Plastikfresser in alpinen und arktischen Böden gefunden

Wissenschaftler der Eidg. Forschungsanstalt WSL haben Mikroben entdeckt, die Plastik bei kühlen Temperaturen abbauen.
Unter dem Mikroskop ist die Zersetzungsarbeit der Mikroben an dieser biologisch abbaubaren Mulchfolie zu sehen. Copyright: Joel Rüthi

Dies eröffnet neue Perspektiven beim Recycling von bestimmten Plastiksorten. Die meisten bekannten Mikroben benötigten für ihre Zersetzungsarbeit mindestens 30°C.

Mikroorganismen sind große Hoffnungsträger bei der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für Plastik. Manche Arten produzieren Enzyme, also Katalysatoren aus Eiweißen, welche den Abbau von Plastik in kleinere, wiederverwendbare Bestandteile beschleunigen. Die Enzyme bisher bekannter Mikroben benötigen für die industrielle Anwendung jedoch Temperaturen über 30 °C. Somit verbraucht diese Art von Recycling viel Energie und Geld. Nun hat Joel Rüthi im Rahmen seiner Doktorarbeit in der Forschungsgruppe um Dr. Beat Frey an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Mikroben gefunden, welche auch bei 15 °C bestimmte Plastiksorten zersetzen können. Die Studie wurde am Mittwoch im Fachjournal «Frontiers in Microbiology» veröffentlicht.

Die Forschenden vergruben dafür Plastik in Erde aus den Alpen und aus Grönland und untersuchten die darauf im Laufe einiger Monate gewachsenen Bakterien und Pilze. Weiterhin isolierten sie Mikroben von Plastik, der für 1 Jahr in Grönland vergraben war und von Abfall, welcher auf Spitzbergen gesammelt wurde. Dann überprüften sie im Labor unter kontrollierten Bedingungen, deren Fähigkeiten, verschiedene Sorten von Plastik abzubauen. 19 Stämme konnten biologisch abbaubare Plastiksorten zersetzen, jedoch keine den «normalen» Plastik Polyethylen (PE).

Bevor die neuen Erkenntnisse tatsächlich im Recycling von biologisch abbaubarem Plastik angewendet werden können, müssen die Forschenden noch einige Hürden nehmen: „Die nächste große Herausforderung wird darin bestehen, die von den Mikroben produzierten kunststoffabbauenden Enzyme zu identifizieren und den Prozess zu optimieren, um große Mengen an Enzymen zu erhalten. Darüber hinaus könnte eine weitere Modifizierung der Enzyme erforderlich sein, um Eigenschaften wie deren Stabilität zu optimieren“, sagt Beat Frey, Mitautor der Studie.

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