Wie die Digitalisierung bei der Plastikwende hilft…

Die Technologie ist vorhanden. An der notwendigen Kooperationsbereitschaft, sie konsequent für einen ressourcenschonenden Umgang mit Kunststoffen zu nutzen, muss noch gearbeitet werden.

So lautet das zentrale Ergebnis des neuen Polyproblem-Reports der gemeinnützigen Röchling-Stiftung und des Beratungshauses Wider Sense.

Mit zahlreichen Experteninterviews geht die Studie mit dem Titel „Der Circularity Code“ der Frage auf den Grund, wie stark digitale Innovationen zum Kampf gegen den Plastikmüll beitragen. Dabei war es dem Autorenteam wichtig, alle relevanten Sektoren und alle Teile der Wertschöpfungskette zu beleuchten: von der digitalen Unterstützung beim Design, über die ökologische Gesamtbewertung von Verpackungen und dem digitalen Produktpass bis zu neuen, digitalen Möglichkeiten in der Abfallwirtschaft und im Recycling.

„Die Komplexität von Kunststoffprodukten bringt es mit sich, dass sie von der Herstellung bis zur Anwendung und schließlich zum Recycling viele Stationen durchlaufen. Und in jedem Produktionsschritt entstehen Daten, die für eine nachhaltige Optimierung wichtig sind. Wenn keine Bereitschaft besteht, diese Daten gemeinsam über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu nutzen, helfen die besten digitalen Werkzeuge nur wenig“, fasst Studien-Co-Autor Uwe Amrhein zusammen.

Dabei bergen digitale Technologien immense Potenziale für die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft und die Vermeidung von Plastikmüll-Emissionen. Maschinen lernen mithilfe künstlicher Intelligenz, den Produktionsprozess auf Ressourcenschonung zu trimmen. Digitale Zwillinge ermöglichen es, bei der Produktentwicklung unterschiedliche Szenarien bezüglich Material- und Produkteigenschaften durchzuspielen und so die beste Lösung zu finden.

Auch nach der Gebrauchsphase kann der digitale Wandel helfen – zum Beispiel in der Steuerung von Stoffströmen und in der Sortierung von zu recycelndem Material.

Und selbst im Bereich der Abfallvermeidung bietet die Digitalisierung große Chancen. So setzen die jungen Unternehmen, die derzeit mit Mehrweg-Systemen für die Außer-Haus-Gastronomie an den Start gehen, auf Apps, die den Weg ihrer Behälter nachvollziehbar und steuerbar machen. Und auch hier taucht wieder die Kooperationsfrage auf. Braucht es eine gemeinsame digitale Infrastruktur? Oder würde sie bloß den Wettbewerb einschränken?

Der neue Polyproblem-Report nimmt auch die Chancen einer digital unterstützten Beseitigung von bereits entstandenen Plastikmüll-Emissionen unter die Lupe. In diesem Bereich erscheint die derzeitige Entwicklung besonders dynamisch zu verlaufen. Das beginnt bei Abfallsammlern im Globalen Süden, die in wachsender Zahl mithilfe eigens entwickelter Apps ihre gesammelten Materialien erfassen und vermarkten. Und es endet noch nicht mit global aktiven Organisationen zur Reinigung von Gewässern, die „Plastik-Hotspots“ mithilfe künstlicher Intelligenz erfassen.

Trotz dieser Möglichkeiten ist es nach den Recherchen der Studienautoren noch keineswegs ausgemacht, ob die Digitalisierung dem Umweltschutz insgesamt hilft oder ihm sogar schadet. Denn Produktivitätssteigerungen durch digitale Technologien verleihen zunächst einmal dem klassischen, Wachstums-getriebenen Wirtschaftsmodell einen zusätzlichen Schub. Ob es gelingt, sie auch zu einem mächtigen Werkzeug auf dem Weg zu einer nachhaltigen Ökonomie zu formen, hängt zum einen von politischen Rahmenbedingungen und zum anderen von der Bereitschaft zur Ko-Kreation aller Beteiligten ab.

Ob der „Circularity Code“ funktioniert, ist am Ende keine Frage der Technik, sondern der Haltung.

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