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36. DGAW-Mitgliederversammlung

Am 20. Juni kam die DGAW in Berlin im Haus der Kreislaufwirtschaft zu Vorstandssitzung, Mitgliederversammlung und einer Fachveranstaltung zusammen.
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Im Rahmen der DGAW-Mitgliederversammlung am 20.06.2025 wurde die Umbenennung der DGAW in Deutsche Gesellschaft für Abfall- und Kreislaufwirtschaft e.V. einstimmig beschlossen. Dem bereits gelebten Engagement im Themenfeld Circular Economy wird nun auch im Vereinsnamen Rechnung getragen.

Nach langjähriger Mitarbeit im Vorstand schieden Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Siechau (Stadtreinigung Hamburg), Prof. Dr. Michael Nelles (Universität Rostock und DBFZ gGmbH) sowie Aloys Oechtering (Remondis GmbH) aus dem Vorstand aus. Verabschiedet wurde ebenfalls Schatzmeister Benjamin Borngräber (BornResources GmbH). Dr. Alexander Gosten bedankte sich in seiner Laudatio im Namen des gesamten Vereines für das große Engagement in den vergangenen Jahren.

Vorstandssprecher bleibt Dr.-Ing. Alexander Gosten. Als stellvertretende Sprecher wurden Dr. Gerd-Dieter Uhlenbrauck (Remex GmbH) und Georg Jungen (Remondis GmbH Region Nord) gewählt. Das Amt des Schatzmeisters übernimmt das neue Vorstandsmitglied Sascha Förster (Berlin Recycling GmbH). Ebenfalls neu im Vorstand sind Dr. Markus Helftewes (Veolia Deutschland Entsorgung), Sven Winterberg (Stadtreinigung Hamburg) und Prof. Dr.-Ing. Rainer Wallmann (Entsorgung Dortmund GmbH). Weiterhin aktiv sind Prof. Dr.-Ing. Anke Bockreis (Univ. Innsbruck), Prof. Dr. Christina Dornack (TU Dresden), Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme (FH Münster), Dr. Lukas Gast (TU Berlin, University College London), Dr.-Ing. Julia Hobohm (GRS Batterien GmbH), Dr. Anno Oexle (okl & partner Rechtsanwälte PartG mbB) und Thomas Turk (Witzenhausen Institut GmbH). Thomas Obermeier (TOMM-C) bleibt der DGAW als Ehrenvorsitzender auch für die kommenden drei Jahre verbunden. Als neues Ehrenmitglied wurde der Beauftragte für den DGAW-Wissenschaftskongress Prof. Dr. Gerhard Rettenberger aufgenommen.

In der anschließenden Fachveranstaltung wurde diskutiert, welchen Beitrag die Kreislaufwirtschaft zur Defossilisiserung des Rohstoffeinsatzes der Chemischen Industrie liefern kann. In seinem Einführungsvortrag stellte Prof. Dr. Uwe Lahl das DGAW-Positionspapier EU 2030 – Kreislaufwirtschaft zum Standortfaktor entwickeln vor. Er wies darauf hin, dass in der fachlichen und politischen Debatte zum Thema Klimaschutz der Fokus zu sehr auf der Defossilisierung des Energiesektors liegt. „Was fehlt, ist ein Verständnis dafür, welche Bedeutung Stoffe bzw. Moleküle für die Defossilisierung haben“. Fazit des DGAW-Arbeitskreises sind folgende Forderungen an die Politik:

1. Umsetzung eines „Kohlenstoff-Pakets“

  • mit einem vollständigen Deponierungsverbot für unvorbehandelte Siedlungsabfälle,
  • einem Exportverbot für kohlenstoffhaltige Siedlungsabfälle und
  • einer schrittweisen verbindlichen Defossilisierungsquote für die chemische Industrie.
  • Schaffung von Märkten für defossilisierte Produkte durch Weiterentwicklung der Substitutionsquoten

