SCA-Papierfabrik setzt auf EBS

Die Papierfabrik in Witzenhausen hat ihr Energiekonzept umgestellt. Seit Anfang des Jahres ist sie von fossilen Brennstoffen unabhängig. „Als erste Papierfabrik hat SCA ihr Energiekonzept vollständig auf Ersatzbrennstoffe umgestellt“, sagt Kurt Wengenroth vom Anlagenbauer, der Firma B+T Energie.

Von Mareike Kuhn

Der Terminkalender des Bauherrn war seit Juni 2006 prall gefüllt und das Programm straff: Zwischen der Unterschrift unter den Vertrag und der Schlüsselübergabe des Ersatzbrennstoff-Kraftwerks in Witzenhausen an den Hausherren, die Fabrik des schwedischen Papierherstellers SCA, liegen knapp 30 Monate.

EBS-Kraftwerk in Witzenhausen
Foto: B + T Umwelt

Am 1. Januar löste das EBS-Kraftwerk das 25 Jahre alte Gaskraftwerk ab. Das neue Kraftwerk erzeugt die für den Regelbetrieb erforderliche thermische und elektrische Energie und deckt damit den Energiebedarf der Papierfabrik vollständig ab.
„Als erste Papierfabrik hat SCA ihr Energiekonzept vollständig auf Ersatzbrennstoffe umgestellt“, sagt Kurt Wengenroth vom Anlagenbauer, der Firma B+T Energie. Sie ist damit von fossilen Brennstoffen und deren Preisentwicklungen unabhängig.
Da die Zellstoff- und Papierindustrie mit einem Stromverbrauch von rund 17.000 Gigawattstunden pro Jahr zu den fünf energieintensivsten Branchen Deutschlands gehört, haben die Produzenten im vergangenen Jahr unter den gestiegenen Energiepreisen gelitten. Und ein großes Interesse daran, Energie und Kosten einzusparen.

Mit einem Anteil von knapp 15 Prozent übersteigen die Energiekosten oftmals die Personalkosten, erläutert der Verband Deutscher Papierfabriken die Misere der Papierhersteller. Nicht zuletzt diese hohen Kosten haben im vergangenen Jahr zu einer Reihe von Insolvenzen geführt.

Kosten will auch SCA mit dem Ersatzbrennstoff-Kraftwerk in Witzenhausen einsparen und hat dafür etwas mehr als 120 Millionen Euro investiert. Für den Umstieg auf Waste to Energy sprächen laut Wengenroth eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und kalkulierbare Konditionen durch eine langfristig und kostengünstig gesicherte Energieversorgung der Papierfabrik.

Die Lieferung der 265.000 Tonnen EBS, die pro Jahr benötigt werden, um den Energiebedarf von 80 Megawatt Dampf und 14,5 Megawatt Strom zu decken, sei durch langfristige Verträge mit festen finanziellen Konditionen gesichert, erläutert Wengenroth.

Als Ersatzbrennstoff wird die heizwertreiche Fraktion aus den mechanisch-biologischen Aufbereitungsanlagen der Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Schaumburg, der AZV Südniedersachsen und der mechanisch-biologischen Stabilisierungsanlage Westerwald eingesetzt. Künftig kommt noch die MA Weidenhausen als weiterer Lieferant hinzu.

Darüber hinaus werden die bei der Herstellung des Wellpappen-Rohpapiers anfallenden Rückstände im EBS-Kraftwerk verbrannt. Der Anteil der Spuckstoffe bei der energetischen Verwertung ist in der SCA-Fabrik jedoch relativ gering. Nach Angaben Wengenroths beträgt dieser lediglich 10 Prozent des gesamten Brennstoffbedarfs.
Neben der Liefersicherheit erfülle die heizwertreiche Fraktion aus MBA-Anlagen auch die Brennstoffspezifikationen des Auftraggebers „in idealer Weise“, erklärt Wengenroth die Entscheidung der Projektpartner, Ersatzbrennstoff aus der heizwertreichen Fraktion einzusetzen.

Trotz der mit den Brennstofflieferanten festgelegten Qualitätsparameter werde es aber zu einer „unvermeidlichen Verschmutzung“ im Kesselbereich kommen, spricht Wengenroth ein Problem bei der Energiegewinnung durch Verbrennung an. Da für die Papierfabrik kontinuierlich Energie produziert werden muss, müssen anfallende Reinigungsarbeiten während des laufenden Betriebs durchgeführt werden. Ein Stillstand des EBS-Kraftwerks bedeutet aber nicht, dass auch die Papierherstellung gestoppt werden muss, denn da ist ja auch noch das Gaskraftwerk, das dann zum Einsatz kommt.

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