Nicht so zirkulär wie gedacht?

Eigentlich gilt PET als Vorzeigekunststoff, wenn es um das Recycling geht. Eine aktuelle Studie von Eunomia im Auftrag von Zero Waste Europe weckt aber Zweifel daran, ob PET wirklich so zirkulär ist, wie allgemein angenommen wird.
Foto: wrap

Um die Frage nach der Zirkularität von PET zu beantworten, untersucht die Studie die Materialflüsse verschiedener Anwendungen und was am Ende des Lebenszyklus mit dem Material passiert. Gemessen wird die Zirkularität dabei am Verhältnis von PET-Neuware zu PET-Rezyzklat. In einem vollständig zirkulären Modell wäre demnach kein Einsatz von Neuware mehr notwendig.

PET-Flaschen würden mit 47 Prozent den größten Anteil an PET-Produkten ausmachen. Zusammen mit Schalen (13 Prozent), Folien (5 Prozent) und Umreifungen (2 Prozent) würden Verpackungen 67 Prozent ausmachen. Weitere 33 Prozent würden als Fasern vor allem in Textilien genutzt. Sonstige Anwendungen seien nicht berücksichtigt worden, da ihr Marktanteil sehr gering ist.

Viel Material geht verloren

Die Studie kommt relativ schnell zu dem Schluss, dass wesentliche Mengen an PET derzeit nicht sehr zirkulär seien und dem Kreislauf große Mengen an Material entzogen würden. Dafür gebe es eine Reihe von Gründen. So sei die Sammlung durch Pfandsysteme deutlich erfolgreicher als durch andere Sammelsysteme. Diese seien aber nicht überall in Europa vorhanden. Für Schalen gebe es nicht überall dedizierte Sammelsysteme. Und selbst da, wo sie vorhanden sind, seien die Sammelquoten erheblich geringer als bei Flaschen. Auch bei Textilien seien die Quoten bei vorhandener Erfassung eher gering. Während es für das Flaschenrecycling eine gut ausgebaute In­frastruktur und Technologien gebe, befänden sich diese für Schalen, Folien und Textilien erst im Anfangsstadium der Entwicklung. Problematisch sei auch die Verschmutzung des Materials mit anderen Polymeren oder anderen Materialien. Auch dies könne durch Pfandsysteme verringert werden. Betrachte man die Produktgestaltung und Materialqualität, behindere die Vorgabe der Europäischen Lebensmittelbehörde, maximal 5 Prozent Rezyklat aus Material ohne Lebensmittelkontakt einsetzen zu dürfen, die Verwendung. Die Flaschenherstellung verlange eine höhere intrinsische Viskosität als bei anderen Produkten. Daher sei es unwahrscheinlich, dass rPET aus anderen Produkten hier zum Einsatz komme. Auch die Farbe vieler Produkte stelle beim Recycling ein Problem dar. Zudem würden Angebot und Nachfrage den Preis beeinflussen, was wieder die Verwendung in bestimmten Produkten beeinflusse.

Die Studie schätzt die Recyclingquote bei PET-Flaschen auf derzeit 50 Prozent. Umgekehrt würden aber nur 17 Prozent rPET in Flaschen eingesetzt werden. Der Rest des Materials komme in anderen Anwendungen zum Einsatz. Der wesentliche Teil werde in Getränkeflaschen (92 Prozent) eingesetzt. Die Hersteller benötigten dafür rPET aus Getränkeflaschen, das den Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit genügt. Weiter schätzt die Studie, dass 78 Prozent der Flaschen transparent oder leicht blau getönt sind. 22 Prozent seien gefärbt oder undurchsichtig. Je höher der Anteil an farbigen Flaschen sei, desto weniger potenzielle Anwendungen gebe es für das Material. Die Studie geht zudem davon aus, dass PET aus farbigen Flaschen in anderen Anwendungen lediglich einen weiteren Lebenszyklus habe. Bei opaken Flaschen sei dies in der Regel bereits nach der ersten Anwendung der Fall, da sie den Strom der transparenten Flaschen kontaminieren würden. Für alle anderen Verpackungen sei das Recycling grundsätzlich schwierig. So würde das Material kaum getrennt erfasst. Schalen und Folien können zudem aus verschiedenen Materialien hergestellt sein. Daher müssten Mono-Material-PET-Schalen zunächst aussortiert werden, was derzeit aber nicht passiert. Zwar würden PET-Schalen in einem geringen Umfang recycelt, diese Mengen seien aber vernachlässigbar. Bei Folien gebe es erste Versuche mit chemischem Recycling. Derzeit stamme sämtliches rPET aus Flaschen, daher betrage die Recyclingquote für alle PET-Verpackungen lediglich 35 Prozent.

