Die Hälfte der Stellen entfällt auf Beschäftigte mit einem Lehrabschluss, für höher qualifizierte bieten die österreichischen Universitäten und Fachhochschulen über 50 Studiengänge an, die Interessierte für einen Beruf in der Abfallwirtschaft ausbilden. Die meisten der 3.000 Betriebe haben ihre Standorte in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark.
Laut einer aktuellen, repräsentativen Studie im Auftrag des VOEB kann sich rund ein Drittel der Österreicher*innen, auch der 14- bis 19-Jährigen, vorstellen, in der österreichischen Abfallwirtschaft zu arbeiten. Die Branche bietet zahlreiche Green Jobs an, also Tätigkeiten, die einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten und nachhaltige Lösungen vorantreiben. Doch was macht ein*e Stoffstrommanager*in? Wofür ist ein*e Anlagentechniker*in zuständig? Wie arbeitet eine Recyclingfachkraft? Einige Berufe im Umweltsektor klingen oft noch exotisch, andere wie Logistiker*in oder LKW-Fahrer*in, zum Beispiel von E-Abfallfahrzeuge, sind besser bekannt. Tatsache ist: Betriebe der privaten und kommunalen Abfall- und Ressourcenwirtschaft sammeln, sortieren, recyceln und verwerten Abfälle zu neuen, wertvollen Ressourcen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Insgesamt interessieren sich laut Studie 33 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen für die Branche.
Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB: „Die Ergebnisse der Studie haben uns sehr gefreut. Dass sich ein Drittel der Befragten vorstellen kann, in der Abfallwirtschaft zu arbeiten, ist großartig. Wir bieten bodenständige Berufe mit abwechslungsreichen und sinnstiftenden Tätigkeiten an, das scheint viele Menschen anzusprechen.“ Insgesamt bestätigen 76 Prozent aller Befragten, dass die Branche krisensichere Arbeitsplätze bietet.
Was passiert in der Abfallwirtschaft?
Das Berufsbild hat sich in den vergangenen 40 Jahren massiv gewandelt – von Müllsammlung zum hochtechnologischen Ressourcenmanagement. „Wer sich für Technik und Umweltschutz interessiert, ist bei uns richtig“, so Jüly. „Unsere Betriebe beschäftigen sich mit Verpackungsdesign oder künstlicher Intelligenz in Sortierprozessen. Auch in der Forschung und Entwicklung sind die Unternehmen besonders aktiv. Viele Jobs sind anspruchsvoll, aber abwechslungsreich. Als Stoffstrommanager:in zum Beispiel benötige ich abfallrechtliches Wissen, fundierte Kenntnisse in der Kreislaufwirtschaft und Know-how zur Abfallbehandlung und zu Sekundärrohstoffen.“ Der Lehrberuf Entsorgungs- und Recyclingfachkraft hingegen umfasst die fachgerechte Behandlung und Verwertung von Abfällen und gefährlichen Problemstoffen wie Altölen, Lacken, Batterien, Kunststoffen oder Elektronikschrott. Damit sich Interessierte ein eigenes Bild von der Abfallwirtschaft machen können, gibt es ein eigens entwickeltes „Circular Economy Traineeprogramm“, bei dem an verschiedenen Stationen in VOEB-Mitgliedsunternehmen das Wissen über die Kreislaufwirtschaft vertieft wird. Darüber hinaus besteht für Schulen im Rahmen der VOEB-Umweltwoche im Juni die Möglichkeit, Betriebe aus der Abfall- und Ressourcenwirtschaft zu besuchen.
Innovative und schnell wachsende Branche
Im vergangenen Jahr erwirtschafteten rund 3.000 Unternehmen der Abfall- und Ressourcenbranche mit rund 31.000 Beschäftigten einen Umsatz von 9,17 Milliarden Euro. Österreichs Abfallwirtschaft verwertet jedes Jahr 74 Millionen Tonnen Abfälle und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. 2024 wurden 600 Millionen Euro, vor allem in neue Recyclinganlagen, investiert. Die Branche ist ein technologischer Vorreiter: Österreich zählt zu den EU-Top 5 Nationen bei Patentanmeldungen mit abfallwirtschaftlichem Bezug.
Oberöstereicher*innen besonders an Abfallwirtschaft interessiert
Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass ein Job in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft vor allem bei den Oberösterreicher*innen (36 %) auf großes Interesse stößt, gefolgt von den Wiener*innen (33 %) und den Steirer*innen (31 %). Dass die Abfallwirtschaft krisensichere Jobs bietet, ist vor allem in Tirol, Salzburg und Vorarlberg bekannt (80 %). Aktuell sind beim Arbeitsmarktservice (AMS) mehr als 10.000 Stellenanzeigen als „Green Jobs“ klassifiziert. Sie alle ermöglichen, einen persönlichen Beitrag für mehr Klimaschutz zu leisten. Jüly: „Alle Jobs garantieren eine berufliche Karriere in einem systemrelevanten, zukunftssicheren und abwechslungsreichen Arbeitsumfeld. Arbeiten in der Kreislaufwirtschaft ist sinnvoll und nachhaltig. Es ist mir ein persönliches Anliegen, vor allem junge Frauen für diese spannende Branche zu motivieren.“