Noch viel Potenzial bei biogenen Abfällen und Stoffen

„Auch wenn Bioabfälle in Deutschland bereits auf hohem Niveau verwertet werden, können in den Haushalten noch mindestens 4 Millionen Tonnen pro Jahr abgeschöpft werden.“ Das machte Claus Bergs vom Bundesumweltministerium zu Beginn der ersten gemeinsamen Veranstaltung von bvse und BioRes-Netzwerk, dem Forum Biogene Abfälle und Reststoffe, deutlich.

Um das gesamte Potenzial auszuschöpfen und die Verwertung zu optimieren, werde es in der Neufassung der Bioabfallverordnung (BioAbfV) 2015 deutliche Veränderungen im Vergleich zur gegenwärtigen Gesetzeslage geben, kündigte Bergs an.

In diesem Zusammenhang forderte Anna Wagner, Fachreferentin für Biogene Abfälle beim Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), die ab 2015 verpflichtende, flächendeckende Getrennthaltung biogener Abfälle nicht als neue Pflichttonne zu interpretieren. Der bvse wolle einen quantitativen und qualitativen Ausbau der Sammlung und Verwertung. „Hier sind individuelle Konzepte gefragt, die die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen“, zeigte sich Wagner bei der Veranstaltung Ende Februar in Hamburg überzeugt. Die Vielfalt der hochwertigen Verwertungsverfahren müsse beibehalten werden und der Ausbau im offenen Wettbewerb erfolgen – insbesondere unter Einbeziehung der mittelständischen Wirtschaft, die über das Know-how und die Innovationskraft verfüge.

Steigende Energiepreise dürften überdies nicht zu einer einseitigen Fokussierung auf die Verbrennung führen, dafür müsse der Gesetzgeber die Weichen stellen. Auch Bergs setzt auf ein Gleichgewicht von stofflicher und energetischer Verwertung und stellte eine verpflichtende Vergärungsstufe in Mechanisch-Biologischen-Abfallbehandlungsanlagen in Aussicht.

Vergärung als Teil der Energiewende weiter ausbauen

Biogas kann fossile Brennstoffe substituieren, andere erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft aufgrund der Speicherfähigkeit ergänzen und so zum Gelingen der Energiewende beitragen. Michael Kern, Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts, machte jedoch auf die immense Spannbreite der gesammelten Bio- und Grüngutmengen aufmerksam, die je nach Region zwischen Null und über 400 kg pro Einwohner und Jahr liegen. Die Erfassungsmenge ließe sich beispielsweise durch die Sammlung von hochkalorischen Lebensmittelabfällen steigern, die vielerorts noch im Restmüll landen. Hier müssten Abfallsatzungen dem Verwertungsweg angepasst und Bürgerinformation betrieben werden.

Kern forderte deshalb im Hinblick auf die neue BioAbfV eine neue Bewertung der Speiseabfälle. Auch darüber hinaus werde noch zu wenig organisches Material, das vergärt oder kompostiert werden könnte, getrennt erfasst. Die Erfahrungen von Martin Kneisel aus dem baden-württembergischen Umweltministerium unterstreichen: „Wenn die Bevölkerung informiert ist und ein attraktives System vorfindet, lassen sich gute Ergebnisse erreichen – im Übrigen auch bei dünner Besiedelung.“

Obwohl die Vergärung von Bioabfällen unter ökologischen Gesichtspunkten ein sinnvolles Verfahren ist, ist ihr Anteil an der Verwertung mit 10 bis 15 Prozent noch unterrepräsentiert. Gleichzeitig stoße die Planung neuer Biogasanlagen immer wieder auf heftige Bürgerproteste, berichtete Henry Forster, Geschäftsführer der Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung (GOA). Um Investitionen schultern zu können und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu verbessern, setzt Forster deshalb auf die Kooperation privater und kommunaler Entsorgungsunternehmen vor Ort.

Mengenzustrom beflügelt Innovationen

Die Mengen werden steigen, davon sei die Branche überzeugt und zeige sich innovationsfreudig, so der bvse. Neben Verfahren für die kombinierte energetische und stoffliche Verwertung von biogenen Stoffen oder Anlagen für die dezentrale Vergärung von Biomasse aus industriellen Abwässern, weckten besonders Projekte zur Herstellung von Biokohle das Interesse der Branchenexperten. Biokohle könnte zukünftig als alternativer Brennstoff oder Düngemittel verwendet werden.

Das ttz Bremerhaven, als Koordinator des BioRes-Netzwerkes, ist bei der Entwicklung von Strategien und Techniken für neue Projekte bereits Initiator und Kooperationspartner vieler Unternehmen und wird dies weiter ausbauen. Damit biogene Abfälle und Reststoffe in Zukunft so ressourceneffizient wie möglich genutzt werden können, brauche es einen Mix an Sammelsystemen, Kooperationen und Technologien für die Verwertung, so das einhellige Fazit von Malte Trumpa (BioRes-Netzwerk) und Anna Wagner (bvse).

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