Personalplanung bei Entsorgern und Recyclern

Entsorgungsunternehmen in Deutschland reagieren auf die Herausforderungen der Coronakrise in ihrer Personalplanung unterschiedlich.

Während große Entsorger dazu neigen, die Krise als Chance zu nutzen und Personal aufstocken wollen, reagieren kleine und mittlere Betriebe der Branche durchwachsen und zurückhaltend auf die pandemiebedingten Herausforderungen oder wollen sogar Stellen abbauen. Zu diesem Ergebnis kommen die Personalexperten der HR-Expertgroup nach der Auswertung einer bundesweiten Umfrage in der Entsorgungswirtschaft.

Insgesamt 32 Unternehmen jeglicher Größe haben an der Umfrage teilgenommen. „Ich freue mich sehr, dass so viele Entsorger und Recycler an unserer Branchenumfrage teilgenommen haben“, berichtet Thomas Tettinger, Partner der HR-Expertgroup. „Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, aber sie bestätigen die Erfahrungen, die wir bei unserer täglichen Arbeit machen.“

Entsorgungswirtschaft zeigt sich krisenfest

In der Summe zeigten sich die Unternehmen der Entsorgungswirtschaft in der Umfrage als äußert krisenfest: Jeder zweite teilnehmende Entsorger kündigte an, seinen Personalbestand in diesem Jahr aufstocken zu wollen. Nur 19 Prozent der Teilnehmer wollen Personal abbauen, etwa ein Drittel will seine Mitarbeiterzahl halten.
Bei den teilnehmenden Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern äußerte kein einziges den strategischen Wunsch, Personal abbauen zu wollen. Ganz im Gegenteil: Viele Teilnehmer kündigten einen zum Teil deutlichen Personalaufbau an. „Offenbar sehen viele der größeren Entsorger die Krise als Chance, ihre Personalprobleme zu lösen“, vermutet Tettinger.

Wenn Personalabbau, dann im administrativen Bereich

Bei den kleineren bis mittleren Unternehmen in der Branche ist das Ergebnis durchwachsen: Unternehmen bis zu 250 Mitarbeitern halten sich im Personalauf- und -abbau in etwa die Waage. Ein weiteres klares Ergebnis der Umfrage: Wenn Personal abgebaut werden soll, dann im administrativen Bereich – also beispielsweise in der Verwaltung. Konkret wollen 88 Prozent der Umfrageteilnehmer, die einen Personalabbau ankündigten, Mitarbeiter in der Administration entlassen. Outplacement-Lösungen spielen hier noch eine eher untergeordnete Rolle. Für über 80 Prozent der Teilnehmer kommen diese Möglichkeiten nicht in Frage. Immerhin: Fast jeder fünfte Teilnehmer zeigte sich in der Umfrage offen für innovative Outplacement-Lösungen.

Demographischer Wandel verschärft Personalsorgen

Nur rund 23 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen Personal auch im Bereich Betrieb und Technik reduzieren. „Das könnte mit dem generellen Mangel an Fachkräften zusammenhängen“, vermutet Tettinger, der selbst viele Jahre in der Entsorgungs- und Recyclingbranche gearbeitet hat. Wie in anderen Branchen auch, droht der Fachkräftemangel die dynamische Entwicklung der Unternehmen in der Entsorgungsbranche zu hemmen. Über 60 Prozent der Teilnehmer gaben in der Umfrage an, demnächst Mitarbeiter zu verlieren und die Stellen nicht neu zu besetzen. Besonders deutlich ist dieser Mitarbeiterschwund bei den großen Unternehmen in der Branche: Manche Teilnehmer verlieren auf diese Weise in diesem Jahr bis zu 50 Mitarbeiter.

Ein wesentlicher Grund hierfür ist der demographischen Wandel. „Die Generation der Babyboomer geht in Rente und weniger geburtenstarke Jahrgänge rücken nach“, erklärt Tettinger. Die Situation werde sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. „Es wird immer schwieriger, gutes Personal zu finden“, fasste ein Teilnehmer der Umfrage die Situation zusammen.

Viele Entsorger setzen auf Personalberater

Trotz dieser Schwierigkeiten ist die klassische Stellenanzeige für die meisten Unternehmen noch immer das Mittel der Wahl bei der Suche nach Personal. Doch 42 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, sich üblicherweise auch der Hilfe von Personalberatern zu bedienen. „Das ist ein ungewöhnlich hoher Wert“, betont Tettinger. „Aus Studien wissen wir, dass etwa ein Viertel aller Stellenanzeigen in Deutschland von Personaldienstleistern geschaltet werden.“ Personalberater kosten Geld, daher setzen Unternehmen sie in der Regel nur ein, wenn sie Probleme haben, einen geeigneten Kandidaten zu finden – für Tettinger ein weiteres Indiz für die großen Personalsorgen in der Entsorgungswirtschaft.

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