Schrottmarkt hat sich mengen- und preismäßig erholt

Der Schrottmarkt hat sich im vergangenen Jahr schrittweise erholt. Der Export habe insgesamt um 23,8 Prozent auf rund 27,5 Millionen Tonnen gesteigert werden können, da sowohl die Rohstahlproduktion (plus 34,2 Prozent) als auch die Gussproduktion (plus 20 Prozent) deutlich gestiegen seien. Das teilt der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) in seiner vorläufigen Schrottbilanz 2010 mit.

Weltweit werde Schrott auch im Jahr 2011 seine hohe Bedeutung als Rohstoff für die Stahlindustrie behalten. Wie sich dabei die Baustahlproduktion entwickeln werde, sei noch mit vielen Fragezeichen behaftet. Dennoch blicke die Schrottwirtschaft optimistisch ins Jahr 2011 und gehe von guten Handelsmöglichkeiten aus, wie der bvse weiter mitteilt.

Allerdings weist Ullrich Didszun, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Schrott, E-Schrott- und Kfz-Recycling, darauf hin, dass gerade die mittelständische Schrottwirtschaft unter der zunehmenden Bindung von Kapital leidet. „Das liegt zum großen Teil an der hohen Preisvolatilität sowie an den langen Zahlungszielen, die den innereuropäischen Abnehmern gewährt werden müssen.“ Sie belasteten die liquiden Mittel des Schrottanbieters, die beim Schrottexport in dieser Form nicht aufträten.

Dennoch war der Markt nach Einschätzung des bvse 2010 von großer Unsicherheit geprägt. Das habe sich in den monatlich teilweise deutlichen Preisschwankungen ausgedrückt. Die Preise seien in Deutschland von Januar bis April um rund 110 Euro pro Tonne auf das höchste Niveau des Jahres 2010 angestiegen. Bis Juli hätten sie wieder 30 Euro pro Tonne verloren, um im August und September wieder anzuziehen. Im Oktober hätten die Preise nochmals deutlich nachgegeben aber umso stärker bis Januar 2011 wieder angezogen.

„Etwas panische Lieferbereitschaft des Handels“

Der bvse weist darauf hin, dass die Preisschwankungen nicht unbedingt mit dem Bedarf oder der unterschiedlichen Produktionsauslastung der inländischen Stahlwerke zusammenhingen. Sondern vielmehr mit der Entwicklung der auf dem Schrottmarkt weltweiten und hier insbesondere der Nachfrage der türkischen Schrottverbraucher. Der Schrottpreis sei in dem reinen Margengeschäft der Baustahlherstellung von größter Bedeutung und der hohe Importbedarf der türkischen Stahlhersteller, die stark von den Lieferungen aus der EU abhängig seien, beeinflussten das Marktgeschehen in hohem Maße, erklärt der Entsorgerverband. Sie hätten im vergangenen Jahr über 10 Millionen Tonnen Schrotte aus der EU importiert.

Da die türkischen Werke immer bemüht seien, den optimalen Einkaufszeitpunkt zu finden, sei insbesondere das für die Stahlkonjunkturerholung bedeutende Jahr 2010 geprägt vom gegenseitigen Warten auf die Reaktion der jeweils anderen und um den Schrott konkurrierenden Marktteilnehmer. So hätten die deutschen Werke im März auf eine starke Einkaufswelle der türkischen Konkurrenten in Europa mit einer kurzen Verhandlungsphase von nur wenigen Tagen reagiert, in denen sie sehr zügig ihren Bedarf deckten und weitere Preiserhöhungen vermeiden wollten. Die fehlende türkische Nachfrage im Mai habe dem Schrotthandel dann im Gegensatz dazu sehr zähe Verkaufsverhandlungen im Mai beschert.

Die Erwartungen der Marktteilnehmer hätten sich nicht immer erfüllt. So setzten im August Teile der Schrottwirtschaft der trotz der Sommerpause starken Nachfrage der Verbraucher auf deutlich steigende Preise ab September. Die Werke hätten währenddessen bereits seit Juli über Bedarf eingekauft und da im September die türkischen Verbraucher wider Erwarten nicht in den Markt kamen, habe die Preiserhöhung lediglich je nach Sorte und Region ziwschen 5 und 30 Euro pro Tonne betragen.

Die enttäuschten Erwartungen führten laut bvse zu einer etwas panischen Lieferbereitschaft des Handels. Daraufhin seien die Werke dem Trugschluss eines Schrottüberangebotes erlegen und hätten im Oktober deutliche Preissenkungen durchgesetzt. Im November hätten sich die Werke gezwungen gesehen, verkaufsstimulierende Maßnahmen zu ergreifen. Wegen der im Laufe des Jahres immer wieder guten Schrottexportmöglichkeiten in Drittländer habe das Schrottangebot stark geschwankt und der Markt sei zum Ende des Jahres hin immer fester geworden.

Dem Schrottgeschäft weniger zuträglich sei die relativ schwache Erholung der Elektrostahlproduktion gewesen. Während die Hersteller im ersten Halbjahr noch von den staatlichen Konjunkturprogrammen haben profitieren konnten, habe sich dieser Einfluss im zweiten Halbjahr abgeschwächt. In der Folge seien Schichten gekürzt worden und ein wichtiger Schrottverbraucher habe zeitweise die Produktion gestoppt. Auf die häufig unklare Marktentwicklung hätten einige Verbraucher mit dem Zukauf monatsübergreifender Bestellmengen reagiertm, so der bvse.

Diese Entwicklung machen die Produktionszahlen für 2010 deutlich. Während die Flachstahlproduktion gegenüber 2009 um 43,5 Prozent auf 30,6 Millionen stieg, konnte die Elektrostahlproduktion nach Aussagen des bvse lediglich 16,6 Prozent beziehungsweise knapp 1,9 Millionen Tonnen auf 13,2 Millionen Tonnen zulegen. Die hohe Produktionsauslastung der integrierten Werke sei mit einem steigenden Bedarf an Qualitätsschrotten einhergegangen, die nicht immer ausreichend angeboten werden konnten, zumal der Schrottentfall mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung hinter der Produktion herhinke.

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