EU-Kommission veröffentlicht Liste „kritischer“ Rohstoffe

Die Europäische Kommission will eine europaweit abgestimmte Rohstoffpolitik vorantreiben. Zur Vorbereitung gemeinschaftsweit abgestimmter Aktionen hat sie heute den Bericht einer von ihr eingesetzten Expertengruppe vorgestellt. Der Bericht der von der EU-Kommission eingesetzten Expertengruppe hat bei 14 Rohstoffen eine drohende Knappheit festgestellt, wie der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) mitteilt.

Im Herbst dieses Jahres will demnach der für Rohstoffe zuständige EU-Kommissar Antonio Tajani eine EU-Rohstoffstrategie vorlegen. Sie solle zum Beispiel das politische Vorgehen der Gemeinschaft im Kampf gegen Exportbehinderungen von Nicht-EU-Ländern skizzieren. Auch sollte die „Rohstoffdimension“ stärker bei der EU-Entwicklungspolitik berücksichtigt werden, sagte der für Unternehmen und Industrie zuständige EU-Kommissar Tajani. Dritter Schwerpunkt sollten Modellvorhaben sein, die Forschung zu einem besseren Umgang mit Rohstoffen und ihren Ersatz durch andere Stoffe innerhalb der EU voranzutreiben. Bereits vor zwei Jahren hatte die Kommission eine Mitteilung zu einer EU-Rohstoffstrategie vorgelegt, die nach Ansicht des bvse bislang aber offensichtlich kaum zu wirkungsvollem Handeln auf europäischer und einzelstaatlicher Ebene geführt hat.

Der Bericht der von der EU-Kommission eingesetzten Expertengruppe stellt bei 14 Rohstoffen eine drohende Knappheit fest: Antimon, Beryllium, Kobalt, Fluorspar, Gallium, Germanium, Graphite, Indium, Magnesium, Niobium, PGMs (Platinum Group Metals), Seltene Erden, Tantal and Wolfram. Viele dieser Rohstoffe sind werden für die Herstellung von High-Tech-Produkten benötigt. So wird etwa Kobalt für Lithium-Ionen-Akkus benötigt, Gallium für Photovoltaik-Zellen, Platin für Brennstoffzellen und Katalysatoren oder Germanium für Glasfaserkabel bei Breitbandnetzen. Die Expertengruppe empfiehlt, die Rohstoffversorgung als zentrales Anliegen bei der Welthandelsorganisation (WTO) und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) zu vertreten.

Kommissionsvizepräsident Tajani, fordert Fairplay im internationalen Handel sowie wirkungsvollere Aktionen in Europa, um Ressourceneffizienz zu schaffen und Recycling zu nutzen. „Es ist unser Ziel, sicherzustellen, dass Europas Industrie auf diesem Feld eine führende Rolle bei neuen Techniken und Innovation einnehmen kann und wir müssen sicherstellen, dass wir dafür die notwendigen Instrumente schaffen“, sagte Tajani gegenüber Hajo Friedrich, vom bvse-Europadienst in Brüssel

„Die EU muss rasch eine Rohstoffdiplomatie betreiben, um eine Unterversorgung mit den für die Industrie wichtigen Rohstoff-Mineralien zu verhindern“, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europaparlaments, Herbert Reul. Endlich sei das Problem in der Politik angekommen. Die Sicherung der Rohstoffversorgung müsse fester Bestandteil der Außen-, Handels- und Wirtschaftspolitik werden, sagte der CDU-Europaabgeordnete.

Problematisch sei, dass der Großteil der Rohstoffe für High-Tech-Produkte aus nur vier Ländern komme: China, Russland, Brasilien und Kongo. Da sich die Nachfrage nach den Edelmineralien mittelfristig verdreifachen wird, müsse die EU alles tun, um ihren innovativen Industriesparten die weltweite Technologieführerschaft auch über das Jahr 2030 hinaus zu sichern, sagte Reul. „Auch nach innen können wir handeln, indem wir konsequenter Recycling betreiben und so sparsamer mit den wertvollen Rohstoffen umgehen „, so der CDU-Europaabgeordnete.

Das ist eigenen Worten zufolge auch der Ansatz des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung, der eine europäische Rohstoffstrategie grundsätzlich begrüßt. Angesichts immer knapper werdender Rohstoffreserven nehme die Gewinnung von Sekundärrohstoffen und deren stoffliche Verwertung volkswirtschaftlich an strategischer Bedeutung zu. Nach Ansicht des bvse wird daher die Sekundärrohstoffversorgung der Industrie zukünftig zu einem wichtigen, „vielleicht sogar zu einem entscheidenden Faktor“ für die weltweite Industrielandschaft.

Es liege auf der Hand, betont bvse-Präsident Burkhard Landers, dass das die ureigenste Aufgabe und Verpflichtung der privaten und mittelständischen Sekundärrohstoffbranche sei. Landers: „Ziel muss es sein, Ressourcen so zu nutzen, dass wir sie gebrauchen, aber möglichst nicht verbrauchen.“ Erforderlich seien dafür jedoch gesicherte Stoffströme hinsichtlich der Quantität und vor allem auch der Qualität, damit eine wirtschaftlich sinnvolle Substitution von Primärrohstoffen ermöglicht werden kann. Dazu gehöre dann aber auch, betonte der bvse-Präsident, dass der Einsatz von Sekundärrohstoffen für die Industrieproduktion deutlich gesteigert werde. Hier gebe es noch viel Potential, das noch brach liege.

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