Flammgeschützter Kunststoff aus Altplastik

Lavergne und Clariant verkünden, halogenfreie, flammgeschützte Compounds für Elektronik auf Basis von recycelten Kunststoffen aus dem Meer entwickelt zu haben. Sie sollen zum Beispiel als Laptop-Bauteile zum Einsatz kommen.
(Quelle: Pixabay, Sergei Tokmakov)

Clariant und Lavergne wollen gemeinsam halogenfreie, flammgeschützte Polyestercompounds aus ozeangebundenen Kunststoffabfällen entwickeln. Der erste Typ sei bereits auf dem Markt. Elektro- und Elektronikhersteller fragen flammgeschützte Post-Consumer-Rezyklate (PCR) für Geräteteile laut Angaben der Partner häufiger nach.

Die Zusammenarbeit mit Clariant in der Entwicklung halogenfreier flammgeschützter Ausführungen von recycelten Polyestertypen sei aus der Zielsetzung von Lavergne entstanden, neue Einsatzmöglichkeiten für sogenannte ozeangebundene Kunststoffabfälle (Ocean-Bound Plastic, OBP) – hier speziell Polyethylenterephthalat (PET) – zu schaffen. OBP bezeichnet Kunststoffabfälle, die aus Kunststoff aus den Weltmeeren wiedergewonnen werden.

Das neue flammhemmende Compound (Vypet OBP-FR) hat laut Angaben von Clariant eine Glasfaserverstärkung von 30 Prozent und ist bei 0,8 Millimeter Wanddicke nach UL94 V-0-flammwidrig eingestuft. Damit soll es sich für zahlreiche Elektro- und Elektronikkunststoffanwendungen eignen, etwa Sicht- und Strukturbauteile. Nach Spritzgießversuchen bei mehreren Verarbeitern ist das recycelbare, OBP-basierte Compound jetzt kommerziell lieferbar.

Die halogenfreien Exolit-OP-Flammschutzmittel von Clariant seien aufgrund ihrer bewährten Umwelt- und Gesundheitsschutzeigenschaften ausgewählt worden, wie sie das Ecotain Label und eine Green-Screen-Benchmark-3-Bewertung des grundlegenden Phosphinatbestandteils bescheinigen. Zusätzlich zur Zirkularität der Entwicklung sollen sich Exolit-OP-Produkte nachweislich auch für diverse Recyclingprozesse eignen, ohne ihre Flammschutzeigenschaften zu verlieren. Wie vom Hersteller im Oktober 2019 bekanntgegeben, sollen ausgewählte Exolit-OP-Typen künftig außerdem als Terra-Produkte erhältlich sein, die auf Kohlenstoffen aus erneuerbaren Quellen basieren und so den Verbrauch fossiler Ressourcen reduzieren.

Die Entwicklung der richtigen Formulierungen für den ersten spezifischen Polymertyp und die Optimierung der Verarbeitungsbedingungen für das Compound waren Gegenstand der Zusammenarbeit. Die mechanischen Eigenschaften von OBP-Rezyklaten seien mit besonderen Herausforderungen verbunden, da das Material unter der wiederholten Wärmeeinwirkung zu Polymerabbau neige. Aufgrund des Erfolgs des originären Compounds wurde die Lösung inzwischen auf mehr als ein Dutzend Produktlinien übertragen, wobei jedes Programm vor der Kommerzialisierung zusätzlichen Tests unterzogen wird.

Das Gemeinschaftsprojekt dauerte über ein Jahr bis zum Durchbruch; beide Parteien wollen die Zusammenarbeit fortzusetzen. Die Zusammenarbeit mit Lavergne ist aus Sicht von Clariant auch ein Beispiel für dessen Umsetzung der unternehmensweiten Ecocircle-Initiative, die darauf abzielt, gemeinsam mit Partnern der gesamten Wertschöpfungskette den Wandel der linearen zu einer zirkulären Kunststoffwirtschaft zu fördern.

Das Projekt zur Entwicklung flammgeschützter Recyclattypen knüpft an die Unterstützung von OEMs der Elektronikindustrie und deren Nachfrage nach PCR-Produkten an. Die Verwendung von Rezyklaten ist Teil des Nachhaltigkeitsanspruchs verschiedener OEMs und wird durch Ökolabels wie das Electronic Product Environmental Assessment Tool (EPEAT) in den USA und den Blauen Engel in Deutschland gewürdigt. OEMs unterstützen außerdem die Rückgewinnung ozeangebundener Kunststoffabfälle, indem sie Sammel- und Säuberungsaktionen sponsern.

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