Vom Kreislauf zu Cradle to Cradle?

Cradle to Cradle begrüßt den Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft der EU-Kommission. Allerdings müsse dieser langfristig zu einer Cradle-to-Cradle-Wirtschaft führen, fordert die NGO.
C2C-Kongress 2020 (Quelle: Cradle to Cradle)

Cradle to Cradle begrüßt den Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft der EU-Kommission grundsätzlich. Die NGO sieht darin einen „guten ersten Aufschlag der europäischen Politik“. Die EU dürfe nun aber nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Echte Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle (C2C) zeichne sich dadurch aus, von Beginn an gedacht zu werden. Dass der Aktionsplan einen Fokus auf das Design von Produkten legt, sei daher begrüßenswert. Wie die Kommission richtig anmerke, entscheide sich bei diesem ersten Schritt, ob ein Produkt in einem geschlossenen Kreislauf zirkulieren wird oder nicht.

Echte Kreislaufwirtschaft von Anfang an zu denken heißt für Cradle to Cradle nach einer aktuellen Verlautbarung aber auch, bei der realen Bepreisung für Produkte anzusetzen. Reale Preise für Produkte in der EU – inklusive Entsorgungskosten und Schäden an Menschen und Umwelt – würden demnach dazu beitragen, dass sich nur noch Geschäftsmodelle lohnen, die auf echte Kreislaufwirtschaft setzen. „Damit eine dringend notwendige klimapositive Cradle-to-Cradle-Wirtschaft in der Breite umgesetzt wird, müssen Subventionen von Geschäftsmodellen und Produkten, die keine Wert- sondern Schadschöpfung zur Folge haben, gelöst werden“, so der geschäftsführende Vorstand Nora Sophie Griefahn. „Die angekündigte Förderung innovativer Unternehmen, die auf echte Kreislaufwirtschaft setzen, geht zwar in die richtige Richtung, greift aber zu kurz, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Es darf schlicht keine Anreize mehr geben, schädliche und nicht sortenrein trennbare Produkte auf den Markt zu bringen“, ergänzt Tim Janßen, ebenfalls geschäftsführender Vorstand.

Beim Design von Produkten anzusetzen ist aus Sicht von C2C der richtige Weg, um das Ziel einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Allerdings dürften Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit dabei nicht die Hauptkriterien sein. Vielmehr müsse für jedes Produkt ein konkretes Nutzungsszenario entworfen und davon abgeleitet für Mensch und Umwelt unschädliche und kreislauffähige Fertigungsmaterialien verwendet werden. Wenn ein langlebiges Produkt aus einem schädlichen Material hergestellt ist, schade dieses Material Mensch und Umwelt auch lange. Das könne nicht Ziel der EU sein.

Ähnliches gelte für die Reparaturfähigkeit. „Dass ein Produkt repariert werden kann bedeutet nicht, dass damit kein Müllproblem mehr verbunden ist. Die Entstehung von Müll wird lediglich in die Zukunft verlagert“, so Griefahn. Produkte müssten konkret für biologische oder technische Kreisläufe designt werden. So sei gewährleistet, dass sie entweder biologisch abgebaut oder immer wieder in hoher Qualität wiederverwendet werden können. So würden Produkte oder auch Gebäude zu sogenannten Materialbanken und verbaute Materialien zu Rohstoffen für neue Produkte. Eine solche Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle sei damit ein Weg, die Ressourcenkrise zu beenden. „Nachgelagert zur Auswahl gesunder Materialien und einer kreislauffähigen Gestaltung sind dann auch Langlebigkeit und Reparierbarkeit zielführende Sekundärkriterien“, so Janßen.

Eine echte klimapositive Kreislaufwirtschaft müsse alle Sektoren beinhalten – auch die Landwirtschaft. Wenn der Aktionsplan im Rahmen des Green Deals das Ziel hat, die Klima- und Emissionsziele bis 2050 erreichbar zu machen, sei es fahrlässig, diesen Sektor außer Acht zu lassen. Die Landwirtschaft sei ein Hauptfaktor im Umgang mit Kohlenstoff. „Das Ziel, CO2-Emissionen zu senken und klimaneutral zu werden reicht nicht aus. Kohlstoffkreisläufe müssen geschlossen und alle Sektoren – inklusive der Landwirtschaft, die Böden als Kohlenstoffsenken nutzen kann – müssen klimapositiv werden“, so Griefahn.

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