Report: Verbote von Einweg-Plastik wirken, greifen aber meist zu kurz

Der aktuelle Polyproblem-Report „Strafsache Strohhalm“ untersucht die Effekte so genannter „Plastikverbote“ auf drei Kontinenten

Verbote von Einweg-Plastikartikeln wie Plastiktüten und Strohhalmen führen sowohl zu einem spürbaren Rückgang der Vermüllung von Straßen und Stränden als auch zu einer intensiveren öffentlichen Diskussion über nachhaltigen Konsum. Die Gesamtmenge an Kunststoffabfällen lässt sich mit so genannten „Plastikverboten“ hingegen nicht signifikant verringern.

Zu diesem Ergebnis gelangt der aktuelle Polyproblem-Report der gemeinnützigen Röchling Stiftung und des Beratungshauses Wider Sense in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Energie, Umwelt. Unter dem Titel „Strafsache Strohhalm“ hat das Autorenteam die Wirkung staatlicher Verbote von Einweg-Plastikprodukten unter die Lupe genommen.

„Ob Verbote bestimmter Produkte und ihres Gebrauchs zur Bewältigung globaler ökologischer Krisen geeignet sind, ist eine umstrittene Grundsatzfrage. Wir wollten wissen, ob die Effekte über eine symbolische Wirkung hinausgehen“, umreißt Uwe Amrhein, Stiftungsmanager der Röchling Stiftung die Zielsetzung.

Das Autorenteam hat dazu auf drei Kontinenten recherchiert – in Kenia, Kalifornien und Deutschland – und aus Gesprächen mit Expertinnen und Experten Fallstudien erarbeitet.

Verbote bestimmter Einweg-Plastikartikel gibt es seit vielen Jahren in den meisten Ländern der Erde. Sie sind allerdings so verschieden ausgestaltet und auf unterschiedliche Produkte bezogen, dass sie bisher nicht zum globalen Aus für einen bestimmten Artikel geführt haben. Den jüngsten Zahlen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen zufolge haben 83 Staaten die kostenlose Ausgabe von Plastiktüten generell verboten. Weitere 61 Länder haben Produktions- und Einfuhrverbote eingerichtet. 27 Länder erheben Steuern auf die Produktion, und in 30 gibt es Aufpreise für Konsumenten. Trotzdem gibt es die Tüte noch.

Eine verbesserte internationale Abstimmung bei staatlichen Eingriffen in den Markt lautet daher eine Experten-Empfehlung aus Kenia.

Ein weiteres Problem, das sich besonders beim Blick auf Deutschland zeigte: Ein Verbot von Einweg-Plastik führt noch lange nicht zu einer Stärkung von Mehrweg-Systemen, wie Verbraucher- und Umweltschutzverbände in der Studie bemängeln. Ein Ausweichen auf Einwegprodukte aus anderen Materialen sei häufig zu beobachten, aber meist keine ökologisch sinnvolle Lösung.

Deshalb ist die Einbindung so genannter Plastikverbote in eine Gesamtstrategie die wohl wichtigste Handlungsempfehlung des neuen Polyproblem-Reports.

„Wenn Plastikverbote zu sauberen Stränden und weniger Vermüllung der Meere führen sollen, dann braucht es auch für die anderen Einleitungspfade klare Vorstellungen, wie man diese adressieren will. Wenn damit andere, vielleicht noch relevantere Ziele wie der Klima- und Ressourcenschutz unterstützt werden sollen, braucht es auch hier klare Vorstellungen, welche Rolle Kunststoff in einer zukünftig klimaneutralen und ressourcenleichten Kreislaufwirtschaft spielen soll“, schreibt Dr. Henning Wilts, Kreislaufwirtschaftsexperte des Wuppertal Instituts in seiner Zusammenfassung.

Was indes in allen betrachteten Regionen zu beobachten war, ist eine Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zu den restriktiven Maßnahmen und eine spürbare Belebung der Diskussion über nachhaltigen Konsum.

Ebenfalls eindeutig nachweisbar sei der tatsächliche, enorme Rückgang der konkret verbotenen Produkte in den jeweiligen Regionen. Ihr geringer Gewichts- und Volumenanteil führt allerdings nicht zu einer deutlichen Verringerung der Gesamtmenge des Plastikmülls.

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