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Wie Ökobilanz-Standards erneuerbaren Kohlenstoff berücksichtigen

Die Renewable Carbon Initiative (RCI) hat eine Studie veröffentlicht, die die Vorgaben von Ökobilanz- und CO₂-Fußabdruck-Standards in Bezug auf erneuerbare Kohlenstoffquellen – also Kohlenstoff aus Biomasse, Kohlenstoffabscheidung oder Recycling – analysiert. Durchgeführt vom Nova-Institut im Auftrag der RCI, bietet die Studie eine vergleichende Bewertung, wie zentrale Nachhaltigkeitsrahmenwerke methodische Entscheidungen treffen.
Wie Ökobilanz-Standards erneuerbaren Kohlenstoff berücksichtigen
Kernelemente der Ökobilanzen für erneuerbare Kohlenstofflösungen, Quelle: nova-Institut GmbH
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Die Ökobilanz gilt weithin als Standardmethode zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten und Materialien. Ihre Komplexität und methodische Variabilität stellen jedoch Herausforderungen für die politische Umsetzung und industrielle Anwendung dar. Mit dem Aufkommen erneuerbarer kohlenstoffbasierter Lösungen als wichtige Alternative zu fossilen Materialien ist es entscheidend, die Vorgaben für bestehende Ökobilanzrahmenwerke zu verstehen. Dies gewährleistet faire und transparente Nachhaltigkeitsbewertungen, insbesondere für innovative Lösungen, die mit etablierten Systemen im Wettbewerb stehen. Dies ist häufig bei Produkten aus erneuerbaren Kohlenstoffquellen der Fall, die mit ihren fossilen Pendants konkurrieren – zum Beispiel aufgrund der strengeren Bewertung neuer Lösungen, methodischer Aspekte, die bisher nicht berücksichtigt oder definiert wurden, unterschiedlicher Datenqualität und Skaleneffekten.

Eine neue Studie, die in drei Berichten veröffentlicht wurde, untersucht diese Herausforderungen: Der erste Bericht bewertet methodische Entscheidungen, die Ökobilanzen für Produkte aus erneuerbarem Kohlenstoff in bestehenden Ökobilanzrahmen und Leitlinien beeinflussen. Die Studie untersucht insbesondere die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der methodischen Auswahl (für die in Abbildung 1 dargestellten Elemente) der Leitlinien sowie die Auswirkungen dieser methodischen Aspekte auf die resultierenden Ökobilanzergebnisse. Die Rahmenwerke wurden aufgrund ihrer Relevanz und Legitimität in Industrie, Wissenschaft und Politik ausgewählt. Ein Bereich mit besonders großem methodischem Spielraum ist das Recycling. Aus diesem Grund konzentriert sich der zweite Bericht besonders auf erneuerbaren Kohlenstoff in Recyclingsituationen und die Herausforderungen für Ökoblianz- und CO₂-Fußabdruck-Studien.

Der dritte Bericht, eine nicht-technische Zusammenfassung, hebt die wichtigsten Erkenntnisse aus den Projektergebnissen hervor und formuliert zentrale Schlussfolgerungen für politische Entscheidungsträger.

Die Studie beleuchtet sowohl Gemeinsamkeiten als auch signifikante Unterschiede zwischen den Rahmenwerken. Während viele der evaluierten Rahmenwerke im methodischen Ansatz übereinstimmen, zeigen sich in einigen Bereichen kritische Unterschiede:

Konsensbereiche: Die meisten Rahmenwerke stimmen in der Methodik zur Bewertung der Auswirkungen biogener Kohlenstoffaufnahmen und -emissionen überein. Während sich die spezifischen Bestimmungen zum Recycling unterscheiden, lassen alle analysierten Rahmenwerke mehrere Optionen zu, was jedoch zu einer erheblichen Ergebnisvielfalt führt.
Abweichungsbereiche: Andererseits unterscheiden sich die analysierten Rahmenwerke hinsichtlich der Regelungen für Prozesse mit mehreren Outputs und der Frage, ob die vermiedene Erzeugung von Nebenprodukten mit einer Gutschrift angerechnet werden kann (Systemerweiterung mit Substitution). Die Regelungen reichen von vagen Anforderungen, über strenge Vorgaben, bis zum vollständigen Verbot der Substitution.

Die Studie unterstreicht, dass politische Entscheidungsträger die dokumentierte methodische Flexibilität der Ökobilanz-Rahmenwerke anerkennen sollten, um gleiche Wettbewerbsbedingungen für erneuerbare und fossile Kohlenstoffquellen zu gewährleisten. Während die analysierten Rahmenwerke unterschiedliche Flexibilitätsgrade aufweisen, können die Ökobilanzergebnisse selbst innerhalb der Berechnungsergebnisse desselben Rahmenwerks stark variieren. Allein die Anwendung eines bestimmten Rahmens garantiert noch keine Vergleichbarkeit der Ökobilanzergebnisse.

Biogene Kohlenstoffbilanzen sollten -1/+1 ermöglichen: Fast alle Rahmenwerke verlangen den -1/+1-Ansatz für biogene Kohlenstoffbilanzen, bei dem biogene CO₂-Aufnahmen als negative und biogene CO₂-Emissionen als positive Treibhausgasemissionen modelliert werden. Eine Ausnahme bilden PEF und RED III, die den den 0/0- (oder Netto-Null-) Ansatz verwenden, bei dem alle biogenen Entnahmen und Emissionen mit 0 auf die Treibhausgasemissionen angerechnet werden, wobei eine Änderung von 0/0 auf -1/+1 im Technischen Beirat der EF diskutiert wird.

Klarstellungsbedarf: Die Studie identifiziert mehrere methodische Aspekte, die unter Einbeziehung relevanter Interessengruppen, z.B. aus der Ökobilanz-Gemeinschaft, der Industrie und politischen Entscheidungsträgern, weiter diskutiert und geklärt werden sollten. Dies gilt insbesondere für Massenbilanz und Zuordnung und Kohlenstoffabscheidung und Nutzung (carbon capture and utilisation, CCU).

Quelle: Nova-Institut

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