Die Zukunft von Kunststoffen gestalten

Google kommt einem nicht als erstes Unternehmen in den Sinn, wenn es um Kunststoffe geht.

Dennoch hat der Internetriese in Zusammenarbeit mit Afara einen Bericht zum Thema veröffentlicht. „Closing the plastics circularity gap“ will einen Weg aufzeigen, wie Kunststoffe kreislauffähiger werden können.

Ein großer Teil an Kunststoffabfällen wird heute nicht recycelt. Die Autoren wollen die wirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen für eine Zukunft aufzeigen, in der Kunststoffe der Wirtschaft erhalten bleiben. Der Bericht konzentriert sich auf sechs Polymere, die zusammen 86 Prozent der globalen Kunststoffnachfrage ausmachen: ABS, PC, PET, PE, PS und PP.

Jährlich werden etwa 276 Millionen Tonnen Kunststoffe hergestellt, von denen 93 Prozent aus Primärmaterial bestehen. Nur 21 Millionen Tonnen oder 7 Prozent gelangen als Rezyklat wieder in die Kunststoffkette. In einem Business-as-usual-Szenario erwarten Experten, dass sich die Menge der recycelten Kunststoffe bis 2040 verdoppelt. Selbst dann würden immer noch 86 Prozent der Kunststoffabfälle deponiert, verbrannt oder in der Umwelt entsorgt. Die wachsende Gesamtmenge an Kunststoffen im Vergleich zu Rezyklaten bezeichnen die Autoren als Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen.

Der Bericht betont, dass Neuware im Vergleich zu Rezyklaten viele Vorteile hat. Erdgas und Naphta müssen nicht aufbereitet oder raffiniert werden, um als Rohstoffe für die Kunststoffherstellung zu dienen. Die bestehende Infrastruktur ist hoch integriert. Die Kosten für Transport und Verarbeitung sind gering. Da die Anlagen in großem Maßstab betrieben werden, kommt es zu Skaleneffekten. Viele Anlagen sind im vergangenen Jahrhundert in Betrieb gegangen. Daher sind die Kapitalkosten bereits vollständig abgeschrieben.

Bei der Kunststoffherstellung sind die Rohstoffe der größte Kostenfaktor. Die schwankenden Preise für Öl und Gas sind eine Herausforderung für kreislauffähige Kunststofflieferketten. Durch niedrige Preise für Primäkunststoffe sinkt die Nachfrage nach Rezyklaten. Die Verbrauchernachfrage ist jedoch ein Vorteil für Rezyklate. Der Bericht sieht es als weiteren Vorteil an, dass der Output des werkstofflichen Recyclings als recycelter Inhalt gekennzeichnet werden kann. Dies ist jedoch beim chemischen Recycling nicht der Fall. „Wachstum und Investitionen in chemisches Recycling könnten von einem globalen politischen Klima abhängen, das die Ergebnisse dieser Technologien als recycelte Inhalte akzeptiert, wenn sie als Materialien in Produkte eingebaut werden“, so die Autoren.

Das Ungleichgewicht der Infrastruktur ist ein weiterer Nachteil für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen. „Die bestehenden globalen Versorgungsketten sind heute in der Lage, Kunststoffe zu produzieren, aber sie sind nicht in gleichem Maße in der Lage, sie zurückzunehmen“, heißt es.

„Es gibt fünf strategische Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die Landschaft heute zu verändern, um zirkuläre Lieferketten für Kunststoffe zu katalysieren und die Lücke in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe bis 2040 zu verringern“, heißt es weiter. Mit diesen Maßnahmen könnte die Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen im Business-as-usual-Szenario um 59 Prozent geschlossen werden. Bei zwei verschiedenen Szenarien, dem Szenario „grünere Zukunft“ (Eine Kombination aus starker Politik mit Verhaltens- und Einstellungsänderungen) und dem Szenario „unzusammenhängende Gesellschaften“ (zunehmende politische und wirtschaftliche Fragmentierung), würde die Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen um 62 beziehungsweise 54 Prozent reduziert.

Wie der Bericht betont, ist die Infrastruktur der Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Um die erwarteten Mengen zu erreichen, müssen die Kapazitäten für das mechanische Recycling bis 2030 um das Vierfache und bis 2040 um das Sechsfache steigen. Gleichzeitig müssen die Kapazitäten für das chemische Recycling bis 2030 um das Dreifache und bis 2040 um das 135-fache erhöht werden. Der Bericht weist darauf hin, dass chemisches Recycling kurzfristig nicht hilft. Deshalb müsse dem mechanischen Recycling Vorrang eingeräumt werden. „Selbst wenn die Technologien und die Infrastruktur des chemischen Recyclings vollständig etabliert sind, ist es unwahrscheinlich, dass die Infrastruktur des mechanischen Recyclings veraltet und überflüssig wird. Das Kunststoffvolumen ist so groß, dass diese beiden Systeme zusammenarbeiten können, um die Lücke in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu minimieren.“

Weiter heißt es, dass sich Maßnahmen auf die Kunststoffe und Regionen mit der höchsten Gesamtnachfrage fokussieren. Von den in dem Bericht berücksichtigten Polymeren machen PET und PP etwa 60 Prozent aus. Auf regionaler Ebene entfallen fast 80 Prozent des Kunststoffvolumens auf Asien.

Der Bericht weist ferner darauf hin, dass die Maßnahmen auf der Grundlage ihres potenziellen Wirkungsvolumens priorisiert werden müssen. Die 2025 benötigten Maßnahmen sehen voraussichtlich anders aus als die für 2040. Dies liegt zum einen daran, dass die Maßnahmen unterschiedlich ausgereift und einsatzbereit sind. Das chemische Recycling etwa ist heute noch nicht ausgereift genug. Es gibt auch nicht genug Recyclingkapazitäten.

Der Bericht sieht sieben Interventionsbereiche, die sich auf die Mengen auswirken und die Lücke in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe kurzfristig verkleinern können: Sammelprogramme und -dienste, Anreize für Verbraucher zum Recycling und zur Wiederverwendung, Anreize für Verbraucher zur Reduzierung, Aufklärung und Sensibilisierung für Recycling und Wiederverwendung, Aufklärung und Sensibilisierung für Reduzierung, Bestandsmanagement und mechanisches Recycling. „Kurzfristig besteht die Priorität darin, die Bewirtschaftung von Kunststoffabfällen mit den vorhandenen Mitteln zu verbessern und auszubauen“, heißt es. Gleichzeitig müssen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, die mittel- und langfristig die Lücke in der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe schließen. Dazu gehören eine recyclinggerechte Gestaltung, chemisches Recycling und eine Steuer auf die Produktion von Neukunststoffen. Dies hat jedoch seinen Preis: Das Business-as-usual-Szenario erfordert Investitionen in Höhe von 544 Milliarden US-Dollar. Im Szenario „Greener Future“ würden die Investitionen 517 Milliarden US-Dollar betragen, im Szenario „Disconnected Societes“ 426 Milliarden US-Dollar.

Der Bericht macht auch deutlich, dass es immer noch zwischen 2,7 und 3,2 Milliarden Tonnen unbehandelte Kunststoffabfälle geben wird. Dazu gehören langlebige Kunststofferzeugnisse, aber auch falsch entsorgte Einwegkunststoffe.

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