Studie: Ü30 trennt Müll besser als die Jugend

Je älter, desto vorbildhafter: Unter-30-Jährige haben laut einer Studie des VOEB Aufholbedarf bei der Mülltrennung. Das gebe Anlass zur Sorge, denn als Konsumenten von morgen hängt vor allem von ihrem Verhalten ab, ob in Zukunft eine ökologische Kreislaufwirtschaft gelingen kann.
(Quelle: Unsplash, Mika Baumeister)

Welchen persönlichen Beitrag leisten die Österreicherinnen und Österreicher zum Umweltschutz? Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist dieser Frage in einer repräsentativen Studie nachgegangen. An erster Stelle steht mit 84 Prozent Zustimmung die sorgfältige Trennung des Abfalls, gefolgt von dem Wunsch, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren (77 Prozent). Zwei Drittel der Befragten achten darauf, Problemstoffe wie Batterien korrekt zu entsorgen, und etwas mehr als die Hälfte bemüht sich, Verpackungsmüll und Plastik zu vermeiden. Wasser zu sparen, Abfall generell zu vermeiden und kaputte Elektrogeräte reparieren statt gleich zu entsorgen sind weitere Möglichkeiten, der Umwelt etwas Gutes zu tun. „Jeder Einzelne leistet mit unterschiedlichen Alltagsgewohnheiten einen positiven Beitrag zur persönlichen Umweltbilanz“, freut sich Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB. „Mit der aktuellen Debatte zum Klimaschutz ist auch der Bevölkerung die Bedeutung von Abfällen als wertvolle Sekundärrohstoffe bewusst geworden.“

Aufholbedarf bei unter 30-Jährigen

Tatsächlich bestätigen 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher, dass Abfall ein wichtiger Rohstoff ist, und 87 Prozent der Befragten wünschen sich eine ökologische Kreislaufwirtschaft, in der Rohstoffe wiederverwertet werden. Grund zur Sorge bereitet allerdings die Tatsache, dass junge Menschen unter 30 Jahren deutlich seltener als Ältere angeben, ihren Abfall zu trennen (72 Prozent vs. 91 Prozent über 60 Jahren), Problemstoffe wie Batterien korrekt zu entsorgen (52 Prozent vs. 77 Prozent) oder Verpackungsmüll zu vermeiden (47 Prozent vs. 60 Prozent). Im Gegensatz dazu engagieren sie sich öfters aktiv an umweltpolitischen Bewegungen wie Fridays for future (11 Prozent vs. 1 Prozent) oder beteiligen sich an Säuberungsaktionen (19 Prozent vs. 13 Prozent).

„Immer wieder bestätigen Studien, dass sich junge Menschen zwar umweltpolitisch engagieren, aber im Alltag nicht immer entsprechend handeln. Diesen Widerspruch erklären wir uns damit, dass die Mülltrennung vor rund 30 Jahren in Österreich eingeführt, damals massiv beworben und darüber diskutiert wurde – heute allerdings nicht mehr. Daher scheint sie für die ältere Generation selbstverständlich zu sein, nicht aber für die jüngere. Dabei ist die sorgfältige Trennung von Abfall die wirksamste Maßnahme, um Wertstoffe im Wirtschaftskreislauf zu halten“, so Jüly. „Wir brauchen unbedingt eine zeitgemäße Aufklärung über Mülltrennung, um die junge Generation er erreichen – am besten über Apps oder sozialen Medien und in mehreren Sprachen. Und natürlich wäre es am einfachsten, wenn die österreichweit geforderte einheitliche Sammlung von Wertstoffen endlich umgesetzt wird.“ So gibt es in Österreich derzeit bis zu 13 verschiedene Sammelsysteme, um beispielsweise Plastikflaschen, Leichtverpackungen oder Dosen zu sammeln. „Wir haben nur mehr wenig Zeit, um die Umweltziele der EU zu erreichen, wie etwa die Verdoppelung des Kunststoffrecyclings. Weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht können wir es uns leisten, unsere Ressourcen zu verschwenden.“

Burgenländer und Oberösterreicher besonders aktiv

Die regionalen Ergebnisse zeigen, dass es in den Bundesländern ein Umweltbewusstsein mit unterschiedlichem Fokus gibt:

  • Die Burgenländer achten am meisten auf die Mülltrennung (92 Prozent, im Vergleich dazu Wien 76 Prozent), knapp gefolgt von den Kärntnern und Tirolern mit 89 Prozent. Die Burgenländer gehen auch besonders achtsam mit Lebensmitteln um (84 Prozent, Wien und Steiermark 73 Prozent).
  • Die Oberösterreicher achten besonders darauf, Problemstoffe richtig zu entsorgen (72 Prozent, Wien 60 Prozent); sie sind besonders gut im Reparieren von kaputten Elektroaltgeräten, anstatt sie zu entsorgen (48 Prozent, Burgenland nur 25 Prozent) und bevorzugen Second-Hand-Ware (31 Prozent, Salzburg und Kärnten nur 15 Prozent).
  • Die Tiroler benützen am öftesten wiederverwendbare Stofftaschen für den Einkauf (79 Prozent, Steirer 70 Prozent) und achten sehr auf die Vermeidung von Verpackungsmüll (65 Prozent, Kärnten und Burgenland 49 Prozent).
  • Den Salzburgern ist Wasser sparen ein großes Anliegen (60 Prozent, Niederösterreich 44 Prozent).
  • Die Vorarlberger sind Meister beim Vermeiden von Abfall (66 Prozent, Wien nur 44 Prozent).
  • Die Wiener verzichten am liebsten auf das Auto (42 Prozent, Steirer hingegen 24 Prozent).

„Die Abfall- und Ressourcenwirtschaft trägt mit ihrer täglichen Arbeit maßgeblich zum Umweltschutz bei, indem Abfälle zu wertvollen Sekundärrohstoffen verarbeitet werden. Auch die nächsten Jahre werden wir unsere Verantwortung wahrnehmen und Investitionen in den Ausbau der österreichischen Kreislaufwirtschaft tätigen, uns für Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung einsetzen und unsere Expertise zur Verfügung stellen“, so Jüly abschließend.

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