Griechenlands Abfallwirtschaft braucht Investitionen

Etwa 4,8 Millionen Tonnent feste Siedlungsabfälle (ohne Industrie-, Bau- und landwirtschaftliche Abfälle) produziert Griechenland jährlich; dies entspricht rund 480 Kilogramm pro Kopf. Bisherige Bemühungen, das Müllproblem in den Griff zu bekommen, erwiesen sich als unzureichend. Angesichts des kontinuierlich steigenden Müllbergs scheint die EU-Vorgabe, bis 2012 rund 33 Prozent des Abfallaufkommens zu recyceln, nur schwer erreichbar zu sein. In dem Sektor wäre ein jährlicher Umsatz von 400 Millionen Euro möglich.

Von den in Griechenland produzierten Abfällen entfallen rund 39 Prozent auf den Großraum Athen, 16 Prozent auf die Provinz Zentralmakedonien und 9 Prozent auf das Ballungsgebiet Thessaloniki. Nach Angaben des Ministeriums für Umwelt belief sich 2008 der Anteil des Abfalls, der zu Recyclinganlagen gelangte, auf rund 25 Prozent, nach lediglich 6 Prozent im Jahr 2004. Damit sank der Abfallberg, der zu Mülldeponien geleitet wurde, im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Millionen Kubikmeter. Die durch die Anwendung von Recyclingverfahren erzielte Energieersparnis belief sich auf 2,6 Milliongen Giga Joule (GJ), während die Abgasemissionen um rund 360.000 Tonnen jährlich sanken.

Auf dem Gebiet der Müllverwertung wird in Griechenland noch nicht genug getan. Ein großes Problem sind die illegal betriebenen Müllkippen, die nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch den Staat jährlich Milliarden kosten. Nach Angaben von Umweltorganisationen zahlt Griechenland jährlich über 3 Milliarden Euro Bußgelder für den Betrieb illegaler Mülldeponien. Laut Aussagen der griechischen Regierung belief sich ihre Anzahl im Frühjahr 2009 auf 410 von über 2.000 ein Jahr zuvor; Umweltorganisationen und die griechischen Grünen gehen von einer höheren Anzahl aus.

Im Land werden heute 50 legale Mülldeponien, zwei Anlagen in Athen und Thessaloniki zur Verarbeitung und Trennung von Abfällen sowie acht Recyclinganlagen in Athen, Thessaloniki, auf Kreta und in Elefsina/Attika betrieben. In den zuletzt genannten Anlagen landen alle Abfälle der Verbraucher aus den blauen Recyclingtonnen. Auch hier liegen abfallwirtschaftliche Kapazitätsgrenzen. Selbst im Großraum Athen mit der größten Dichte an blauen Tonnen sollen rund 2.000 Tonnen fehlen, um das Gebiet flächendeckend zu versorgen; in der Provinz ist die Lage mitunter sehr viel defizitärer. Dass die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichen, um knapp 5 Millionen Tonnen feste Siedlungsabfälle ökologisch sinnvoll zu verarbeiten, ist mehr als offenkundig. Deutlich wird an dieser Stelle auch, wo der Investitions- und Technologiebedarf im Land am größten ist.

400 Millionen Euro Umsatz könnten jährlich in die Konzernkassen fließen

Die Verwaltung, Verarbeitung und Verwertung von Abfällen kann ein lukratives Geschäft sein. Rund 400 Millionen Euro könnten schätzungsweise jährlich in die Kassen der Konzerne fließen. Dieser Betrag hängt unter anderem von der Energiemenge ab, die aus dem Abfall produziert werden könnte. Dabei könnten 100 Megawatt Strom je Tonne Abfall erzielt werden.

Die beste Startposition auf dem Markt der Abfallverarbeitung hat bisher das Unternehmen Helector, Tochter des Konzerns Hellactor, die das erforderliche technische Know-how vor wenigen Jahren durch die Übernahme der deutschen Herhof erwarb. Helector betreibt heute drei Müllverarbeitungsanlagen in Deutschland und hat über diese Werke bereits Projekte auch in anderen Ländern verwirklicht, unter anderem auf Zypern. Weitere griechische Unternehmen sind Lamda Development SA, J & P Avax SA, GEK Terna SA und Copelouzos SA sowie das ausländische Konsortium aus Intrakat SA und Suez SA. Deutsche Technologie könnte auf dem griechischen Abfallmarkt künftig gute Chancen haben.

Die Unternehmen favorisieren unterschiedliche Abfallverarbeitungsmodelle. Einige sind der Auffassung, dass die Verbrennung des Mülls die preiswerteste und umweltfreundlichste Nutzung ist. Ein anderes Modell wiederum wird bereits bei kleineren Projekten im Land umgesetzt und nutzt etwa 85% des Abfalls zur Produktion von Dünger und Industriebrennstoffen (hauptsächlich für die Zementindustrie).

Public Private Partnership bei Müllverwertungsprojekten

Aufgrund eines Beschlusses des Ministeriums für Wirtschaft und Entwicklung sollen zwei Projekte zur Müllverwertung durch Public Private Partnerships finanziert werden: Im Nordwesten des Landes, in der Präfektur Kozani, soll eine Anlage für feste Siedlungsabfälle mit einer Jahreskapazität von rund 120.000 Tonnen entstehen. Der Investor soll nach Abschluss der Bauarbeiten über einen Konzessionsvertrag den Betrieb für 25 Jahre übernehmen. Eine weitere Anlage mit einem jährlichen Fassungsvermögen von 350.000 Tonnen soll bei Thessaloniki entstehen. An beiden Investitionen wird sich die öffentliche Beteiligung auf über 50 Prozent belaufen.

Daneben werden derzeit die Bedingungen skizziert, unter denen die 300 Millionen Euro vergeben werden, die im Rahmen des griechischen National Strategic Reference Framework (NSRF / griechisch: ESPA) bereitgestellt wurden. Vier Projekte sollen laut Presseberichten aufgenommen werden: Eine Anlage bei Thessaloniki, die jährlich 400.000 Tonnen Abfall aufnehmen, mit kombinierten Methoden (wie Trocknung, Verbrennung) arbeiten und 130 Millionen Euro kosten soll; eine Anlage zur mechanischen und biologischen Verarbeitung (mit Kompostierung und Recycling) in Patra (60 Millionen Euro, Jahreskapazität: 150.000 Tonnen); eine Verbrennungsanlage auf Rhodos (Jahreskapazität: 100.000 Tonnen) sowie drei Anlagen in Athen mit biologischer Verarbeitung, Kompostierung, Brennstoffproduktion und Recycling für insgesamt 300 . bis 450 Millionen Euro.

Ein umfangreiches Programm speziell zur Verbesserung der Situation auf den Inseln bereitet Hellenic Recovery Recycling Corporation (HERRCO) vor. Dabei soll insbesondere der in den Sommermonaten aufkommende Abfall verwertet werden. Auch andere Träger, wie verschiedene Städte, machen mit unterschiedlichen Vorschlägen von sich reden. Experten erachten die vom Ministerium formulierten Recyclingziele für schwierig zu realisieren, da sie den Anstieg des Abfallaufkommens nicht berücksichtigten. Die Produktion von Abfall wächst in Griechenland schneller als das Bruttoinlandsprodukt. Pessimistische Prognosen gehen davon aus, dass selbst wenn 2012 die EU-Vorgabe, 33% des Gesamtmüllaufkommens zu recyceln, erfüllt werden könnte, die nicht recycelte Abfallmenge weitaus höher als heute sein wird.
(Quelle: Germany Trade and Invest)

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