Ein Jahr Zero Waste Lab

Die Gründung des Frankfurter Zero Waste Labs jährt sich in diesen Tagen zum ersten Mal.

Die erste Zwischenbilanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fällt positiv aus. In den vergangenen zwölf Monaten wurden 25 Ideen aus der Bürgerschaft eingereicht und vom Expertengremium bewertet. Vier Vorschläge wurden für realisierbar befunden und befinden sich aktuell als Projekt in der Umsetzung.

Das von der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH gemeinsam mit dem Umweltamt der Stadt Frankfurt koordinierte Lab ist eine Denkfabrik, die Elemente von Bürgerinnenbeteiligung und ehrenamtlichem Engagement einbezieht. Ziel ist es, Wege aus der Ressourcenverschwendung aufzuzeigen und die Stadt Frankfurt auf ihrem Weg zur Zero Waste City zu unterstützen.

Umweltdezernentin und FES-Aufsichtsratsvorsitzende Rosemarie Heilig: „Unser Lab ist sehr gut in Schwung gekommen, seine Arbeit zeigt erste Wirkung. Aber nach wie vor produzieren wir zu viel Müll und vernichten wertvolle Ressourcen. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir auch unser eigenes Verhalten jeden Tag neu hinterfragen: Brauche ich eine Plastiktüte für meinen Einkauf, muss ich Obst und Gemüse wegwerfen, weil es ein paar braune Stellen hat? Bis zur Zero Waste City ist noch ein weiter Weg und wir müssen Tempo machen. Ich bin aber sicher, dass wir gemeinsam unser Ziel erreichen.“

Institutionelle Mitglieder des Labs sind die IHK Frankfurt am Main, die Goethe-Universität, die Frankfurt University of Applied Sciences, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, das Institut für sozialökologische Forschung (ISOE), der Frankfurter Ernährungsrat sowie die Stadt Frankfurt (Stabsstelle Sauberes Frankfurt, Umweltamt) und die gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling (GWR). Dazu kommen noch zivilgesellschaftliche Akteure aus der Zero-Waste-Szene Frankfurts.

Die Bandbreite der eingegangenen Vorschläge ist groß und reicht von hochwissenschaftlichen Eingaben bis zu bürgernahen Angeboten oder einfachen Finanzierungsanfragen. Ein Beirat von Experten prüft die Vorschläge auf Umsetzbarkeit und Rentabilität, Nutzen für die Umwelt sowie das Verbreitungspotenzial. Bei positiver Bewertung und nach einem Auftakt-Workshop wird ein Team zur Umsetzung gesucht.

Praktisch getestet wird derzeit ein von ingenieurwissenschaftlicher Seite ans Lab herangetragenes neues biotechnisches Verfahren, bei dem sich wertvolle Metalle ohne magnetische Eigenschaft (sog. Nicht-Eisen-Metalle) allein mithilfe von Bakterien aus der Schlacke lösen lassen. Schlacke nennt man die Überreste, die nach der Verbrennung des Restabfalls übrig bleiben. Bisher arbeitet FES hier mit mechanischer Sortierung und Feinsiebtechnik, die mit hoher Staubbelastung verbunden ist.

Bereits terminiert ist eine Ausstellung zum Thema Reparatur und Reparieren, die einen Gegenakzent zu immer kürzeren Produktzyklen und den sich beschleunigenden Konsumtrends der vergangenen Jahre und Jahrzehnte setzen soll. Die erfolgreiche Wanderausstellung „zusammen:schrauben“ kommt dazu im kommenden Jahr im Sommer erstmals in die Mainmetropole und wird mit Begleitprogramm im Secondhand-Warenhaus Neufundland gezeigt.

Noch Räume gesucht werden aktuell für das ansonsten schon sehr fortgeschrittene Projekt einer „Teilerei“. Dahinter steht eine Art Ladenlokal, in dem Gegenstände abgegeben und umsonst mitgenommen werden können. Neben der Stärkung des Second-Hand-Gedankens stehen hier auch ein sozialer Aspekt sowie der Austausch der Besucherinnen und Besucher zum Thema Müllvermeidung im Vordergrund.

Kurz vor der Fertigstellung ist aktuell auch eine Abfallsammel-App, die das Aufsammeln von Müll im öffentlichen Raum zu einem kurzweiligen Zeitvertreib machen soll. Dabei wollen die Entwickler von FES gezielt den Spieltrieb der Stadtbewohnerinnen und -bewohner ansprechen und mit kleinen Belohnungen dafür sorgen, dass sie dabeibleiben.

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