Kosteneinsparungen bei Verpackungsentsorgung zu Lasten der Mitarbeiter

Das Bundeskartellamt hat gestern die Ergebnisse der Sektoruntersuchung der dualen Systeme vorgestellt. Demzufolge hat die Wettbewerbsöffnung bei der Entsorgung von Verpackungen in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Kostenreduktion geführt. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) bewertet die Entwicklungen jedoch äußerst kritisch.

Die vom Bundeskartellamt angeführten Kosteneinsparungen in diesem Bereich sind nach Auffassung des Verbandes zu Lasten der Mitarbeiter und der Umwelt gegangen. Im Bereich der Verpackungsentsorgung sei die Tarifbindung für die Beschäftigten im Vergleich zu anderen Bereichen am geringsten.

Auch die Umwelt profitiere nicht. Bei den Leichtverpackungen werde nur die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote erfüllt, zwei Drittel dieser Fraktion würden verbrannt. VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck: „Das der Verpackungsentsorgung zu Grunde liegende derzeitige Wettbewerbsmodell hat zum Teil unter Zuhilfenahme fragwürdiger Methoden zu Einsparungen an falschen Stellen geführt, anstatt Anreize für die politisch gewollten Ziele des Klima- und Ressourcenschutzes zu setzen.“

Die enormen Verwaltungskosten des Systems der Verpackungsentsorgung hätten sich durch die Wettbewerbsöffnung nicht merklich verringert. „Der eigentliche Kostentreiber ist die Komplexität des gesamten Systems. Die Schaffung von Wettbewerb zwischen verschiedenen dualen Systembetreibern hat zu größerer Intransparenz und höheren Transaktionskosten geführt“, sagt Reck. Der Zuwachs an Marktteilnehmern, die sich zum Teil in gerichtlichen Auseinandersetzungen befänden, mache das System noch komplexer und unüberschaubarer. Die Kosten für den enormen Verwaltungsaufwand würden die Bürger mit dem Kauf von Produkten zahlen. Schätzungen des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) zufolge belaufen sich die jährlichen Transaktionskosten auf 168 Millionen Euro.

“Mit derzeitiger Verpackungsentsorgung wird ein unvertretbarer Aufwand betrieben“

Reck warnt auch davor, das bestehende System der Verpackungsentsorgung zur Grundlage eines neuen Wertstoffgesetzes zu machen: „Die eigentlichen Ziele der Verpackungsverordnung, dass weniger Verpackungen im Umlauf sind und mehr recycelt wird, konnten kaum erreicht werden. Angesichts dieser ökologischen Ineffektivität wird mit der Verpackungsentsorgung ein unvertretbarer Aufwand betrieben, den die Politik nicht fortschreiben sollte.“

Insbesondere eine Ausweitung der Produktverantwortung von Verpackungen auf andere Produkte auf Basis der geltenden Verordnung sei als politisches Steuerungsinstrument für mehr Umweltschutz ungeeignet, so der VKU-Hauptgeschäftsführer.

Unverständlich ist für Reck auch, dass das Bundeskartellamt, das für die Gewährleistung des Wettbewerbs zuständig ist, den Umstand unkommentiert lässt, dass einige der zehn dualen Systembetreiber in der Hand der großen Entsorgungskonzerne wie Alba oder Remondis sind. „Wenn die Konzerntochter eine Ausschreibung macht, an der sich auch die Konzernmutter beteiligt, sollte zumindest der Frage nachgegangen werden, ob diese Konstellation einen echten Wettbewerb zulässt.“

Der VKU will die Mängel am derzeitigen System der Verpackungsentsorgung in Kürze in Form einer Publikation dokumentieren.

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