Recyclateinsatzquoten: Der Teufel steckt im Detail

Die Diskussion über Recyclateinsatzquoten dauert sowohl in Deutschland als auch innerhalb der Europäischen Union an.
Foto: E. Zillner

Grund genug, dieses Thema auch beim 24. Internationalen bvse-Altkunststofftag aufzugreifen. In einem Pressegespräch machte bvse-Vizepräsident Dr.-Ing. Herbert Snell zuerst einmal deutlich, dass der bvse Recyclateinsatzquoten für sinnvoll hält. Snell: „Die Diskussionen haben aber gezeigt, dass auch hier der Teufel im Detail steckt.“

Das britische Beratungsunternehmen EUNOMIA hat im Auftrag der EU-Kommission Vorschläge erarbeitet und vorgelegt, die der bvse kritisch bewertet. So wären demnach in Lebensmittelverpackungen, wie beispielsweise Verpackungsfolie oder Tiefziehschalen, die Recyclate gemäß Quotenvorgabe zu verwenden.

Allerdings könne dazu nach derzeitigem Status quo nur Recycling-PET (r-PET) eingesetzt werden, da nach Auffassung der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nur PET-Recyclate die europäischen Vorgaben der lebensmittelrechtlichen Zulassung erfüllen.

Das heißt, bei Polyolefinen ist der Einsatz von Recyclaten im direkten Lebensmittelkontakt oder für sensitive Verpackungen nicht möglich und diese würden zur Erfüllung der Quoten durch PET ersetzt. Alternativ werden auch häufig PPK-Verbunde eingesetzt, die im Recycling jedoch äußerst nachteilig sind.

Wenn man nun bedenkt, dass nur in einigen Mitgliedstaaten ein gutes Sammelsystem für PET-Verpackungen zur Verfügung steht und sich gleichzeitig viele Markenhersteller (Brand Owner) vorgenommen haben, hohe Recyclateinsatzquoten von bis zu 100 % erreichen zu wollen, muss man dennoch davon ausgehen, dass nicht annähernd genügend r-PET verfügbar ist, erläutert bvse-Vizepräsident Herbert Snell die Ausgangslage.

Derzeit fehlt es aber an den richtigen Rahmenbedingungen, um auch Polyolefine (PE, PP) im direkten Lebensmittelkontakt einzusetzen. Die für den Herbst erwarteten neuen Regelungen lassen keine Lösungen erwarten, sondern die bisherige Vorgehensweise wird fortgeschrieben und in manchen Bereichen noch bürokratischer. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass weitere recyclierte Polymere, neben PET, kurzfristig für den direkten Lebensmitteleinsatz zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund sind die vorgeschlagenen Quoten von 25 % für sensitive Anwendungen (wie z. B. Lebensmittelverpackungen), wie von EUNOMIA vorgeschlagen, für das werkstoffliche Recycling schwierig zu erfüllen.

Von daher kommt der bvse-Fachverband Kunststoffrecycling zu dem Schluss, dass produktbezogene Recyclateinsatzquoten eine zu „enge Lösung“ darstellen, die durch das werkstoffliche Recycling nur schwer umsetzbar sind. Die Verfechter der sogenannten chemischen Verwertung würden jedoch mithilfe der produktbezogenen Quoten versuchen, ihre noch lange nicht ausgereiften oder industriell einsatzfähigen Verfahren „zu pushen“.

„Wenn man zeitnah zu wirtschaftlich und ökologisch sinnvollen Lösungen kommen will, sollte daher nicht auf die Karte „produktbezogene Einsatzquote“ gesetzt, sondern das Modell der polymerspezifischen Einsatzquoten als „weite Lösung“ umgesetzt werden, die nicht nur im Verpackungsbereich, sondern in allen Kunststoffprodukten zur Anwendung kommen. Diese Quoten können nach einer Erprobungsphase Schritt für Schritt angehoben werden“, führte Herbert Snell abschließend aus.

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