Potenziale bei der Bioabfallsammlung

Laut einer Studie trennen 80 Prozent der Österreicher*innen ihren Bioabfall. Doch es könnte mehr sein: 700.000 Tonnen Bioabfall landen jährlich irrtümlich im Restmüll und können so nur thermisch verwertet werden.
Links: Stefan Tollinger (Regionalvorstand Niederösterreich, Geschäftsführer von Brantner und VOEB Niederösterreich Regionalvorstand); rechts: Gabriele Jüly (VOEB Präsidentin) (Quelle: VOEB)

Jährlich fallen in Österreich 3,3 Mio. Tonnen biogene Abfälle an, davon werden 2,6 Mio. Tonnen getrennt erfasst. Letztere können zu Kompost, Biogas oder Biodiesel verarbeitet werden, es entstehen wertvolle neue Ressourcen, vor allem für die Landwirtschaft. Wenn Bioabfall jedoch im Restmüll landet, wird er in der Regel verbrannt. Laut Berechnungen des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) könnten jährlich 700.000 Tonnen Bioabfall aus dem Restmüll „gerettet“ werden, um daraus Bio-Komposte, Dünger oder spezielle Erden zu erzeugen. In einer aktuellen, repräsentativen Studie bestätigen die Hälfte der Österreicher*innen, ihren Bioabfall zu kompostieren.

VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly: „Wenn wir in Zukunft mehr altes Brot und Gebäck, Obst- und Gemüseabfälle, Kaffeesud, Laub oder Rasenschnitt getrennt sammeln, können mehr Rohstoffe im Kreislauf gehalten werden. Davon profitiert die Umwelt. Denn die Kompostierung von Bioabfall bindet CO2 und ist somit für das ökologische Gleichgewicht und das Klima von großer Bedeutung.“

Wie gehen die Österreicher*innen konkret mit ihrem Bioabfall um? In einer Studie bestätigen acht von zehn Befragten, ihren Bioabfall grundsätzlich getrennt zu entsorgen. Pro Person werden jährlich ca. 128 kg biogene Abfälle gesammelt. Rund die Hälfte der Befragten kompostiert ihren Bioabfall und nutzt die daraus entstandene Erde für Garten oder Blumen. Erschwerend dürfte für einige sein, dass sie ihren Biomüll zur nächsten öffentlichen Sammelstelle bringen müssen (37 %). So wünschen sich 81 Prozent der Befragteb, dass jeder Haushalt bzw. Hausgemeinschaft eine eigene Biotonne haben sollte.

Jüly: „Im unserem Restmüll befinden sich jedes Jahr 700.000 Tonnen biogene Abfälle, die nur mehr verbrannt werden können. Das ist eine Verschwendung von Ressourcen. Stattdessen könnten daraus wertvolle Rohstoffe wie Dünger entstehen. Um die getrennte Sammlung für alle zu erleichtern, wäre es daher sinnvoll, wenn jeder Haushalt eine eigene Biotonne hätte – vom Einfamilienhaus bis zur Wohngemeinschaft.“

In Österreichs modernstem Kompostwerk „Erdenreich“ des niederösterreichischen Unternehmens Brantner werden jährlich 35.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet. Bereits in den LKWs, die den Biomüll sammeln, sind eigens entwickelte Störstoffscanner installiert, um mittels Künstlicher Intelligenz den Inhalt zu analysieren. Dann wird entschieden, für welche Aufbereitung der Abfall geeignet ist. Je sortenreiner der Biomüll gesammelt wird und je weniger Störstoffe sich darin verirren, desto einfacher ist die Verarbeitung. „Die anschließende Produktion von Kompost, Dünger und Erden geschieht ganz ohne Chemie und vollautomatisiert. Dafür werden ausschließlich recycelte Materialien wie Ziegelsplitt, Quarzsand und Asche genutzt. Temperatur, Feuchtigkeit und Luftzufuhr werden digital gesteuert, damit eine gleichmäßige Verarbeitung stattfinden kann. So garantieren wir eine konstant hohe Qualität der Erden”, so Stefan Tollinger, Geschäftsführer von Brantner und VOEB Niederösterreich Regionalvorstand.

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