2. Auslaufen unnötiger Regelungen, insbesondere abweichende nationale Recyclingquoten, die ins Downcycling führen

3. Einrichtung bzw. Verbleib weniger, aber zielführender Regelungen

4. Gezielte Finanzhilfen zur Transformation der Rohstoffbasis der chemischen Industrie aus Steuereinnahmen durch den Abbau der Subventionen für fossile Rohstoffe (Beendigung der Mineralölsteuer-Befreiung) und Gutschriften aus dem Emissionshandel

5. Verständnis für die neue Rolle der Abfallwirtschaft zur regionalen Standortsicherung unserer (chemischen) Industrie und darauf aufbauende politische Entscheidungen

Im Anschluss beleuchtete Dr. Cassian Behlau, Covestro AG, in seinem Vortrag Chancen der Defossilisierung des Rohstoffeinsatzes aus Sicht der Kunststoffproduzierenden Industrie – Forderungen an die Politik und Anforderungen an die Rohstoffe. Die Kernbotschaften:

  • Die Verarbeitung bestimmter Kunststoffabfälle zur Herstellung wertvoller Chemikalien erfordert groß angelegte Wertschöpfungsketten.
  • Starker Einfluss der Schritte Abfallsammlung, Demontage, Trennung und Konditionierung auf die chemische Verarbeitung
  • Ein integriertes Systemdesign ist erforderlich.
  • Wirtschaftliche Lösungen sind in der/den ersten Stufe(n) geografisch breit gestreut, in der Verarbeitungsstufe jedoch zentralisiert.
  • Die Vorschriften für die Abfallsammlung und -verarbeitung sowie für die Wiederverwendung von Materialien haben einen entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftliche Machbarkeit nachhaltiger Lösungen!
  • Für die wirtschaftliche Tragfähigkeit sind zusätzliche Einnahmen oder Unterstützung erforderlich.
  • Viele Akteure müssen zusammenarbeiten und eine ausreichende Gegenleistung erhalten.

Norman Wendt (Carbon Management Allianz) erläuterte die erforderlichen Voraussetzungen für die Weiterverwendung von CO₂ (CCU) aus Abfallbehandlungsanlagen. „Carbon management muss erweiterbar, technologieoffen und mit anderen Klimainstrumenten verknüpft sein“ und forderte von der Politik die Schaffung eines klaren Rechtsrahmens, die Festlegung von Fördermodellen und Marktbedingungen sowie den Einbezug von Industrieakteuren für tragfähige Lösungen. Mit Blick auf die Abfallwirtschaft:

  • Eigene Berücksichtigung der thermischen Abfallverwertung (Unvermeidbare Emissionen, Energieangebot ist nicht primäreres Ziel)
  • Politische Unterstützung der Branche (Klimaschutzverträge, Anrechnung negative Emissionen (biogenen Anteil), entlegene Standorte)
  • Schaffung von Kohlenstoffkreisläufen (Marktanreize zur Nachfragestimulation, Zertifizierungssysteme)
  • Priorisierung von CO2-Abscheidung aus Punktquellen (Förderung, Anpassung des Genehmigungsrechts/Beschleunigung)
  • Infrastruktur fördern: Speicherung offshore und onshore ermöglichen

In seinem Abschlussvortrag Bereitstellung von Rohstoffen aus Biomasse für die chemische Industrie beleuchtete Prof. Dr. Michael Nelles (Universität Rostock) das Potential der Biomasse als Kohlenstoffquelle. Die Herkulesaufgaben der Zukunft – nationale und globale Klimaneutralität bis spätestens 2050 zu schaffen, eine nachhaltige Energieversorgung vollständig auf Basis erneuerbarer Energien sicherzustellen und eine zirkuläre Bioökonomie aufzubauen – können nur durch kombinierte stoffliche und energetische Nutzung von biogenen Abfällen und Reststoffen erreicht werden. „Dies gilt auch für die Transformation zu einer klimaneutralen Chemieindustrie, wo die nachhaltige Nutzung von Anbaubiomasse sowie biogenen Abfällen und Reststoffen ein Teil der Lösung sein kann und muss!“

Quelle: DGAW
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