bvse: Noch keine Entwarnung am Schrottmarkt

Auf dem deutschen Stahlschrottmarkt ist auch im kommenden Jahr nicht mehr mit einer durchgreifenden Besserung zu rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt die Schrottexpertin des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung in ihrem jüngsten Marktbericht.

Danach blicken führende deutsche Konzerne eher pessimistisch ins neue Jahr. Das gilt auch und gerade für die Stahlindustrie, schreibt der bvse. Die im Sommer 2008 begonnene Talfahrt konnte bis jetzt allenfalls gestoppt werden. So soll laut bvse der Salzgitter-Chef Wolfgang Leese bereits häufiger davor gewarnt haben, dass die Stahlbranche ihre Kapazitäten zu schnell erhöht hat und dies zu einer neuerlichen Überversorgung führen könnte.

Deutsche Analysten sollen die Lage allerdings weniger tragisch sehen. So soll laut bvse ein Sprecher der Landesbank Baden-Württemberg darauf hingewiesen haben, dass frühzyklische Unternehmen – zu denen die Stahlindustrie zählt – zuverlässige Vorhersagen über Aufträge und Umsätze nur für sechs bis acht Wochen machen können. Daher ist für ihn das erste Quartal 2010 entscheidend. Sollten die schwachen Umsätze dann nicht deutlich anziehen, ist die Skepsis der Stahlbosse berechtigt, da die bisherigen Gewinne nur aus Kostensenkungen resultieren.

Michelle Applebaum von Applebaum Research in den USA, soll laut bvse ebenfalls vor einer zu positiven Einschätzung warnen. Sie geht davon aus, dass sowohl die zu hohe Produktion als auch die zu hohen Bestände in China sehr bald Druck auf die dortigen Inlandspreise ausüben. Und wegen der steigenden chinesischen Exporte sollen die internationalen Stahlpreise schwächer werden. Außerdem verweist sie darauf, dass China im Oktober mit 2,71 Millionen Tonnen die höchste Exportmenge dieses Jahres realisierte und die Menge gegenüber September um 10 Prozent steigern konnte.

Obwohl die chinesischen Exporte fünf Monate in Folge gestiegen sind, liegt die gesamte ausgeführte Menge dennoch um 42,7 Prozent unter der des Vorjahres.

Allein in 2009 übersteigen die Kapazitäten in China die Nachfrage um fast 200 Millionen Tonnen, schreibt der bvse. Selbst die derzeitige Belebung der Schrottnachfrage werde von Analysten in Shanghai kritisch beurteilt, zumal im Norden Chinas der Winter eingesetzt hat und damit die Bauprojekte zum Erliegen kommen.

In Europa ist die Lage für die Langstahlhersteller ebenfalls alles andere als rosig, schreibt der bvse. Und die absatzarme Winterzeit steht erst noch vor der Tür. Die Schrottwirtschaft müsse daher auf eine sich wieder belebende Baukonjunktur im mittleren Osten und Nordafrika setzen.

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