen, den Einsatz von Rezyklaten strategisch zu fördern. Derzeit werden Rezyklate fast ausschließlich dann eingesetzt, wenn sie günstiger als Neuware sind – was selten der Fall ist.“ Illegale Importe, die nicht den europäischen Standards entsprächen, verschärften die Lage zusätzlich.
Besonders alarmierend schilderte der Präsident die Situation im Textilrecycling: Qualitätsverluste, Fast Fashion und wegbrechende Absatzmärkte hätten die wirtschaftliche Basis zerstört. „Ein Zusammenbruch der Textilverwertung hätte gravierende Folgen. Das System wäre kaum wiederaufzubauen, und große Mengen an Textilien müssten thermisch entsorgt werden – mit erheblichen ökologischen Nachteilen.“
Der bvse präsentierte deshalb einen 7-Punkte-Plan, der eine Brückenlösung bis zur Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung vorsieht. In dieser Zeit sollten öffentlich-rechtliche Entsorger Verantwortung übernehmen und die Leistungen der Unternehmen vergüten.
Zum Abschluss betonte Forster: „Die Recyclingwirtschaft ist stark, verlässlich und unverzichtbar. Wenn Politik, Industrie und Recyclingwirtschaft gemeinsam handeln, können wir die Krise überwinden – und Deutschland zu einem Vorreiter einer echten Kreislaufwirtschaft machen.“
Einen ausführlichen Bericht zur bvse-Jahrestagung 2025 lesen Sie in der Ausgabe 10/2025 des RECYCLING magazins.






