Interseroh zieht Konsequenz aus mangelnder Kontrolle der VerpackungsV

Das zweitgrößte duale System, das Duale System Interseroh (DSI), hat zum 30. September vertragsgerecht die Verträge mit einer Großkundengruppe gekündigt. Grund für diesen außergewöhnlichen Schritt sei laut Interseroh, dass sich die Gesamtmarktsituation im dualen System – anders als zu Vertragsabschluss angenommen – durch erhebliche Verstöße gegen die Verpackungsverordnung (VerpackungsV) noch deutlich zugespitzt habe.

Erst am 17. August hatte der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft (BDE) moniert, dass rund 800.000 Tonnen Leichtverpackungen, das heißt circa 40 Prozent der Gesamtmarktmenge, von der produzierenden Industrie nicht lizenziert, also nicht bezahlt, werden. Markus Müller-Drexel, Geschäftsführer der Interseroh Dienstleistungs GmbH: „Zum Abschlusszeitpunkt der Verträge sind wir davon ausgegangen, dass die Vollzugsbehörden der Länder ihrer Pflicht nachkommen und kontrollieren, ob Hersteller ihre Verpackungen ordnungsgemäß zum Recycling im dualen System anmelden.“ Die Situation habe sich in diesem Jahr noch deutlich verschärft und führe damit zu signifikanten Marktverwerfungen. „Wir bedauern, dass wir uns jetzt aktiv von einer Großkundengruppe trennen müssen, die sich in der Zusammenarbeit stets vorbildlich verhalten hat. Unter den aktuellen Marktbedingungen im dualen System und um damit unkalkulierbare Risiken auszuschließen, war uns keine andere Option mehr möglich.“

Müller-Drexel betonte ausdrücklich, dass diese negative Entwicklung nur aufzuhalten sei, wenn mit allem Nachdruck endlich Transparenz geschaffen werde. Dazu gehöre der Abgleich der Datensätze der einzelnen Systembetreiber gegenüber der Gemeinsamen Stelle und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) genauso, wie die Einhaltung der Regelungen des BDE-Zertifikats und deren Überprüfung durch den einheitlichen Wirtschaftsprüfer BDO. Das System könne dauerhaft nicht überleben, wenn jeder „Spieler seinen eigenen Schiedsrichter zum Spiel mitbringe“. Deshalb werde sich Interseroh weiterhin nachhaltig dafür einsetzen, dass die Behörden die Einhaltung der Verpackungsverordnung konsequenter prüfen.

„Diese außergewöhnliche und einmalige Maßnahme sollte allen Marktteilnehmern – also Systembetreibern, Handel und Industrie, Entsorgungswirtschaft und vor allem dem Vollzug – ein warnendes Zeichen sein, dass sich nun endlich ganz schnell etwas tun muss, damit nicht diejenigen, die sich außerhalb der gültigen Regeln und damit zu Lasten aller anderen bewegen, am Ende gewinnen“, so Müller-Drexel weiter. Durch die Kündigung der Verträge mit der Großkundengruppe reduziert sich der Marktanteil des Duales System Interseroh (DSI) von rund 20 Prozent im letzten Quartal auf voraussichtlich 10 Prozent. Damit gebe Interseroh bewusst seine Position als Nummer zwei im Markt der Lizenzierung von Verkaufsverpackungen auf.

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