Der größte Anwendungsbereich für PET außerhalb von Verpackungen sind Textilien. Die gesamte auf den Markt gebrachte Menge in der EU schätzt die Studie auf 2,6 Millionen Tonnen jährlich. Weltweit würden 14 Prozent rPET in Textilien eingesetzt werden, das im Wesentlichen aus Flaschen stamme. Auch hier gelte, dass das Material nach der nächsten Gebrauchsphase für den Kreislauf verloren sei. Da nur 31 Prozent der Rezyklate für neue Flaschen verwendet würden, gehe viel Material verloren. Insgesamt würden insgesamt im PET-Lebenszyklus 75 Prozent des Materials aus dem System verloren gehen.

Ohne Pfand wird es nicht gehen

Die EU habe verschiedene rechtliche Vorgaben gemacht, die die Kreislaufführung von PET in Zukunft beeinflussen würden. Dazu gehörten die hohen Sammelziele für Getränkeflaschen, der vorgeschriebene Rezyklatanteil in PET-Flaschen und die Steuer auf nicht recycelte Kunststoffe. Das Sammelziel von 90 Prozent werde sich nur durch Pfandsysteme erreichen lassen, heißt es in der Studie. Daher würden zwangsläufig weitere Pfandsysteme eingeführt werden müssen, was wiederum zu geringeren Kontaminierungen und damit einer besseren Ausbeute führe. Zu einer erhöhten Nachfrage könnten auch die zahlreichen Selbstverpflichtungen von Herstellern führen.

Grundsätzlich sei ein hoher Anteil von rPET in Getränkeflaschen möglich. Einige Hersteller würden bereits Flaschen aus 100 Prozent rPET auf den Markt bringen. Allerdings würde dieses Material nicht im Kreislauf zirkulieren. Zudem sei davon auszugehen, dass von den 100 Prozent nicht wieder die gesamte Menge in neuen Flaschen verwendet wird. Aufgrund des fehlenden geschlossenen Kreislaufs würden die auf den Markt gebrachten Flaschen im Durchschnitt lediglich 17 Prozent rPET enthalten.

In einem Zukunftsszenario kommt die Studie zu dem Schluss, dass mithilfe von Pfandsystemen eine vollständige Rücknahme der auf den Markt gebrachten Flaschen erreicht werden kann. Als maximalen Rezyklatanteil werden 75 Prozent genannt. Zudem wird für sonstige PET-Verpackungen eine Sammelquote von 41 Prozent und eine Recyclingquote von 25 Prozent angenommen. Voraussetzung dafür sei unter anderem, dass die Recyclingkapazitäten deutlich ausgebaut würden, um ausreichende PET-Mengen zu produzieren. rPET in Flaschenqualität werde in der Herstellung deutlich teurer sei als rPET für andere Anwendungen. Die Flaschenhersteller müssten bereit sein, diesen Preis zu zahlen. Der Rezyklatanteil von 75 Prozent in Flaschen sei zwar grundsätzlich möglich, aufgrund der konkurrierenden Nachfrage aus unterschiedlichen Märkten sei aber ein Wert zwischen 30 und 75 Prozent realistisch. Dazu seien neben einer verbesserten Sammelquote auch Änderung etwa bei den Farben notwendig, aber auch beim Design. Auch das chemische Recycling könne einen Beitrag leisten. Bis 2025 wird in der EU eine Verarbeitungskapazität von 350.000 Jahrestonnen erwartet. Allerdings seien Fragen zur Ausbeute und zu den Kosten dieser Prozesse noch weitgehend unbeantwortet. Sollten diese Prozesse zudem ebenfalls auf Flaschen als Ausgangsmaterial setzen, könne dies zu einem Wettbewerb mit dem mechanischen Recycling führen, was aber die Gesamtmenge kaum steigern würde.

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