Mammut-Projekt: Aufbau eines Abfallmanagementsystems in Manchester

640 Millionen Britische Pfund (715 Millionen Euro) werden in den Bau und in die Instandhaltung eines Abfallmanagementsystems zur Behandlung und Entsorgung des im Ballungsraum Manchester anfallenden Siedlungsmülls investiert. Bis 2015 soll ein Netzwerk an Recycling-Anlagen errichtet werden. Die bestehenden 25 Recycling-Zentren für Siedlungsmüll werden in dieses Projekt miteinbezogen. Dazu haben die Abfallwirtschaftsbehörde für den Großraum Manchester, die Greater Manchester Waste Disposal Authority, und das private Konsortium Viridor Laing einen Vertrag abgeschlossen

Von Mareike Kuhn

Über zwei Jahre wurde verhandelt und wurden Gespräche geführt, dann kamen auch noch Verzögerungen bei der Kreditsicherung dazwischen. Anfang April vergangenen Jahres verkündete Neil Swannick, Vorsitzender der Abfallwirtschaftsbehörde für den Großraum Manchester, der Greater Manchester Waste Disposal Authority (GMWDA), dass der Entsorgungsvertrag zwischen der GMWDA und dem privaten Konsortium Viridor Laing in einigen Wochen abgeschlossen sein werde. Aus Ende April wurde Juni, aus Juni Dezember. Seit wenigen Wochen ist die Finanzierung für den Entsorgungsvertrag

„Das ist der größte Vertrag in der europäischen Abfallwirtschaft – bei Verträgen in dieser Größenordnung ist es normal, dass es zu Terminverschiebungen kommt“, sagt Swannick. Schließlich wollen 640 Millionen Britische Pfund (715 Millionen Euro) auch erst einmal finanziell abgesichert sein. Diese Summe wird in den Bau und in die Instandhaltung eines integrierten Abfallmanagementsystems zur Behandlung und Entsorgung des im Ballungsraum Manchester anfallenden Siedlungsmülls investiert. Bis 2015 soll ein Netzwerk an Recycling-Anlagen errichtet werden. Die bestehenden 25 Recycling-Zentren für Siedlungsmüll werden in dieses Projekt miteinbezogen und modernisiert.

Deutsche Firmen bauen fünf MBA

Damit Manchester zur „Weltklasse-Stadt“ in Sachen Abfallwirtschaft wird, wie GMWDA es ausdrückt, werden fünf Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA) gebaut. Dabei setzen die Briten auf deutsche Technologie: Drei MBA wird der Anlagenbauer Haase Energietechnik aus Neumünster errichten. „Das ist der größte Vertrag in der Abfallszene in Europa“, erläuterte Jörg Stockinger Ende April auf einer Fachtagung. Seit 2004 baut Haase serienmäßig Anlagen zur mechanisch-biologischen Behandlung von Restabfall mit anaerober Vergärung und nachfolgender Aerobisierungsstufe. Die Anlagen sollen eine jährliche Durchsatzleistung zwischen 90.000 und 130.000 Tonnen haben, so Stockinger.

Die beiden anderen Anlagen wird BTA International in Manchester realisieren. Die Fertigstellung der ersten MBA wird nach Firmenabgaben im nächsten Jahr erfolgen; über 63.000 Tonnen der organischen Fraktion aus dem Restmüll sollen hier aufbereitet werden. In die Anlage, die auf dem BTA-Prozess der hydromechanischen Abfallaufbereitung mit einer anschließenden biologischen Stufe zur anaeroben Vergärung basiert, wird GMWDA rund 22 Millionen Euro investieren. Die MBA wird über eine integrierte Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage mit Energie versorgt. Mit dem Bau der zweiten Anlage werde in diesem Jahr begonnen, die Inbetriebnahme erfolge 2011, teilt BTA mit. Der Auftragswert dieser MBA, die jährlich 110.000 Tonnen gemischten Restmüll behandeln wird, liegt BTA zufolge bei rund 33,5 Millionen Euro.

Neben den MBA, die jährlich rund 500.000 Tonnen Abfälle behandeln sollen, werden unter anderem eine „Waste to Energy“-Anlage, vier Kompostierungsanlagen, die jeweils 44.000 Tonnen Abfälle jährlich verarbeiten, sowie zwei Anlagen zur Behandlung von Gartenabfällen und eine Sortieranlage errichtet, wie das britische Bauunternehmen Costain mitteilt, das mit Viridor Laing einen Vertrag über 442 Millionen Euro abgeschlossen hat und an den Bauprojekten beteiligt ist.

Netzwerk aus 44 Abfallbehandlungsanlagen

Dieses Projekt schmiedet GMWDA und die Vertragspartner Viridor Waste Management, eines der größten privaten Entsorgungsunternehmen, und den Projektentwickler John Laing für 25 Jahre zusammen und dürfte eines der größten „Private Finace Initiative“-Projekte in der Abfallwirtschaft sein. Der Gesamtwert des Vertrags für den privaten Entsorger Viridor belaufe sich laut GMWDA auf etwa 4,2 Milliarden Euro.

Unterstützt wird die Public Private Partnership von der Europäischen Investitionsbank mit 206 Millionen Euro. Weitere finanzielle Mittel in dreistelliger Millionenhöhe werden unter anderem von der Bank of Ireland, der Lloyds Banking Group und dem britischen Finanzministerium bereitgestellt. Die Infrastructure Finance Unit des Ministeriums wurde unlängst geschaffen, um PFI-Projekte zu ermöglichen. Daneben wird auch das britische Umweltministerium Defra das Projekt mit 142 Millionen Euro unterstützen, wie Umweltministerin Hilary Benn verkündete.

Mit diesem 44 verschiedene Abfallbehandlungsanlagen umfassenden Netzwerk will GMWDA – nach eigenen Angaben die größte Müllentsorgungsbehörde auf den britischen Inseln – bis 2015 die Hälfte der 1,3 Millionen Tonnen anfallenden Abfalls recyclen und kompostieren. Dadurch komme Großbritannien dem landesweiten Ziel, bis 2020 die Anzahl der Deponien zu reduzieren, einen großen Schritt näher, äußert sich Benn zufrieden.

Kommentar schreiben

Please enter your comment!
Please enter your name here

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.