Prototypen auf Basis von chemisch recyceltem Material

Vier Partner von BASF im ChemCycling-Projekt wollen auf der K 2019 ersten Prototypen zeigen, die im Rahmen der Pilotphase des Projekts entstanden sind.
Das ChemCycling-Projekt von BASF legt seinen Fokus darauf, Kunststoffabfälle in der chemischen Produktion wiederzuverwenden statt sie zu entsorgen. Dabei werden Kunststoffabfälle durch thermochemische Verfahren in neue Rohstoffe umgewandelt und anstelle von fossilen Ressourcen in den BASF-Verbund eingespeist. Die daraus resultierenden neuen chemischen Produkte weisen die gleiche Qualität auf wie Produkte aus fossilen Rohmaterialien.

Jaguar Land Rover (JLR) hat einen Kunststoff-MontageträgerPrototypen für sein erstes elektrisches SUV „I-Pace“ aus Ultramid B3WG6 Ccycled Black 00564 entwickelt. „Im Rahmen unseres Engagements, in unserer gesamten Produktion geschlossene Kreisläufe zu beschleunigen, suchen wir immer nach technologischen Neuerungen, die uns helfen, Abfall zu reduzieren“, sagt Craig Woodburn, Global Environmental Compliance Manager bei JLR. „Die Fähigkeit, durch den ChemCycling-Prozess aus Verbraucherabfällen sichere Qualitätsteile herzustellen, ist ein wichtiger Schritt hin zu unserem Ziel einer abfallfreien Zukunft.“

Storopack produzierte aus Styropor P Ccycled Isolierverpackungen für temperaturempfindliche, pharmazeutische Produkte, Boxen zum Transport von Frischfisch sowie Schutzverpackungen für Elektrogeräte. „Besonders überzeugt hat uns, dass Styropor P Ccycled in Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden kann. Für Styropor gibt es bereits verschiedene Recyclingmöglichkeiten und durch ChemCycling kann der Recyclinganteil weiter erhöht werden“, sagt Storopack-Geschäftsführer Hermann Reichenecker.

Südpack stellte eine Polyamid-Folie und eine Polyethylen-Folie her, die zu einer speziell versiegelten Mozzarella-Verpackung verarbeitet wurden. Mehrschichtverpackungen gelten bisher als eingeschränkt recyclingfähig. „Folienverpackungen haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Produktschutz, Hygiene und Haltbarkeit, und dies bei minimalem Einsatz von Kunststoffen. Deshalb bestehen sie aus mehreren Materialien und Schichten mit verschiedenen Eigenschaften und Barrieren. Durch Innovationen wie ChemCycling kommen wir der Lösung der Probleme der Recycelbarkeit von flexiblen Verpackungen näher“, so Johannes Remmele, Geschäftsführer von Südpack.

Schneider Electric fertigte einen Schutzschalter aus chemisch recyceltem Ultramid. „Auch beim Einsatz von Sekundärrohstoffen wie recycelten Kunststoffen müssen unsere anspruchsvollen Qualitätsstandards sowie die strengen Normen und Richtlinien der Industrie erfüllt werden. Wir bauen auf die Expertise der BASF, die gesamtheitlichen Vorteile des Verfahrens im Hinblick auf Nachhaltigkeit darzustellen und die Kosten attraktiv zu halten. Wir hoffen, dass dieser Test mit BASF uns neue Möglichkeiten für Innovationen der Kreislaufwirtschaft in Energiemanagement und -verteilung eröffnet“, sagt Xavier Houot, Senior Vice President Group Environment, Safety, Real Estate, bei Schneider Electric.

„Die Pilotprojekte mit Kunden aus verschiedenen Industrien zeigen, dass Produkte auf Basis von chemisch recycelten Rohstoffen über die gleiche hohe Qualität und Leistungsfähigkeit verfügen wie Produkte aus Neuware. ChemCycling, bei dem der Anteil des recycelten Materials über den Massenbilanzansatz dem Endprodukt rechnerisch zugewiesen wird, kann unseren Kunden helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen“, sagt Jürgen Becky, Senior Vice President Performance Materials. Die zertifizierten Produkte sind durch den Zusatz „Ccycled” gekennzeichnet. Die nun präsentierten Prototypen sind Teil der laufenden Pilotphase des ChemCycling-Projekts.

„BASF hat sich mit dem ChemCycling-Projekt zum Ziel gesetzt, Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen zu verarbeiten, die derzeit nicht recycelt werden, wie beispielsweise gemischte oder verunreinigte Kunststoffe. Wenn es gelingt, das Projekt zur Marktreife zu entwickeln, kann ChemCycling als innovative Ergänzung zu bestehenden Prozessen für Recycling und Wiederverwertung zur Lösung des Plastikmüllproblems beitragen“, sagt Stefan Gräter, Leiter des ChemCycling-Projekts bei BASF.

Werden etablierte und neue Recyclingverfahren wie das chemische Recycling kombiniert, halten die Experten bis 2030 eine weltweite Recyclingquote für Kunststoffe von 50 % für möglich (heute: 16 %). Der Anteil des chemischen Recyclings könnte dann von derzeit einem Prozent auf rund 17 % ansteigen, was der Verwertung von 74 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen entspricht.

Von der Pilotphase bis zur Marktreife müssten jedoch noch verschiedene Aspekte geklärt werden. Die existierenden Technologien zur Umwandlung von Kunststoffabfällen in Recycling-Rohstoffe müssten weiterentwickelt und für die Nutzung im großindustriellen Maßstab angepasst werden, um eine durchgängig hohe Qualität des Pyrolyseöls sicherzustellen. BASF prüfe derzeit verschiedene Optionen, wie der Produktionsverbund des Unternehmens langfristig mit kommerziellen Mengen an Pyrolyseöl versorgt werden kann. Dabei spielten neben technologischen auch wirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Damit chemisches Recycling im Markt Akzeptanz finde, müssten darüber hinaus Regulierungsbehörden das Verfahren offiziell als Recycling anerkennen. In diesem Rahmen müssten sie definieren, wie chemisches Recycling und Massenbilanzansätze zur Erfüllung von gesetzlichen Recyclingquoten beitragen können.

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