BAV-Altholztag 2021 in Köln

Mehr als 170 Teilnehmer trafen sich zum zentralen Branchentreffen des BAV - Bundesverband der Altholzaufbereiter und -verwerter in Köln.
Bild: BAV

Dieter Uffmann, Vorsitzender des BAV, unterstreicht die wachsende Bedeutung der Veranstaltung: „Der BAV-Altholztag hat sich in den letzten Jahren zur wichtigsten Branchenveranstaltung entwickelt, die alle relevanten Akteure zusammenführt. Für alle, die wissen wollen, welche Themen die Altholzbranche bewegen, ist der Altholztag mittlerweile ein Muss.“

Thematisch deckte die Veranstaltung auch in 2021 ein umfangreiches Spektrum an Themen ab. Julia Möbus vom DeSH – Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband eröffnete die Veranstaltung mit einem Ausblick auf die turbulente Holzpreisentwicklung im Rekordjahr 2021. Eine Beruhigung des Marktes, so Möbus, sei nicht vor 2022 absehbar. Durch die aktuelle Klimaschutzgesetzgebung und ihre CO2-Minderungsziele für Wälder drohe bis 2045 ein möglicher Nutzungsverlust von bis zu 58 Prozent des jährlichen Zuwachses in Deutschland, so Möbus. Die Nutzung von Altholz wird daher für die Säge- und Holzindustrie immer bedeutsamer.

Uwe Feige vom Kommunalservice Jena stellte den Teilnehmern die Sperrmüllsammlung aus der Sicht eines kommunalen Entsorgungsunternehmens vor. Laut Feige ist die Erfassungstiefe von Sperrmüll im Holsystem aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen begrenzt. In Zukunft werden jedoch insbesondere die Wertstoffhöfe eine immer wichtigere Rolle bei der Sammlung und Sortierung von Altholz spielen. Jena will hier in Zukunft eine Vorreiterrolle einnehmen.

„IKEA hat ein großes Interesse an recyceltem Holz“, mit diesen Worten gab Jan-Olof Fechter Einblicke in die ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie von IKEA. Der Weltkonzern will bis 2030 einen durchschnittlichen Recyclingholzanteil von mindestens 80 Prozent in Spanplatten erreichen. Der schwedische Möbelhersteller arbeitet außerdem daran, den Anteil von recyceltem Holz in MDF/HDF-Platten bis 2030 auf 15 Prozent zu erhöhen. Derzeit wird in diesen Holzwerkstoffen noch kein recyceltes Holz eingesetzt, weil es hier keine Verarbeitungsmöglichkeiten im industriellen Maßstab gibt.

Dr. Thomas Richter vom Bundesumweltministerium informierte über den Stand des Verfahrens zur Novellierung der Altholzverordnung. Laut Dr. Richter ist der Auftrag der Bundesregierung, die Altholzverordnung zu evaluieren, für die laufende Legislaturperiode erfüllt. Die Novellierung soll frühestens zum Jahresende 2021 beginnen. Mit einem Abschluss des Verfahrens ist laut Dr. Richter nicht vor 2022/2023 zu rechnen. Ob eine neue Bewertungsmethodik eingeführt wird, ist noch nicht endgültig festgelegt. Für die so wichtige Abschaffung der Chargenhaltung stellte Dr. Richter die aktuellen Überlegungen des Ministeriums vor und skizzierte hier verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten.

Sven Runtemund von der OAS AG zeigte die Vorteile von Automatisierung und Digitalisierung bei der Abwicklung komplexer LKW-Lieferprozesse auf. Das auf Hofmanagement spezialisierte Unternehmen ist in der Lage, Lieferprozesse für unterschiedlichste industrielle Anforderungen effizient und präzise zu digitalisieren und zu automatisieren. Die Technologie ist bereits in Unternehmen der Holzwerkstoffindustrie im Einsatz.

Timo Huotari von Prometec zeigte in seinem Vortrag die Vorteile von teil- und vollautomatisierten Probenahmesystemen auf. Bei der Verwertung von Altholz ist die Qualität von besonderer Bedeutung. Die Systeme des finnischen Herstellers können Proben direkt auf den Ladeflächen von LKWs, Waggons oder Containern entnehmen und gewährleisten eine hohe Probendichte und Repräsentativität.

„Wie können Verunreinigungen wie Kunststoffe oder MDF-, OSB- und Multiplex-Platten von frischem Holz getrennt werden?“ Diese Frage hat sich die Steinert GmbH gestellt und eine Lösung gefunden, die Andreas Jäger vorstellte. Die Nah-Infrarot-Systeme der neuesten Anlagengeneration der Steinert GmbH können Materialfraktionen wie Span- und MDF-Platten sowie verschiedene Kunststoffe abtrennen. Bei einem Durchsatz von 12 Tonnen pro Stunde erreichen die Anlagen Ausbeuten von 96 bis 99 Prozent für die genannten Fraktionen.

Den Schlusspunkt setzte Jurek Zaroffe vom Brüsseler Büro des BDE – Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft. Er stellte die möglichen Auswirkungen der europäischen Taxonomieverordnung auf die Branche vor. Das Regelwerk legt künftig fest, ob eine wirtschaftliche Tätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist. Daran wird in Zukunft der Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition bemessen. Die Nichteinhaltung der Taxonomie-Kriterien kann weitreichende Folgen haben, unter anderem die Nicht-Zuteilung von EU-Fördermitteln.

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