Neue Nutzungskonzepte für Grünschnitt

Rund 28 % der Flächen in der Europäischen Union sind mit Gras und Sträuchern bewachsen. Überständiges Gras bzw. Grünschnitt bleibt bis heute allerdings weitgehend ungenutzt.
M.E., pixelio.de

In den kommenden vier Jahren wird das EU-geförderte Projekt Go-Grass zirkuläre Geschäftsmodelle zur Nutzung dieser vergessenen Ressource entwickeln. Mit einem Kickoff-Meeting in Brüssel am 14.-15. Oktober 2019 hat das Projekt die Arbeit aufgenommen.

„Grünschnitt ist eine Ressource, deren Verfügbarkeit in vielen Teilen Europas zunimmt und die im Hinblick auf eine ökonomische Wertschöpfung erhebliches Potential bietet“, sagt Projektkoordinator Philipp Grundmann vom Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. „Dieses Potential wollen wir durch attraktive Nutzungskonzepte und innovative Geschäftsmodelle heben. Denn bislang bleibt die Biomasse nach dem Mähen meist ungenutzt liegen und verrottet. Neben den Kosten für die Bewirtschaftung schlagen auch indirekte Kosten sowie entgangene Nutzen für Mensch und Umwelt negativ zu Buche.“

Das Projektkonsortium hat sich um vier regionale Demonstrationsprojekte herum gebildet: in den Niederlanden, Schweden, Deutschland und Dänemark. Hier wurde bereits damit begonnen, neue Wertschöpfungsketten auf Basis von bisher ungenutztem Grünschnitt aufzubauen. Das niederländische Demonstrationsprojekt verwendet Grasaufwuchs von Straßenrändern, um daraus hochwertige Verpackungen und Papier herzustellen. In Schweden wird Schilfgras zerkleinert und zu Briketts gepresst – ein innovatives Material, das zunächst als Einstreu in der Tierhaltung und anschließend problemlos als Düngemittel sowie zur Biogas- oder Wärmeerzeugung genutzt werden kann. Im idyllischen Nationalpark Unteres Odertal befindet sich der deutsche Demonstrationsstandort. Hier wird Gras aus den Feuchtgebieten zu Biokohle verarbeitet, die als Dünger sowie zur Verbesserung der Wasserspeicherkapazität eher trockener Böden Einsatz finden kann. Die Demo-Anlage in Dänemark betreibt eine kleine Raffinerie zur Gewinnung von Proteinen aus Gras. Das Eiweißkonzentrat kann als Nahrungsergänzung sowohl an Schweine und Geflügel verfüttert werden wie auch zur Erhöhung der Milchleistung an Milchkühe. Ziel von GO-GRASS ist es, mit Hilfe neuer Biomasse-Nutzungskonzepte die Nährstoffrückgewinnung zu verbessern, zu einer höheren Selbstversorgung mit Rohstoffen beizutragen sowie den Energieverbrauch zu reduzieren – und damit ländliche Regionen in ganz Europa zu stärken.

Mit diesem Konzept konnte sich das vom ATB koordinierte Projekt GO-GRASS (zusammen mit dem Projekt AQUACOMBINE, Koordination: Aalbourg Universität), gegenüber mehr als 20 Mitbewerbern im Rahmen der offenen Ausschreibung im EU Programm Horizon-2020 durchsetzen.
Die EU-Projektbeauftragte Agata Pieniadz von der Exekutivagentur für die Forschung (REA), die die EU-Mittel für Forschung verwaltet, hob bei ihrer Rede zum Kickoff hervor, dass diese zirkulären biobasierten Geschäftsmodelle sowie die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Bauernvereinigungen ausschlaggebend waren für die Förderungszusage an das GO-GRASS Konsortium.

Die Übertragbarkeit der entwickelten technischen und organisatorischen Lösungen ist ein Hauptziel des Projekts. Drei Regionen in Ungarn, Rumänien und Spanien nehmen daher als Nachfolger-Standorte am Projekt teil. Längerfristig soll das Projekt neue Impulse geben für ländliche Regionen in ganz Europa.

„Ein Fünftel der Bevölkerung im ländlichen Raum innerhalb der Europäischen Union ist von monetärer Armut bedroht. Mit den Erkenntnissen und den im GO-GRASS-Projekt entwickelten Instrumenten wollen wir versuchen, die Wirtschaft im ländlichen Raum zu revitalisieren und neue, hochwertige Arbeitsplätze in einer klimafreundlichen Kreislaufwirtschaft zu schaffen“, sagt Projektkoordinator Philipp Grundmann. Um diese ehrgeizigen Ziele zu realisieren arbeitet das Projekt auch eng mit anderen EU-Projekten zusammen, die beispielsweise im Bereich des Grünlandmanagements arbeiten bzw. an Lösungen für neue Geschäftsmodelle wie das Projekt RUBIZMO.

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